Farbe

Farbe: 1. Strahlung eines schmalen Bereichs des elektromagnetischen Spektrums. Quasimonochromatisches Licht (das heißt Licht einer Wellenlänge X) stellt eine reine Spektralfarbe dar. Bezogen auf den Gesichtssinn ist Farbe eine durch den objektiv gegebenen Farbreiz ausgelöste subjektive Empfindung (siehe auch Farbwahrnehmung). Der physiologische Farbreiz ist durch die Farbreizfunktion festgelegt. Darin bedeuten Sx die spektrale Energieverteilung der einen Körper treffenden Strahlung und ßx den Remissions- beziehungsweise Transmissionsgrad des Körpers. Bunte Farben sind durch Farbton, Sättigung und Helligkeit, unbunte Farbe (Schwarz, Grau und Weiß) nur durch die Helligkeit gekennzeichnet. Der Farbton charakterisiert die qualitative Seite (Rot, Gelb, Grün, Blau und so weiter), die aber auch im Rahmen der Farbmetrik (1 Farbenlehre) durch Maßzahlen quantifizierbar ist. Die Sättigung kennzeichnet den Grad der Farbigkeit im Vergleich zum gleich hellen Grauton. Die Helligkeit wird als Verhältnis der Leuchtdichte einer farbigen Fläche zur Leuchtdichte des sogenannten Normalweiß angegeben. Bei der additiven Farbmischung (zum Beispiel beim Farbfernsehen) werden Farbreize überlagert. Die Farbreize können dem Auge gleichzeitig oder in schneller Folge angeboten werden. Im letzteren Fall muss die Flimmerfrequenz überschritten sein. Komplementär-, Gegen- oder Ergänzungsfarbenpaare (zum Beispiel Gelb-Violettblau, Purpur Grün) mischen sich additiv zu Grau oder Weiß. Die Komplementärfarbe entsteht auch, wenn eine Farbe aus dem Spektrum entfernt wird. Die Gesetze der additiven Farbmischung beruhen darauf, dass das Farbensehen trichromatisch ist. Jede Farbvalenz F kann aus 3 Bezugsfarbe X, Y, Z, die nicht durch Mischung auseinander erzeugbar sind, hergestellt werden: F = XX+YY+ZZ. X, Y und Z sind die Mischungsanteile. Subtraktive beziehungsweise multiplikative Farbmischung tritt ein, wenn die spektrale Zusammensetzung des Lichtes beim Durchgang durch Stoffe verändert wird (zum Beispiel beim Mehrschichten-Farbfilm). Die Transmissionsgrade der einzelnen Stoffe multiplizieren sich dabei. In der Umgangssprache ist Farbe ein Mittel zur Farbgebung von Gegenständen, das Farbstoffe in geeigneten Suspensionen oder Lösungen enthält (zum Beispiel Anstrichfarbe). In der bildenden Kunst ist die Farbe ein vielseitiges Gestaltungsmittel, das starke ästhetische Erlebnisse vermitteln kann. In Architektur, Plastik und Kunstgewerbe wird sie vorwiegend schmückend verwendet (Polychromie), sowohl durch die Eigenfarbigkeit der Werkstoffe (Inkrustation 2, Intarsia) als auch durch Aufträgen von Farbstoffen. In der Malerei ist die Farbe selbst formgebendes Element. Nach den verschiedenen Maltechniken und Bindemitteln werden Öl-, Guasch-, Tempera-, Pastell-, Leim-, Wachs-, Aquarell-, Acrylfarben unter anderem, nach der Dichte ihres Auftrags Lasur- und Deckfarben unterschieden.

2. Unterscheidungsmerkmal der Spielkarten (Eicheln, Herzen, Kreuz, Schellen unter anderem).

Farbauszug: fotografisch mittels Farbauszugsfilters angefertigtes Teilfarbennegativ oder -diapositiv (Strich, Halbton oder Raster) nach mehrfarbigen Vorlagen zur Herstellung von Druckformen für den Farbendruck. Die bei der Aufnahme in den Strahlengang der Reproduktionskamera eingeschalteten durchsichtigen Farbauszugsfilter sind komplementärfarbig zum anzufertigenden Farbauszug (Grundfarben Gelb, Purpur, Zyan). Bezeichnung des Farbauszug entweder nach vorgesehener Druckfarbe oder verwendetem Farbauszugsfilter.

Farbband: ein- oder zweifarbiger Farbträger für schreibende Büromaschinen. Das Farbband ist für mehrmalige Verwendung als Gewebefarbband (aus Baumwolle, Seide, Chemiefaser) und für einmalige Verwendung als Kohlepapier-Farbband (Kohle-, Carbonband) ausgeführt.

Färbeapparat: Vorrichtung zum Färben unbewegter Garne in bewegter Farbflotte (Flotte).

Farbechtheit: Widerstandsfähigkeit von Färbungen und farbigen Drucken auf Textilien gegen Einwirkungen, denen sie bei der Herstellung und im Gebrauch ausgesetzt sind.

Färbemaschine: 1. Lederherstellung: programmierbarer Apparat zum Färben von Ledern mit synthetischen Farbstoffen.

2. Textiltechnik: Vorrichtung zum Färben bewegter Textilien in unbewegter Farbflotte.

Färben: Behandeln von Textilien jedes Verarbeitungszustandes in wässriger Farbstofflösung oder -suspension und Färbehilfsmitteln auf Färbemaschinen oder -apparaten.

Farbendruck, Mehrfarbendruck, früher Chromo-Druck: Illustrationsdruck zur färb- und tonwertähnliche Wiedergabe farbiger Halbtonvorlagen, wobei durch Zusammendruck gerasterter Farbplatten in den Grundfarben Purpur, Gelb, Zyan (Drei-Farbendruck) und Schwarz (Vier-Farbendruck) zusammen mit dem Weiß des Bedruckstoffes alle Mischfarben erzeugt werden.

Farben dünner Blättchen: bei der Interferenz von Lichtwellen, die durch Aufteilung einer Lichtwelle an den Grenzflächen dünner Schichten entstehen, auftretende Mischfarben (Komplementärfarben zu den jeweils ausgelöschten Farben). Farben dünner Blättchen sind zum Beispiel die Anlassfarben bei Stahl und die Farben auf dünnen Ölschichten.

Farben-Helligkeits-Diagramm: Zustandsdiagramm der Sterne, Sonderform des Hertzsprung-Russell-Diagramms, in dem die scheinbare Helligkeit über dem Farbenindex aufgetragen ist. Das Farben-Helligkeits-Diagramm wird insbesondere für Sternhaufen aufgestellt.

Farbenlehre: Wissenschaft von der Wechselbeziehung zwischen den physikalischen Eigenschaften des Farbreizes, dem Auge und dem Farbeindruck. Die Farbenlehre erfordert Erkenntnisse der Physik, der Physiologie und der Psychologie des Sehvorganges. Die Kennzeichnung der Farbmerkmale nach physikalischen Gesichtspunkten wird in der niederen Farbmetrik vorgenommen, in der jede Farbvalenz durch die Mischungsanteile dreier Bezugsfarben bestimmt ist (siehe auch Farbe). In der höheren Farbmetrik wird der Farbreiz in Beziehung zur Farbwahrnehmung gesetzt.

Farbenplastik: auf der physiologischen und psychologischen Farbwirkung beruhende Raumvorstellungen in der kartographischen Reliefdarstellung (rote und gelbe Farbtöne für Nähe, blaue und grüne für Ferne).

Farbensehen: Fähigkeit zur Wahrnehmung von Farben. Im gesamten Spektralband des für den Menschen sichtbaren Lichtes (elektromagnetische Wellen der Länge zwischen 380 und 780 nm) können etwa 150 Farbtöne unterschieden werden. Dabei ist im Grün- (um 500 nm) und im Rotbereich (um 620 nm) die Unterscheidungsfähigkeit am besten (2 nm). Für das Farbensehen sind die in der Netzhaut befindlichen lichtempfindlichen zapfenförmigen Zellen (Fotorezeptoren) notwendig, die auf bestimmte Wellenlängen ansprechen (Orange-, Grün- und Blauzapfen). Aus der Mischerregung zweier oder aller 3 Zapfentypen ist entsprechend einer additiven Farbmischung die Vielfalt der Farbempfindungen, etwa 500000 (Dreikomponententheorie von Helmholtz), erklärbar. Farbkontraste und farbige Nachbilder erscheinen in der Komplementärfarbe. Die Wahrnehmung von Farben beruht auf komplexen Mechanismen, an denen das ganze Sehsystem vom Auge bis zur Hirnrinde beteiligt ist. Bei Funktionsausfall aller Zapfentypen liegt totale Farbenblindheit vor (sehr selten). Farbenfehlsichtigkeiten (Rot-Grün-Unterscheidungsschwäche unter anderem) sind relativ häufig. Störungen des Farbensehens sind geschlechtsgebunden (Männer 8 %, Frauen 0,5 %) und rezessiv vererbbar.

Farberden: meist Verwitterungsbildungen von Mineralen und Gesteinen, als natürlichen Farbstoffe abgebaut, zum Beispiel Ocker, Grünerde und Kreide.

Färberpflanzen: früher zur Farbstoffgewinnung angebaute Pflanzen, zum Beispiel der Waid, dessen Blätter blauen Farbstoff enthalten, die roten Farbstoff liefernde Krappwurzel (Färberröte) und der Saflor, aus dessen Blüten ebenfalls roter Farbstoff (Carthamin) gewonnen wurde.

Färbeverfahren: Methode in der biologischen beziehungsweise histologische Technik zur Sichtbarmachung bestimmter Bestandteile-von Mikroorganismen, Zellen oder Geweben mit Hilfe von Farbstoffen.

Farbholz: tropische Holzarten, zum Beispiel Blau-, Gelb-, Rotholz, deren Kernholz zur Gewinnung technisch verwertbarer Farbstoffe dient.

Farbkorrektur: Farbfotografie teilweise erfordert. Maßnahme, um farbrichtige Fotos zu erhalten. Die Farbkorrektur erfolgt bei der Aufnahme mittels Colorfilter, die die Farbtemperatur der Beleuchtung ändern beziehungsweise im Negativ-Positiv-Prozess mittels Kopierfilter, die das Kopierlicht einfärben. Siehe auch Farbstich.

Farblacke: organisch-chemische Pigmente für Anstrichstoffe, Tapetenfarben unter anderem, hergestellt aus Farbstofflösungen durch Ausfällen (Verlocken) zum Beispiel mit Bariumchlorid in Gegenwart eines anorganischen Substrates (Bariumsulfat, Aluminiumhydroxid unter anderem) oder durch inniges Vermahlen unlösliche organische Farbstoffe (Phthalocyanine unter anderem) mit dem Substrat.