Fernsehen

Fernsehen, Television, Abkürzung TV: 1. Fernsehen, Fernsehrundfunk: drahtlose Übertragung von Bildern bewegter und unbewegter Objekte mit zugehörigem Begleitton für einen großen, mit entsprechend Empfangsgeräten ausgestatteten Teilnehmerkreis. Mittels Fernsehaufnahmeröhre(n) in der Fernsehkamera werden bei zeilenweiser Abtastung (nach CCIR Norm 25mal je Sekunde 625 Zeilen) die Bilder in elektrische Signale umgewandelt, verstärkt, durch die ebenfalls elektrische Ton- und Synchronsignale ergänzt und über Kabel- oder Richtfunkverbindungen einem Fernsehsender zugeführt. Hier werden die Bild- und Synchronsignale im Bild-, die Tonsignale im Tonsender je einem Träger (siehe auch Rundfunkwellen) aufmoduliert und als elektromagnetische Wellen ausgestrahlt. Empfang und Wiedergabe erfolgen im Fernsehempfänger. Während beim Schwarz-Weiß- Fernsehen das Bildsignal nur Helligkeitswerte überträgt, enthält es beim Farbfernsehen Helligkeits- und Farbinformationen. Die Farbsignale charakterisieren die roten, blauen und grünen Teilbilder, die in 3 Fernsehaufnahmeröhren der Farbfernsehkamera erzeugt und zur Wiedergabe mit Farbfernsehröhren (Bildröhre) benötigt werden. Da sich die für das Fernsehen verwendeten Ultrakurz- und UHF-Wellen lichtähnlich ausbreiten, werden die Sendeantennen auf Bergen oder Türmen errichtet. Fernsehsendungen werden als Direkt- (Live-) Sendungen (aus Theatern, Stadien, Fernsehstudios) oder als gespeicherte Programme (Fernsehaufzeichnung) übertragen. Internationaler Programmaustausch über Intervision unter anderem Siehe auch Kabelfernsehen. Das Fernsehen entwickelte sich zu einem bedeutenden Instrument der politisch-ideologischen Leitung der Gesellschaft und Mittel der sozialen Kommunikation. Es verbindet Elemente der Presse (insbesondere der Bildpresse), des Theaters, Films und Hörfunks zu einer neuen publizistischen und künstlerischen Einheit und hat eigenständige Formen entwickelt. In seiner Komplexität politischer, ökonomischer, pädagogischer, wissenschaftlicher und kultureller Wirkungsbereiche ist das Fernsehen am engsten mit dem Hörfunk verwandt, zu dessen Informationsschnelligkeit und territorial unbegrenzter akustischer Wirkung die visuelle Anschauung im Fernsehen hinzu tritt. Das Fernsehen, das als publizistische Instrument Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert aufkam, entwickelte sich entscheidend erst nach Ende des 2. Weltkrieges; es erlangte als Massenmedium eine ständig wachsende Bedeutung. Ende 1966 waren in 75 Ländern insgesamt 200 Millionen Fernsehgeräte registriert, 1978 378 Millionen in 132 Ländern.

2. Fernsehen, industrielles Fernsehen, technisches Fernsehen: Fernsehbildübertragung für technische oder wissenschaftliche Zwecke, wenn die direkte Beobachtung erschwert (zum Beispiel Flammenüberwachung), gefährlich (zum Beispiel Kernstrahlung) oder unmöglich ist (zum Beispiel kosmische Objekte in der Raumfahrt), mehrere entfernte Objekte zentral beobachtet (zum Beispiel Verkehrsüberwachung) oder kleine Objekte einem großen Zuschauerkreis zugänglich gemacht werden müssen (zum Beispiel Übertragung von Operationen oder Experimenten in Hörsäle).

Fernsehdramatik: Sammelbegriff für die verschiedenen Formen der für das Fernsehen geschaffenen dramatischen Werke, insbesondere Fernsehfilm (einschließlich Fernsehroman) und Fernsehspiel, sowie für die fernsehgemäßen Bearbeitungen literarischer unter anderem Vorlagen. Die Fernsehdramatik verschaffte der epischen-dramatischen Kunst eine bis dahin nicht gekannte Breiten- und Tiefenwirkung. Sie einen bedeutenden Anteil an der literarischen Eroberung der neuen gesellschaftlichen Wirklichkeit und der Gestaltung des Menschenbildes.

Fernsehempfänger: Gerät zum Empfang und zur Wiedergabe von Fernsehsendungen. Die mit den Bild-, Ton- und Synchronsignalen modulierten Rundfunkwellen werden von der Antenne aufgenommen und über Kabel, gegebenenfalls zusätzlich über eine Gemeinschaftsverstärkeranlage, dem Fernsehempfänger zugeführt. Nach einer Vorverstärkung werden die VHF- beziehungsweise UHF-Schwingungen durch Mischung in den Zwischenfrequenzbereich umgesetzt, verstärkt und anschließend demoduliert. Weiterhin erfolgt eine Trennung der Bild-, Ton- und Synchronsignale; das Bildsignal (Videosignal) dient zur Helligkeitssteuerung der Bildröhre, das Tonsignal wird dem Lautsprecher zur Tonwiedergabe zugeführt und die Synchronsignale steuern die Ablenkschaltungen in der Weise, dass Zeilen- und Bildwechsel im Fernsehempfänger mit denen in der Fernsehkamera synchron erfolgen. Beim Farbfernseh-Empfänger übernimmt ein Dekoder die Rückgewinnung der 3 Farbkomponentensignale Rot, Grün und Blau, mit denen die Farbfernsehröhre ausgesteuert wird.

Fernsehfilm: für das Fernsehen hergestellter Film, bei dessen Produktion nicht die Fernsehelektronik, sondern die Filmtechnik (Aufnahme- und Bearbeitungstechnik) angewandt wird. Zu unterscheiden sind der Fernsehfilm mit Spielhandlung als eine Form der Fernsehdramatik und der Dokumentar- Fernsehfilm. Der Fernsehfilm mit Spielhandlung weist gleiche Gestaltungsmittel wie der Spielfilm auf, nutzt aber besonders Nah- und Großaufnahmen. Im mehrteiligen Fernsehfilm (Fernsehroman) werden die Entwicklung eines Helden oder komplizierte historische Prozesse in epischer Breite dargestellt.

Fernsehgroßprojektion, Fernsehkino: Darstellung von Fernsehbildern auf Großflächen mittels spezieller lichtstarker Bildröhre und optischer Projektion auf eine Schirmfläche.

Fernsehkamera: Gerät zur Bildaufnahme beim Fernsehen. Zur Fernsehkamera gehören folgende Teile: Objektiv (Revolverkopf- oder Varioobjektiv), Sucher (zur Bildausschnittwahl und Schärfeeinstellung durch den Kameramann), 1 (bei Schwarzweiß-Fernsehkamera) oder 3 (bei Farb-Fernsehkamera) Fernsehaufnahmeröhren, Vorverstärker (für das elektrische Bildsignal), Teile des Ablenk- und Speisegerätes sowie Einrichtungen zur Fernbedienung.

Fernsehnorm: für ein Fernsehübertragungssystem maßgebende technische Bedingungen, wie Zeilenzahl, Anzahl der Teilbilder je Sekunde, Modulationsart, Videobandbreite, Frequenzabstand von Bild- und Tonträger, Parameter des Farbsystems bei Farbfernsehnorm (zum Beispiel Farbträgerfrequenz, Kompatibilität) unter anderem. Der Programmaustausch bei unterschiedlicher Fernsehnorm erfordert Fernsehumsetzer.

Fernsehspiel: für das Fernsehen geschaffenes Werk, dessen Dramaturgie der des Theaters verwandt ist; die Handlung konzentriert sich meist auf wenige Personen und Orte. Fernsehspiel werden im Studio produziert und mit elektronischen Kameras aufgenommen und aufgezeichnet, gelegentlich auch direkt gesendet.

Fernsehstudio: klimatisierter und schallgedämmter Raum mit aufnahme- und bühnentechnischen Einrichtungen zur Aufnahme von Fernsehsendungen. Man unterscheidet Ansage-Fernsehstudio, aktuelles Fernsehstudio, Fernsehstudio für Live-Sendungen und Vorproduktionsfernsehstudio.

Fernsehumsetzer: 1. Fernsehumsetzer, Normenwandler: technische Einrichtung, die die Umwandlung eines Fernsehprogramms in eine andere Fernsehnorm vornimmt.

2. Fernsehumsetzer, Fernsehkanalumsetzer: technische Einrichtung, die ein Fernsehprogramm empfängt und in einem anderen Kanal ausstrahlt.