Fette

Fette: feste bis flüssige, tierische, pflanzliche oder synthetische Produkte, die hauptsächlich aus Gemischen von Fettsäureglyzeriden (Estern des Glycerols mit Fettsäuren) bestehen. Meist sind alle 3 Hydroxylgruppen des Glycerols mit je einem Fettsäuremolekül verestert (Triglyzeride). In festen Fetten sind überwiegend gesättigte Fettsäuren (zum Beispiel Stearin- und Palmitinsäure, C17H35COOH beziehungsweise C15H31COOH) gebunden, in flüssigen Fetten (fetten Ölen) ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren (zum Beispiel Öl-, Linol- und Linolensäure, C17H33COOH beziehungsweise C17H31COOH beziehungsweise C17H29COOH). Die fetten Öle unterteilt man je nach ihrer Eigenschaft, allmählich zu erstarren, in nichttrocknende (zum Beispiel Olivenöl), halbtrocknende und trocknende Öle (zum Beispiel Leinöl). Die Trockenfähigkeit ist umso stärker ausgeprägt, je stärker ungesättigt die gebundenen Fettsäuren sind. Durch Hydrierung lässt sich der ungesättigte Charakter mehr oder weniger stark verringern, so dass fette Öle in feste Fette übergehen (Fetthärtung). Die Naturfette sind Bestandteile tierische und pflanzliche Zellen und kommen auch in der Milch vor; sie werden vorwiegend durch Ausschmelzen, Auspressen und Extrahieren gewonnen. Pflanzenfette finden sich besonders in den Samen und im Fruchtfleisch. Die natürliche Fette enthalten neben den Fettsäureglyzeriden stets Begleitstoffe (Lipoide), zum Beispiel Phosphatide, Vitamine, Stearine, Carotine. Glyceride und Lipoide werden unter der Bezeichnung Lipide zusammengefasst. Die Fette haben eine Dichte von etwa 0,9 g/cm3. Sie sind unlöslich in Wasser, können jedoch in Gegenwart von Emulgatoren (zum Beispiel durch Wasch- und Spülmittel) emulgiert werden. Leicht lösen sich die Fette in Benzin, Benzol und Trichloräthylen (chemische Reinigung). Man verwendet die Fette und fetten Öle vorwiegend als Nahrungsmittel (Energienutzwert etwa 37,6 kJ/g), für Anstrichstoffe sowie zur Herstellung von Glyzerol und Seife.

Fettgewebe: Art des Bindegewebes; Verband von Fettzellen, die durch Einlagerung von Fetttröpfchen in Retikulumzellen entstehen. Das Fettgewebe enthält das dem Fettstoffwechsel dienende Speicherfett oder das druckelastische Polster bildende Baufett.

Fetthärtung, Ölhärtung: Umwandlung flüssiger Fette (fetter Öle, Trane) in feste oder halbfeste Produkte durch Hydrierung. Hierbei leitet man bei etwa 200 °C und 200 kPa Wasserstoff durch flüssiges Fett, das feinverteiltes schwarzes Nickel als Katalysator enthält. Dadurch werden die in den Fetten gebundenen ungesättigten Fettsäuren in erforderlichem Ausmaß in gesättigte beziehungsweise weniger ungesättigte umgewandelt. Stärkere Hydrierung führt zu Hartfett, schwächere zu Weichfett; letzteres dient zur Herstellung von Margarine und Seife.

Fettreif: bei Schokolade auftretender grauer Belag von auskristallisierter Kakaobutter, der das Aussehen, nicht aber die geschmackliche Qualität beeinträchtigt.

Fettsäurekondensationsprodukte: synthetische grenzflächenaktive Substanzen der Formel R-CO-X, wobei R-COein Fettsäureradikal und X eine hydrophile Gruppe bedeuten. Fettsäurekondensationsprodukte sind zum Beispiel Acylamid-Sulfonate. Sie dienen als Waschmittel für Wolle und Seide sowie zur hautschonenden Körperpflege; auch finden sie Verwendung als Emulgatoren und zum Dispergieren von Farbstoffen.

Fettsäuren: Carbonsäuren, deren Glycerinester den Hauptbestandteil der Fette und fetten Öle bilden. Wichtige gesättigte Fettsäuren sind zum Beispiel Stearinsäure (Oktadekansäure) und Palmitinsäure (Hexadecansäure); zu den ungesättigten Fettsäuren gehören Ölsäure (Octadecensäure, sowie die mehrfach ungesättigten Fettsäuren mit Vitamincharakter («Vitamin F») Linolsäure und Linolensäure. Die Fettsäuren werden durch Verseifung von Fetten oder durch Paraffin-Oxidation gewonnen und zur Herstellung von waschaktiven Substanzen, Fettalkoholen sowie Kerzen verwendet.

Fettschweiß: bei Schafen Absonderungen der Schweiß- und Talgdrüsen, die auf der Haut eine Verbindung eingehen; dabei wird ein Teil des Talges zum Fettschweiß verseift. Fettschweiß wird in Wollwäschereien gewonnen und zur Herstellung von Salben und kosmetischen Artikeln verwendet.

Fettspaltung: hydrolytische Zerlegung von Fetten in freie Fettsäuren (beziehungsweise deren Salze, die Seifen) und Glyzerol. Die Fettspaltung erfolgt technisch durch Autoklaven Spaltung (mit Wasserdampf von 170 °C und 0,8 bis 1,0 MPa während 6 bis 10 Stunden), Säurespaltung (mit konzentrierter Schwefelsäure bei 110 °C während 1 bis 2 Stunden), Reaktivspaltung (mit Wasserdampf in Gegenwart spezieller aromatischer Sulfonsäuren) und alkalische Spaltung (Verseifung durch Kochen mit Natronlauge).

Fettsucht, Adipositas, Obesitas: abnorme Ansammlung von Körperfett mit entsprechend vermehrter Körpermasse infolge konstitutioneller Disposition, endokriner und Zwischenhirn-Erkrankungen sowie durch zu reichliche Nahrungsaufnahme (Mastfettsucht). Die Fettsucht fordert die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Auftreten eines Diabetes mellitus.