Elektroenergie

Elektroenergie, elektrische Energie: aus mechanische, chemische, Wärme- und Lichtenergie gewonnene Energieform, die wegen verlustarmen Transports, bequemer Steuerung und Regelung sowie vielfältiger Anwendungsmöglichkeiten überwiegend den Energiebedarf deckt. Der Hauptanteil der Elektroenergie wird indirekt in Kraftwerken aus Wärmeenergie primärer Energieträger (Kohle, Erdöl, -gas, Kernspaltstoffe) oder aus der potentiellen beziehungsweise kinetischen Energie des Wassers umgewandelt. Moderne aussichtsreiche Verfahren direkter Energieumwandlung sind chemische (in Brennstoffzellen), licht-, thermoelektrische und magnetohydrodynamische Energieumwandlung. Zulässige, Sl-fremde Einheit der Elektroenergie ist die Kilowattstunde (kWh).

Elektroenergieintensität: das Verhältnis der im Produktionsprozess verbrauchten Elektroenergie zum Produktionsvolumen. Zur Senkung der Elektroenergieintensität sind Umwandlungsprozesse mit niedrigem Elektroenergieverbrauch zu wählen und die Verluste (Abfallenergie) möglichst für andere Prozesse (zum Beispiel Heizung) zu nutzen.

Elektroenergietarif, Tarif, Strompreis: gesetzlich festgelegter Preis für Elektroenergie; unterschiedlich für Großabnehmer, Handwerk, gesellschaftliche Einrichtungen und für Haushalte.

Elektroenergieverbrauchszähler, Elektrizitätszähler, Zähler. Messgerät für die elektrische Arbeit; ein Elektroenergieverbrauchszähler besteht aus Messwerk, Zählwerk und Gehäuse. Unterschieden werden nach Stromart Gleich-, Wechsel- und Drehstrom-Elektroenergieverbrauchszähler, nach Messgröße Amperestunden-, Wattstunden-, Wirkleistungs- und Blindleistungsverbrauchszähler, nach Messwerk Elektrolyt-, Motor- und Induktionszähler, nach Verrechnungsart Ein- und Mehrfachtarif sowie Maximum- (Höchstleistungs-) Zähler. Bei Wechsel- und Drehstrom wird ausschließlich der Induktionszähler verwendet.

Elektroenzephalogramm, Abkürzung EEG: Hirnstrombild; Aufzeichnung der vom Gehirn erzeugten elektrischen Spannungsschwankungen, die von der Schädeloberfläche (Kopfhaut) abgeleitet und etwa 106fach verstärkt werden. Diese Potentialschwankungen (EEG-Wellen) liegen im Frequenzbereich von 0,5 bis 70 Wellen/s. Die langsamsten Frequenzen treten im Schlaf, die höheren (15 bis 30 Wellen/s und mehr) im aktiven Wachzustand (zum Beispiel bei Aufmerksamkeit) auf. Bedeutung hat das EEG unter anderem zur Erkennung bestimmter Störungen der Hirntätigkeit sowie in der Hirnforschung. Abnorme Kurvenverläufe ergeben Hinweise auf krankhafte Veränderungen am Gehirn, zum Beispiel Geschwülste, Abszesse, traumatische oder toxische Schädigungen und Anfallsleiden.

Elektroerosive Metallbearbeitung: abtragendes Bearbeitungsverfahren an elektrisch leitenden Werkstoffen durch elektrische Entladungsvorgänge zwischen Elektroden unter einem Arbeitsmedium. Nach der verwendeten Entladungsart und Spannungsgröße wird zwischen Funkenverfahren (zum Beispiel Funkenlegieren) und (seltener) Lichtbogenverfahren (zum Beispiel Lichtbogenerodieren) unterschieden. Hauptanwendungsgebiete sind elektroerosives Senken beziehungsweise Bohren sowie elektroerosives Schleifen und Schneiden. Die Fertigungstoleranzen liegen im Allgemeinen bei ±0,05 bis ±0,005 mm.

Elektrofilter, Cottrell-Anlage, elektrische Gasreinigungsanlage, Kurzwort EGR-Anlage, Elektroentstaubung: Anlage zur elektrostatischen Entstaubung von Abgasen mit Hilfe von Gleichstrom hoher Spannung. Die staubgeladenen Abgase passieren ein elektrisches Feld, wobei die Staubteilchen aufgeladen und anschließend an Metalldrähten oder Blechen abgeschieden werden. Das Verfahren wurde 1910 von dem US-amerikanischen Chemiker und Mineralogen Frederick Gardner Cottrell (1877-1948) entwickelt.

Elektrofischerei: Fischfang mit elektrischem Strom, der ins Wasser geleitet, die Fische veranlasst, sich zur Anode zu bewegen. Es tritt eine für die Fische gefahrlose Betäubung ein. Die Elektrofischerei ist genehmigungspflichtig.

Elektrofotografie, Elektrofax-Verfahren (Kurzwort für Elektrofaksimile-Verfahren; griechisch + lateinisch): elektrograf. Vervielfältigungsverfahren; nutzt die Fotoleitfähigkeit von Fotohalbleitern zur Erzeugung eines elektrostatischen Ladungsbildes auf speziell (z. B. mit Zinkoxid) beschichtetem, negativ aufgeladenem, belichtetem Papier. Bildgemäß wird die Ladung abgebaut, das Bild mit Farbpulver (Toner) entwickelt und mittels Wärme oder Lösungsmittel fixiert. Siehe auch Xerographie.

Elektrogerät: ein Gerät zum Stellen und Umformen elektrischer Energie; im engeren Sinne ein elektrisches Haushaltgerät, dessen Wirkungsweise maßgeblich durch die elektrische Energie bestimmt wird.

Elektrogravimetrie: elektrochemische Analysenmethode zur quantitativen Bestimmung von Metallen durch elektrolytische Abscheidung an einer Netzelektrode und Wägung der Elektrode vor und nach der Elektrolyse.

Elektrogravur: Verfahren zur Herstellung von Hochdruckplatten oder Druckformen für den Rakeltiefdruck mittels elektromechanisch arbeitender, die Vorlage optoelektronischer abtastender Graviergeräte; auch das Produkt des Verfahrens. Siehe auch Scanner.

Elektroherd: elektrisch beheiztes Haushaltgerät zum Kochen, Braten und Backen mittels Kochplatten verschiedener Leistung und einer Brat-, Back- und Grillröhre. Elektroherde sind mit Temperaturregler, Zeitschaltuhren und Programmgebern ausgerüstet. Bei Mikrowellenherden wird die dielektrische Erwärmung angewendet.

Elektrohydraulischer Effekt: von dem sowjetischer Ingenieur L. Jutkin 1952 entdeckte physikalische Erscheinung, dass durch eine elektrische Funkenentladung in einer dielektrischen Flüssigkeit eine Druckwelle entsteht, wobei Spitzendrücke bis zu 10000 MPa auftreten. Gleichzeitig entsteht ein gasgefüllter Hohlraum, der nach Absinken des Gasdruckes kavitationsartig zusammenbricht. Der elektrohydraulische Effekt ist zur Aufbereitung von Gesteinen und Schlacke, zum Sprengen großer Gesteinsbrocken, zum Hochenergieumformen unter anderem anwendbar.