Dorfformen

Dorfformen: unterschiedliche Grundrissgestalten ländlicher Siedlungen, die sich in verschiedenen geschichtlichen Epochen und Landschaften herausbildeten. Sie stehen in engem Zusammenhang mit den ihnen entsprechenden Flurformen und sind konkreter Ausdruck des jeweils erreichten Entwicklungsniveaus der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse sowie der sozialen Struktur und kulturellen Traditionen. Die kleineren, unregelmäßigen, gewachsenen Dorfformen sind im Allgemeinen die älteren, die größeren, regelmäßigeren und planvollen Anlagen die jüngeren. Unregelmäßige Dorfformen: Die Primärform des aufgelockerten, aus nur wenigen Höfen bestehenden, unregelmäßigen Kleindorfes bezeichnet man als Weiler oder Drubbel, bei rundlicher Anlage als Rundweiler. Jüngere Nebenformen des älteren Bauernweilers sind Gutsweiler und Werkweiler. Das Haufendorf hat sich durch dichte, unregelmäßige Bebauung aus dem Bauernweiler entwickelt, auch Zusammenwachsen getrennter Siedlungen ist nachweisbar. Streusiedlungen sind Gruppen auseinanderliegender Einzelgehöfte jüngeren Alters, oft im Gebirge vorkommend. Regelmäßige Dorfformen entstanden meist durch Reihung von Gehöften an vorhandenen oder geplanten Straßen, Wegen, Plätzen oder vorgegebenen geographischen Leitlinien, wie Quellmulden, Flüssen, Bachtälern, Terrassenkanten und so weiter. Rundlinge sind in Rund- oder Halbrundform angelegte Dörfer mit nur einem Zugang, die oft in viehzuchtbetonten Agrarlandschaften auftreten. Ihnen stehen formal die ovalen Angerdörfer und eckigen Platzdörfer nahe, deren Anger beziehungsweise Dorfplatz als Viehweide und Versammlungsstätte diente. Bei Verbreiterung einer durchlaufenden Straße zum Anger entstand das Straßenangerdorf. Den Übergang von den kleinen zu den großen Planformen bilden die Zeilen- und Gassendörfer mit enger Reihung der Gehöfte. Das Zeilendorf entstand durch einseitige, das Gassendorf durch zweiseitige Bebauung eines Weges. Enge Reihung der Gehöfte zeigt auch das langgestreckte jüngere Straßendorf, lockere das Reihendorf. Im Marschengebiet heißen diese Marschhufen- beziehungsweise Hagenhufendorf in den Mittelgebirgsgegenden Waldhufendorf. Die sozialistische Dorfplanung knüpft an die historisch überlieferten Dorfformen an und gestaltet sie nach den Erfordernissen der agrarische Großproduktion.

Dorfgeschichten: von der bürgerlichen Literaturwissenschaft entwickelter Begriff vor allem für die epische Kleinformen der Bauernliteratur, die ländliche Milieu schildern. Die Blütezeit der Dorfgeschichten war im 19. Jahrhundert, als K. Immermann, J. Gotthelf, B. Auerbach, J. Rank, K. I. Beck, O. Ludwig, A von Droste-Hülshoff, G. Keller unter anderem zu ihrer Ausbildung beitrugen. In der sozialistischen Literatur hat sich Charakter und Struktur der Dorfgeschichten grundsätzlich verändert.