Erster Weltkrieg

Erster Weltkrieg, (1914 bis 1918).

Entstehung und Charakter: Der erste Weltkrieg war die militärische Fortsetzung des jahrzehntelangen erbitterten ökonomischen und politischen Kampfes zwischen den imperialistischen Staaten um Rohstoffquellen, Absatzmärkte, Kapitalanlagesphären und strategischer Stützpunkte. Die ungleichmäßige politische und wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen kapitalistischen Länder hatte zu einem neuen Kräfteverhältnis zwischen den Großmächten geführt, dem die territoriale und wirtschaftliche Aufteilung der Erde nicht mehr entsprach. Der schärfste Gegensatz entwickelte sich zwischen Großbritannien, der stärksten Kolonialmacht, und Deutschland, das durch seine schnelle wirtschaftliche Expansion die britische Vorherrschaft bedrohte. Um die beiden Mächte bildeten sich aggressive Blocks. Unter deutscher Führung standen die Mittelmächte: Deutschland, Österreich-Ungarn (1879 Zweibund), zeitweilig Italien (1882 Dreibund), Türkei (1914) und Bulgarien (1915); auf der anderen Seite formierte sich die Entente: Großbritannien, Frankreich (Entente cordiale 1904), Russland (Tripel-Entente 1907), Japan (1914), Italien (Vierverband 1915). Im Laufe des ersten Weltkriegs stellten sich insgesamt 27 Staaten auf die Seite der Entente.

Die imperialistischen Mächte betrieben eine zunehmende Militarisierung des gesellschaftlichen Lebens und ein fortgesetztes Wettrüsten auf Kosten der Völker. Diese Politik wurde in den meisten Ländern Europas begünstigt durch die zunehmende Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung durch den Opportunismus, die Verbreitung von Reformismus und bürgerlicher Nationalismus.

Kriegsziele: Das imperialistische Deutschland wollte Mitteleuropa unter seinen Einfluss bringen, britische und französische Kolonien sowie französischen und belgischen Territorium erobern, die Ukraine, Polen und die Ostseegebiete von Russland abtrennen sowie den Einfluss im Nahen und Mittleren Osten (Bagdadbahn) erweitern. Österreich-Ungarn erstrebte die Vorherrschaft auf der Balkanhalbinsel. Das britische Monopolkapital verfolgte die Ausschaltung des deutschen Konkurrenten, die Aneignung der deutschen Kolonien und gemeinsam mit Frankreich, die Aufteilung der Türkei. Die Imperialisten Frankreichs erstrebten die Zurückgewinnung Elsaß-Lothringens, die Annexion des Saargebietes und die Festigung ihrer Herrschaft in Nordafrika (Marokko). Ziele des zaristischen Russlands waren die Aufteilung der Türkei, die Annexion Galiziens und die Verstärkung seines Einflusses auf der Balkanhalbinsel. Die Verschärfung der Gegensätze wurde besonders deutlich in den Marokkokrisen 1905/06 und 1911 sowie in den Balkankriegen 1912/13. Die zunehmenden Spannungen zwischen den Mächten, der Aufschwung der internationalen Arbeiterbewegung und der wachsende Kampf der Kolonien und abhängigen Länder vor 1914 zeigten das Heranreifen der allgemeinen Krise des Kapitalismus. Deshalb sahen die herrschenden Kreise, vor allem in Deutschland und Österreich-Ungarn, in der Entfesselung eines Krieges zugleich ein Mittel, die inneren Schwierigkeiten zu überwinden und den revolutionären Kampf der Massen zu lähmen.

Kriegsverlauf: Anlass des ersten Weltkriegs war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28.6.1914 in Sarajevo durch einen serbischen Nationalisten. Die politische und militärische Führung Deutschlands sah den günstigen Zeitpunkt für den Krieg gekommen, da die Rüstungen der Entente noch nicht abgeschlossen waren. Von Deutschland unterstützt, erklärte Österreich-Ungarn am 28.7.1914 Serbien den Krieg. Am 1. 8. erfolgte die deutsche Kriegserklärung an Russland, am 3.8. an Frankreich. Der deutsche Überfall auf das neutrale Belgien bot Anlass für den Kriegseintritt Großbritanniens am 4.8.; am 23.8. trat Japan in den Krieg gegen Deutschland ein.

Die opportunistischen Führer der Sozialdemokratischen Parteien und reformistische Gewerkschaften in den kriegführenden Ländern gingen auf die Positionen der jeweils eigenen Bourgeoisie über («Burgfriedenspolitik») und bewilligten die Kriegskredite. Damit brach die II. Internationale zusammen. Die Bolschewiki, geführt von Lenin, riefen die Arbeiterklasse zum Kampf gegen den Krieg auf und forderten, den imperialistischen Krieg in einen Bürgerkrieg umzuwandeln und der eigenen Bourgeoisie eine Niederlage zuzufügen. In Deutschland waren es die Linken, die die Interessen der werktätigen Massen vertraten; K. Liebknecht stimmte am 2.12.1914 als einziger Abgeordneter im Reichstag gegen die Bewilligung der Kriegskredite.

1914. Gemäß dem Schlieffenplan erfolgte der deutsche Aufmarsch mit dem Schwerpunkt gegen Frankreich (7 Armeen im Westen, eine im O). Um den Festungsgürtel Frankreichs zu umgehen und dessen Heer in einer großen Umfassungsoperation zu schlagen, war der Durchmarsch eines starken rechten Flügels durch das neutrale Belgien vorgesehen. Nach der Einnahme der Forts von Lüttich (4./16. 8.) begann am 18. 8. der Vormarsch aller deutschen Armeen (20. 8. Einnahme von Brüssel). Die Grenzschlachten Ende August brachten keine Entscheidung, die deutschen Truppen überschritten Anfang September die Marne südöstlich von Paris. Die erfolgreiche Gegenoffensive der Entente (6./9.9.) zwischen Paris und Verdun zwang die deutschen Armeen zum Rückzug hinter die Aisne. Die Schlacht an der I Marne war der erste und zugleich entscheidende Wendepunkt im Verlauf des Krieges; mit der Niederlage der Mittelmächte war die Blitzkriegsstrategie des Schlieffen-Planes gescheitert, und es kam zu einer politischen und militärischen Krise in der deutschen Führung (14. 9. Chef des Generalstabes H. von Moltke durch Erster Weltkrieg von Falkenhayn abgelöst). Gegenseitige Überflügelungsversuche im Herbst dehnten die Front bis zur Nordsee aus («Wettlauf zum Meer»). Es kam zum Stellungskrieg, der auf die Dauer das größere Menschen- und Wirtschaftspotential der Entente zur Geltung brachte.

Im Osten gelang es den deutschen Truppen nach der Niederlage bei Gumbinnen (Gussew, 19./20.8.), die eingedrungenen russischen Armeen bei Tannenberg und auf der Masur. Seenplatte (Mazury, 6./15. 9.) zu schlagen. Bis November besetzten russische Truppen Teile Galiziens und die Bukowina, in Polen hielten deutsche Truppen den russischen Vorstoß auf. Ende 1914/Anfang 1915 erfolgte auch im Osten der Übergang zum Stellungskrieg. Die österreichisch-ungarischen Angriffe gegen Serbien endeten im Dezember erfolglos. Die strategischen Pläne beider Seiten waren Ende 1914 gescheitert, ein langwieriger, alle Kräfte und Mittel erschöpfender Krieg hatte begonnen. 1915 versuchte Deutschland, zunächst Russland niederzuwerfen; die Ostfront wurde damit zur Hauptfront. Nach einem russischen Vorstoß in den Karpaten (April) begann am 1./2. 5. eine deutsch-österreichisch-ungarische Gegenoffensive zwischen Gorlice und Tarnow, die zum Durchbruch der russischen Front und zur Rückeroberung Galiziens und der Bukowina führte. Von Juli bis September unternahmen deutsche Truppen an der ganzen Ostfront weitere Angriffe und besetzten Polen, Litauen und Kurland (Kurzeme).

Die Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn am 23.5. (an Deutschland erst am 27.8.1916) verschärfte die Lage der Mittelmächte, ln den Schlachten am Isonzo und in Südtirol konnten die Italienischen Truppen ihre Gegner nur geringfügig zurückdrängen. Nach dem Kriegseintritt der Türkei (12.11.1914) auf Seiten der Mittelmächte unternahm die Entente Angriffe in Armenien, Mesopotamien und seit Februar 1915 gegen die Dardanellen, wodurch sich die Lage der Türkei verschlechterte. Der am 14.10. erfolgte Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte ermöglichte den umfassenden Angriff gegen Serbien und die Herstellung einer direkten Verbindung zur Türkei. Bis Dezember wurden Serbien und Montenegro besetzt. Um ihre Mittelmeerpositionen auszubauen, landete nun die britische-französische Orientarmee bei Thessaloniki (5.10.) und auf Korfu (Kerkyra, 11.1.1916); Griechenland geriet damit unter dominierenden Entente Einfluss (bis Juni 1917 noch formell neutral). Nach schweren Verlusten musste die Entente im Januar 1916 die Landeköpfe an den Dardanellen wieder räumen.

Im Westen kam es zu heftigen Kämpfen ohne entscheidende Ergebnisse. Bei Arras auf der Lorettohöhe und in der Champagne vermochten die britischen-französischen Truppen die deutschen Stellungen nicht zu durchbrochen; bei Ieper setzten im April/Mai deutsche Truppen erstmals Giftgas ein. 1915 erzielte die Mittelmächte Raumgewinn, aber nicht die Beendigung des Krieges durch das Niederwerfen Russlands. 1916 plante die Entente eine gleichzeitige Offensive an allen Fronten. Die deutsche Oberste Heeresleitung (Abkürzung OHL) beabsichtigte, das französische Heer durch einen Angriff auf Verdun «auszubluten» und Frankreich zum Frieden zu zwingen. Die am 21.2. eingeleitete deutsche Offensive brachte eine Reihe taktischer Erfolge (Eroberung der Forts Douaumont und Vaux). Verdun wurde aber von der französischen Armee gehalten, im Sommer ging diese zu Gegenangriffen über und gewann bis Dezember das verlorene Gebiet zurück. Die Schlacht um Verdun kostete beide Seiten über 700000 Tote, Verwundete, Vermisste und Gefangene, brachte aber keine Kriegsentscheidung. Gegen Italien führte die österreichisch-ungarische Armee erfolglose Angriffe, in der 6. Isonzoschlacht (August) eroberten die Italiener Görz (Gorizia, 6./9. 8.). Am 4.6. begann die russische Brussilow Offensive, die zum Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Front in Galizien führte. Erst mit deutscher Hilfe konnte die Front wieder stabilisiert werden. Mitte 1916 mussten die Mittelmächte an allen Fronten zur Verteidigung übergehen.

Im Westen griffen britische-französische Truppen in der Schlacht an der Somme (Juni/November) die deutschen Stellungen an, konnten aber nicht durchbrechen. Dabei setzten britische Truppen am 15.9. erstmals Panzer ein. Die schwierige Lage der Mittelmächte nutzend, trat am 27. 8. Rumänien in den Krieg ein. Die rumänischen Angriffe auf Siebenbürgen wurden im Herbst durch eine deutsch-österreichisch-ungarisch-bulgarische Offensive zerschlagen, bis Dezember war der Großteil Rumäniens besetzt. In Armenien stießen russische Truppen bis Erzurum vor, dagegen misslang ein britischer Angriff auf Bagdad; bei Kut al-Amara musste das britische Korps vor den türkischen Truppen kapitulieren (29.4.). Zur See scheiterte in der Skagerrakschlacht (31.5./1.6.) der deutsche Versuch, die britische Seeblockade zu durchbrechen. Angesichts der kritischen Lage verschärfte die herrschende Klasse in Deutschland die Militärdiktatur (29. 8. wird P. von Hindenburg Chef des Generalstabes, Erster Weltkrieg von Ludendorff Erster Generalquartiermeister); der Krieg sollte bis zum «Siegfrieden» fortgesetzt werden. 1915/16 verstärkte sich die revolutionäre und Antikriegsbewegung (Konferenzen der linken und antimilitaristischen Sozialdemokraten in Zimmerwald 1915 und Kiental 1916, am 1.5.1916 Antikriegsdemonstration in Berlin). In Deutschland formierte sich 1916 die von der Linken gebildete Gruppe Internationale zur Spartakusgruppe. Versuche von imperialistischen Kreisen, zu einem Separatfrieden zu kommen, scheiterten (deutsch-russische Geheimverhandlungen, deutsches «Friedensangebot» unter anderem). 1917 (seit 1. 2.) eröffnete Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, um Großbritannien zu besiegen. Die schwierige Lage der Entente (Februarrevolution in Russland, Verluste an den Fronten, erste Auswirkungen des U-Boot-Krieges unter anderem) veranlasste die USA im Interesse ihrer eigenen Weltherrschaftspläne zum Kriegseintritt (6. 4.) gegen die Mittelmächte. Dem schlossen sich Griechenland (27. 6.), China (14. 8.) und andere Länder an.

Der Ausbruch der Februarrevolution in Russland verhinderte den von der Entente geplanten Angriff an allen Fronten. Die französischen-britischen Offensiven bei Arras und an der Aisne im April scheiterten unter großen Verlusten. In der französischen Armee kam es daraufhin zu revolutionären Aufständen, die blutig unterdrückt wurden. Von Juni bis Dezember griffen die Briten in Flandern an, dabei am 20.11. bei Cambrai massierter britischer Panzereinsatz. Im Osten scheiterte im Juli die auf Drängen der Entente begonnene Kerenski Offensive; in der Gegenoffensive (19.7./27.8.) eroberten die deutschen Truppen weitere russische Gebiete. An der italienischen Front stießen von Oktober bis November deutsch-österreichisch-ungarische Truppen bis zum Piave vor und fügten dem italienischen Heer eine schwere Niederlage zu. Im Vorderen Orient eroberten britische Truppen Bagdad und Jerusalem und drängten die Türken zurück, die jetzt durch ein deutsches Asienkorps stärker unterstützt wurden. Unter dem Einfluss der Februarrevolution und der Arbeit der Spartakusgruppe wuchs in Deutschland der Widerstand gegen den imperialistischen Krieg (Massenstreiks im April, Flottenaufstand im Juli/August), an der Front kam es zu I Soldatenverbrüderungen. Nach dem Sieg der Oktoberrevolution forderte die Sowjetregierung alle Staaten zu Friedensverhandlungen auf (Dekret über den Frieden). Die Entente lehnte ab, das imperialistische Deutschland aber ging darauf ein (5.12. Abschluss eines Waffenstillstandes), um den Zweifrontenkrieg zu beenden und im Westen die Entente zu schlagen, noch ehe die frischen Kräfte aus den USA eintreffen würden. Trotz des Ausscheidens Russlands aus dem Krieg und neuer Raumgewinne war der deutsche Imperialismus 1917 dem Sieg nicht nähergekommen, vor allem hatte sich die ökonomische Lage rapid verschlechtert («Kohlrübenwinter» 1916/17). Unter dem Einfluss der Oktoberrevolution wuchs die revolutionäre Bewegung weiter an (Januarstreiks 1918 in Deutschland). 1918 erzwang Deutschland im Osten von Sowjetrussland durch erneute Angriffe (Februar) im Raubfrieden von Brest-Litowsk (3.3.1918) Gebietsabtretungen mit über 60 Millionen Menschen und einer entwickelten Wirtschaft. Auch nach Friedensschluss waren deutsche Truppen an der antisowjetischen Aggression der imperialistischen Staaten beteiligt. Im Westen bereitete die deutsche OHL eine entscheidende Offensive vor, um Großbritannien und Frankreich noch vor dem Eintreffen der USA-Truppen zu schlagen, jedoch gelang es trotz der Zuführung von Truppen aus dem Osten nicht, eine Kräfteüberlegenheit zu erreichen. Die Entente blieb zunächst in der Defensive. 5 deutsche Offensiven (21. 3. bei Saint-Quentin, 9. 4. bei Armentieres, 27.5. in der Champagne, 9.6. bei Noyon, 15. 7. an der Marne) erzielten beträchtlichen Raumgewinn, jedoch konnten die britischen-französischen Armeen die Stellungsfront immer wieder festigen und einen Durchbruch verhindern. Mitte Juli war der strategische Plan der OHL endgültig gescheitert. Am 18. 7. erfolgte die erste französische Gegenoffensive zwischen Marne und Aisne. Mit Unterstützung starker Panzer- und Fliegerkräfte wurde die deutsche Verteidigung bei Villers-Cotterets durchbrochen. Es begann der allmähliche deutsche Rückzug nach Norden und Osten; die Entente übernahm endgültig die strategische Initiative. Der Durchbruch britischer Truppen bei Amiens (8. 8.) war eine schwere Niederlage für das deutsche Heer («schwarzer Tag»). Die deutschen Truppen zogen sich auf die Siegfriedstellung zurück, im Oktober standen sie in der Antwerpen-Maas-Stellung. Im Herbst brachen auch die Verbündeten Deutschlands militärisch zusammen. Eine britische-französische Offensive in Makedonien (15. 9.) führte zum Durchbruch der bulgarischen Front, worauf Bulgarien am 29. 9. Waffenstillstand schloss. Weitere Waffenstillstandsabkommen mit der Entente Unterzeichneten am 30.10. die Türkei und am 3.11. der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, welcher durch Unabhängigkeitserklärungen (revolutionäre Erhebungen in Prag, Budapest, Zagreb und Wien) der Tschechen, Südslawen, Ungarn und Polen zerfiel.

Um die imperialistische deutsche Militärmacht zu erhalten und die drohende Revolution zu verhindern, ersuchte am 4.10. die Regierung des Prinzen Max von Baden auf Verlangen der OHL den USA-Präsidenten Wilson um Waffenstillstand auf der Grundlage seines 14-Punkte-Programmes vom 8.1.1918. Inzwischen erreichte die revolutionäre Bewegung in Deutschland ihren Höhepunkt. Die Reichskonferenz des Spartakusbundes (7.10.) beschloss ein Programm zum Sturz des deutschen Imperialismus. Mit dem Aufstand der Kieler Matrosen (3.11.) gegen die Fortsetzung des Krieges begann die Novemberrevolution (Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten; Ausrufung der Republik am 9.11. in Berlin). Am 11.11. wurde in Compiegne der Waffenstillstand unterzeichnet. Bedingungen waren unter anderem die kurzfristige Räumung der im Westen besetzten Gebiete einschließlich Elsaß-Lothringens und Teilen des Rheinlandes, die Auslieferung der Flotte und großer Mengen Kriegsmaterials; die im Osten befindlichen Truppen sollten als antisowjetischer Stoßkraft bis zum Eintreffen von Entente Kräften dort verbleiben.

See- und Luftkrieg: Das Seekriegsgeschehen im ersten Weltkrieg war durch die britische Blockade, den Kreuzerkrieg deutscher Kräfte 1914/15 und insbesondere den U-Boot-Krieg gekennzeichnet. Die einzige große Seeschlacht am Skagerrak blieb ohne strategische Auswirkungen, dagegen erwiesen sich die U-Boote als wirksame Waffe gegen die Kriegs- und Handelsschiffe.

Eine rasche Entwicklung nahmen die Luftstreitkräfte. Sie unterstützten die Landtruppen, wurden seit 1916 auch gegen das Hinterland eingesetzt. Beide Seiten schufen verschiedene Arten von Kriegsflugzeugen (unter anderem Bomben-, Jagd-, Aufklärungsflugzeuge).

Krieg in den Kolonien: Überlegene Entente Kräfte besetzten die deutschen Kolonien Togo (26.8.1914), Südwestafrika (9.7.1915) und Kamerun (Februar 1916); in Ostafrika kapitulierten die deutschen Truppen erst am 13.11.1918. Die ozeanische Kolonien Deutschlands gelangten kampflos in britische und japanische Hände; Japan eroberte in China den deutschen Stützpunkt Tsingtau (Qingdao, 7.11.1914). Ergebnisse des Krieges. Am ersten weltweiten imperialistischen Krieg nahmen rund 1,5 Md. Menschen teil, über 70 Millionen wurden für die Streitkräfte mobilisiert. Der Krieg forderte über 10 Millionen Tote, 20 Millionen Verwundete und Invaliden; die Gesamtausgaben (einschließlich der finanziellen Belastung der Bevölkerung) werden auf über 1300 Md. Mark geschätzt. Wichtigstes, durch den ersten Weltkrieg entscheidend mitbeeinflusstes weltgeschichtliches Ereignis war die Oktoberrevolution in Russland, welche die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus einleitete. Die Arbeiterbewegung und die nationale Befreiungsbewegung nahmen einen mächtigen Aufschwung (Gründung von kommunistischen Parteien), es begann der Zusammenbruch des imperialistischen Kolonialsystems. In Europa entstanden eine Reihe neuer bürgerlichen Nationalstaaten. Der deutsche Imperialismus, der Besonders raubgierig auftrat und dessen Mittel und Kräfte im Widerspruch zu seinen maßlosen Kriegszielen standen, erlitt eine Niederlage. Der Kampf um die Neuaufteilung der Welt wurde zugunsten der Entente entschieden. Die Siegermächte schlossen mit den besiegten Ländern imperialistischer Raubfrieden, die neue Spannungen zwischen den Mächten entstehen ließen: mit Deutschland den Vertrag von Versailles (28.6.1919), mit Österreich den Vertrag von Saint-Germain-en-Laye (10.9.1919), mit Bulgarien den Vertrag von Neuilly-sur-Seine (27.11.1919), mit Ungarn den Vertrag von Trianon (4.6.1920) und mit der Türkei den Vertrag von Lausanne (24.7.1923).

Der erste Weltkrieg war militärisch durch den Masseneinsatz neuer technischer Kampfmittel gekennzeichnet, die Zahl der Flugzeuge, Panzer und Maschinengewehre stieg sprunghaft an; Deutschland, Russland, Großbritannien und Frankreich verfügten 1914 über insgesamt 24000 Geschütze, 1918 über 74000. Durch die Massenarmeen und ihre Kriegstechnik stieg die Bedeutung des Wirtschaftspotentials und des moralischen Faktors für die Kriegführung ungleich stärker als zuvor. Im Laufe des ersten Weltkriegs änderten sich wesentlich die Formen des bewaffneten Kampfes. Mit der Entwicklung der Kriegstechnik entstanden neue Teilstreitkräfte und Waffengattungen (Flieger-, Panzer-, Nachrichten- und Gastruppen), die Feuerkraft der Infanterie und Artillerie nahm beträchtlich zu. Für die Panzer- und Fliegerabwehr wurden spezielle Geschütze entwickelt. Die Kavallerie verlor an Bedeutung. In allen Armeen begann nach 1918 die Auswertung der militärischen Erfahrungen des ersten Weltkriegs; der deutsche Imperialismus zielte dabei auf die Vorbereitung eines Revanchekrieges.