Ekuador

Ekuador, (spanisch, «Äquator») Republik Ekuador: Staat an der Westküste Südamerikas, einschließlich der Galapagosinseln; beiderseits des Äquators; im Norden von Kolumbien, im Osten und Süden von Peru begrenzt, im Westen bildet der Pazifischen Ozean die natürliche Begrenzung; verwaltungsmäßig in 20 Provinzen gegliedert. Die Bevölkerung besteht zu etwa 40% aus Indios, zu 40% aus Mestizen, zu 10% aus Kreolen und zu 10% aus Afroamerikanern und Mulatten. Amtssprache ist Spanisch, wichtige Verkehrssprachen sind Ketschua und Chibcha (Indiosprachen). Währung ist der Sucre. Natur. Ekuador gliedert sich in 3 natürlichen Regionen: die Costa, einen von einem Küstengebirge durchzogenen flachen Küstenstreifen mit dem Golf von Guayaquil, die Sierra, die das Hochland der Anden mit den beiden parallelen Ketten der West- und Ostkordillere mit tätigen und erloschenen Vulkanen (Chimborazo 6267 m, Cotopaxi 5896 m) sowie verschiedene Hochbecken umfasst und erdbebengefährdet ist, und die Oriente das Übergangsgebiet zum Amazonasbecken im Osten. Klimatisch gehört Ekuador zur inneren Tropenzone. In den Kordilleren ergeben sich mit zunehmender Höhe große tägliche Temperaturschwankungen. Im Osten geht das Hochgebirgsklima in das Tropenklima des Amazonasbeckens über. An der Nordküste immergrüner tropischer Regenwald; die Hochbecken sind waldarm und gehen in höheren Lagen in Páramo-Vegetation (Schneegrenze bei 4 800 m) über. An der Südküste herrschen Savannen vor, im Amazonasbecken immergrüner tropischer Regenwald.

Wirtschaft: Ekuador ist ein wenig entwickeltes kapitalistisches Agrar-Industrie-Land in starker Abhängigkeit von ausländischen, insbesondere US- und westeuropäischen Kapital. In der Landwirtschaft, die etwa 40% des Exporterlöses erbringt und in der (einschließlich Fischerei) etwa die Hälfte der Erwerbstätigen beschäftigt ist, dominieren Großgrundbesitz (im Andenhochland zum Teil noch Überreste vorkapitalistischer Produktionsverhältnisse) und Großplantagen. 1% der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften mehr als die Hälfte der LN. Traditionelle Anbau- und Exportprodukte sind Bananen (weltgrößter Exporteur), Kakao, Kaffee, des weiteren werden Reis, Zuckerrohr und Baumwolle (besonders in der Costa), Mais, Weizen, Kartoffeln und Gemüse (in der Sierra) angebaut, ohne dass der Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln gedeckt werden kann. Auf den natürlichen Weidegebieten Viehzucht (Rinder, Schafe, Schweine, Lamas). An der Küste Thunfisch- und Garnelenfang. Trotz reicher Bodenschätze (bisher sind Erdöllager, Gold-, Silber-, Kupfer-, Platin-, Blei- und Zinkvorkommen bekannt) werden gegenwärtig vorwiegend Erdöl (seit 1972) und Gold gefordert, wobei der Erdöl- und Erdgasexport mit etwa 60% an den Deviseneinnahmen des Landes beteiligt ist. Für das Streben nach einer beschleunigten Industrialisierung bildet die zu etwa 63 % verstaatlichte Erdölindustrie eine günstige Ausgangsbasis. Neben der Entwicklung traditioneller Industriezweige (Nahrungsmittel-, Getränke-, Textil- und Baustoffindustrie) zielt das Regierungsprogramm vor allem auf die Errichtung einer petrolchemischen und chemischen Industrie ab. 1982 wurden dafür bedeutsame Abkommen mit Brasilien abgeschlossen. Industriezentren sind Quito und Guayaquil. Das Verkehrsnetz ist schwach entwickelt; Haupthafen Guayaquil, internationale Flughäfen Quito und Guayaquil. Hauptausfuhrgüter sind Erdöl, -gas, Bananen, Kaffee und Kakao. Eingeführt werden Maschinen, Fahrzeuge, elektrotechnische Geräte, Nahrungsmittel und Konsumgüter. Haupthandelspartner sind die USA, Japan, die BRD, Venezuela und Kolumbien.

Geschichte: Indian. Stammesföderationen Ekuadors (Cara, Puruhá, Cañari) wurden seit Mitte des 15. Jahrhundert von den Inkas unterworfen. Die Spanier eroberten Ekuador 1532. 1563 wurde die Audiencia Quito gegründet, die zunächst dem Vizekönigreich Peru, seit 1740 dem Vizekönigreich Neugranada angehörte. Im 16. Jahrhundert wurde Ekuador zu einem bedeutenden Produzenten von Edelmetallen und -steinen. Indianer und Mestizen erhoben sich wiederholt gegen die spanische Ausbeutung. 1809/20 kämpfte Ekuador um seine Unabhängigkeit, wurde aber erst durch den Sieg von A. J. Sucre y de Alcalá am Vulkan Pichincha (24. 5. 1822) befreit und Teil der Republik Großkolumbien. 1830 wurde es wieder selbständig. Das 19. Jahrhundert war durch fortwährende Kämpfe zwischen Liberalen (progressive Intellektuelle, Handelsbourgeoisie) und Konservativen (Klerus, Großgrundbesitzer) gekennzeichnet. 1845/60 vertrieben die Liberalen die Jesuiten, hoben Sklaverei (1852) und Indianertribut (1857) auf, ließen aber den Großgrundbesitz unangetastet. Die klerikale Diktatur G. Garcia Morenos (1861/65, 1869/75) verband technischer Modernisierung mit Restauration der alten Verhältnisse und weihte 1873 Ekuador zur «Republik vom Herzen Jesu». Erst 1895 dominierte nach hartem Bürgerkrieg der Liberalismus, der unter den Präsidenten Ekuador Alfaro (1895/1901, 1905/11) und L. Plaza (1901/05, 1912/16) den klerikalen Einfluss brach. Britisches und US-Kapital drang in die Plantagenwirtschaft (Kakao) und die entstehende Erdölindustrie ein. Nach 1917 belebte sich die Arbeiter- und Indianerbewegung; 1925 entstand die sozialistische Partei, 1930 die KP. Während und nach dem 2. Weltkrieg stieg der US-Einfluss stark an (1942 und 1952 Militärabkommen); 1957 kamen 97% des Auslandskapitals aus den USA. Eine Massenbewegung unter Teilnahme der KP und der Sozialisten führte 1944 zur Bildung einer Regierung unter J. M. Velasco Ibarra, die 1947 durch einen reaktionären Putsch gestürzt wurde. Erneute Präsidentschaften Velasco Ibarras trafen gleichfalls auf den Widerstand reaktionärer Militärs (1952/56, 1960/61). 1961/72 wechselten ständig zivile und Militärregierungen. 1972 übernahmen national gesinnte Militärs unter General G: Rodriguez Lara die Regierungsgewalt. Sie leiteten reformistische Maßnahmen ein, wurden jedoch 1976 von rechts stehenden Offizieren von der Machtausübung verdrängt. Die innere Situation zwang allerdings den Obersten Regierungsrat unter Vizeadmiral A. Poveda Burbano bereits 1979 dazu, die Regierung an zivile Kräfte unter Präsident J. Roldös Aguilera zu übergeben. Dieser versuchte, eine forcierte kapitalistische Entwicklung einzuleiten, scheiterte aber am Widerstand reaktionärer Kräfte der Oligarchie. Nach seinem Tode (1981) übernahm der Christdemokrat O. Hurtado Larrea die Präsidentschaft. Unter ihm spitzten sich die Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen der herrschenden Kreise um die Macht zu. Sie mündeten im Januar 1982 in eine Regierungskrise. 1984 siegte in Präsidentschaftswahlen der Kandidat der konservativen Parteienkoalition Front für den Nationalen Wiederaufbau, L. Febres Cordero, gegen den sozialdemokratisch orientierten Kandidaten.