Dialektik

Dialektik: (griechisch, «Diskutierkunst») 1. in der antiken Philosophie Griechenlands verbreitetes, vor allem durch Sokrates und Platon entwickeltes Verfahren, im Streitgespräch, durch Rede und Gegenrede, Erkenntnisse zu gewinnen.

2. Wissenschaft von den Gesetzen der objektiven Dialektik, den allgemeinen Gesetzen des Zusammenhangs, besonders der Wechselwirkung, der Bewegung und Entwicklung in der objektiven Realität, und der subjektiven Dialektik, der ideellen Widerspiegelung der objektiven Dialektik im menschlichen Bewusstsein. Die materialistische Dialektik ist die von K. Marx und F. Engels geschaffene und von W. I. Lenin weiterentwickelte höchste Entwicklungsstufe der Dialektik als Wissenschaft. Sie hat als Theorie die allgemeinsten Bewegungs- und Entwicklungsgesetze der Natur, der Gesellschaft und des Denkens (Erkennens) zum Gegenstand: das Gesetz der Einheit und des «Kampfes» der Gegensätze (Widerspruch), das Gesetz des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative (Qualität und Quantität) und das Gesetz der Negation der Negation. Sie ist eine philosophische Entwicklungstheorie. Ferner untersucht sie Zusammenhänge der objektiven wie der subjektiven Dialektik, zum Beispiel Absolutes und Relatives, Allgemeines-Besonderes-Einzelnes, Endliches und Unendliches, Inhalt und Form, Möglichkeit und Wirklichkeit, Notwendigkeit und Zufall, Wesen und Erscheinung. Die materialistische Dialektik ist zudem philosophische Methode der Erkenntnis und der praktischen Veränderung der Wirklichkeit. Auf der Grundlage der Erkenntnisse der materialistischen Dialektik als Theorie gibt die dialektisch-materialistische Methode dem Denken und praktischen Handeln Orientierung. Gegenüber den Objekten der materiellen Welt und deren ideellen Abbildern fordert sie Objektivität, marxistisch-leninistische Parteilichkeit, Erfassen der Zusammenhänge, der Bewegung und Entwicklung und so weiter. Die materialistische Dialektik steht im Gegensatz zu jegliche Form der Metaphysik und des Idealismus. Eine spontane, naturwüchsig-naive Dialektik, vor allem in der Betrachtung der Natur, findet sich bei allen alten Kulturvölkern, vor allem aber in der griechischen Antike. In der Verfallsperiode der Sklaverei, im Feudalismus und zur Zeit der Entstehung und Festigung des Kapitalismus herrschte die Metaphysik als Denkweise vor. Erst die klassische deutsche Philosophie eröffnete unter dem Einfluss gesellschaftliche Veränderungen und naturwissenschaftliche Erkenntnisse eine neue Periode der Entwicklung der (idealistischen) Dialektik, deren entwickeltest Form G. W. F. Hegel schuf. K. Marx und F. Engels vereinten in ihrer Philosophie erstmalig Materialismus und Dialektik zu einem organischen Ganzen, dem dialektischen und historischen Materialismus. Die materialistische Dialektik ist kritisch und revolutionär. Ihre Erkenntnisse und Forderungen dienen der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei bei der Ausarbeitung der Strategie und Taktik zur Überwindung des Kapitalismus und zur Errichtung der kommunistischen Gesellschaft, dialektische Logik Logik, dialektische, dialektischer und historischer Materialismus: die marxistisch-leninistische Philosophie; bildet in Einheit mit der marxistisch-leninistische politische Ökonomie und dem wissenschaftlichen Kommunismus den Marxismus-Leninismus, die wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistische Partei. Der von K. Marx und F. Engels geschaffene und von W. I. Lenin weiterentwickelte Dialektik ist die philosophische Verallgemeinerung der Ergebnisse der Entwicklung der Wissenschaften und der Erfahrungen der historischen Praxis, vor allem des Kampfes der Arbeiterklasse. Innerhalb der einheitlichen marxistisch-leninistischen Philosophie hat der dialektische Materialismus das allgemeine Verhältnis zwischen Materie und Bewusstsein und die allgemeinsten Gesetze der Struktur, der Bewegung und Entwicklung in Natur, Gesellschaft und Denken (Erkennen) zum Gegenstand. Er ist eine organische Einheit von Materialismus und Dialektik. Er ist Materialismus, da er die Grundfrage der Philosophie materialistisch beantwortet, das heißt das Primat der Materie gegenüber dem Bewusstsein anerkennt. Er ist Dialektik, da er die Objekte und Prozesse der Wirklichkeit in ihrem Zusammenhang, in ihrer Bewegung und Entwicklung widerspiegelt. Als materialistischer Monismus sieht er die Einheit der Welt in ihrer Materialität (materielle Einheit der Welt). Er betrachtet die Bewegung als Daseinsweise und Raum und Zeit als Existenzformen der Materie. Das menschliche Bewusstsein ist Entwicklungsprodukt der Materie, Eigenschaft des Gehirns als einer hochorganisierten Form der Materie und seinem Wesen und Inhalt nach ideeller Widerspiegelung der objektiven Realität. Die Praxis ist Grundlage und Ziel der Erkenntnis und grundlegendes Kriterium der Wahrheit. Der dialektische Materialismus erklärt als dialektische-materialistische Determinismus den Zusammenhang zwischen den Objekten der Wirklichkeit sowie ihre Entwicklung aus der Existenz beziehungsweise dem Wirken objektiver Gesetze. Aus der Gesamtheit der Erkenntnisse des dialektischen Materialismus als Theorie ergeben sich Forderungen an das Denken und Handeln, die in ihrer Gesamtheit die dialektische-materialistische Methode bilden, die marxistisch-leninistische philosophische Methode der Erkenntnis und praktische Veränderung der Wirklichkeit. Der historische Materialismus, die marxistisch-leninistische materialistische Geschichtsauffassung, steht zum dialektischen Materialismus im Verhältnis des Besonderen zum Allgemeinen. Er beantwortet die Grundfrage der Philosophie in Bezug auf die Gesellschaft materialistisch, da er das gesellschaftliche Sein als primär gegenüber dem gesellschaftlichen Bewusstsein nachweist. Er erklärt die Ideen, von denen sich die Menschen in ihrem Handeln leiten lassen, aus dem wirklichen Lebensprozess der Menschen, vor allem aus der Praxis des Produktions- und Reproduktionsprozesses und des Kampfes zwischen antagonistischen Klassen. Das grundlegende Entwicklungsgesetz der Gesellschaft besteht in der dialektischen Wechselwirkung der sich entwickelnden Produktivkräfte mit den Produktionsverhältnissen. Mit der Erkenntnis, dass innerhalb einer Gesellschafsformation die materiellen Produktionsverhältnisse als ökonomische Basis einen ihnen entsprechend Überbau von politischen, rechtlichen unter anderem Beziehungen, Institutionen und so weiter sowie entsprechend Bewusstseinsformen bedingen, konnte erstmalig eine materialistische Erklärung für die Entwicklung der Gesellschaft gegeben werden. K. Marx wies nach, dass die Arbeiterklasse die historische Aufgabe hat, die kapitalistische Gesellschaftsformation zu beseitigen und die Diktatur des Proletariats als Voraussetzung für den Aufbau der klassenlosen kommunistischen Gesellschaft zu errichten. Damit erklärt der historische Materialismus nicht nur die Vergangenheit der menschlichen Gesellschaft, sondern gibt zugleich eine Wissenschaftlich begründete, optimistische Prognose ihrer Zukunft.

Der Dialektik entstand in den 40er Jahren des 19. Jahrhundert als Ergebnis der vorangegangenen sozialen und wissenschaftlichen Entwicklung. Die Arbeiterklasse, die sich zu jener Zeit als selbständige historische und politische Kraft formierte, bedurfte als Orientierung in ihrem Kampf einer wissenschaftlichen weltanschauliche Analyse ihrer Rolle in der Gesellschaft. Zu den theoretischen Quellen des Dialektiks gehören insbesondere der Materialismus der französischen Philosophen des 18. Jahrhundert und L. Feuerbachs sowie die Dialektik der klassischen deutschen Philosophie, aber auch die klassische politische Ökonomie und der utopischer Sozialismus. Weitere Voraussetzungen für den Dialektik lieferten die Naturwissenschaften durch die Entdeckung objektiver dialektischer Zusammenhänge und Entwicklungsprozesse in der Natur. Wie die anderen Bestandteile des Marxismus-Leninismus erfuhr auch der Dialektik eine wesentliche Weiterentwicklung durch W. I. Lenin, der die neuen Erkenntnisse der Wissenschaften und die Erfahrungen der Arbeiterklasse insbesondere in der Großen sozialistischen Oktoberrevolution, der ersten sozialistischen Revolution, und bei der Errichtung des Sowjetstaates, des ersten sozialistischen Staates, philosophisch verallgemeinerte. Auch in der Gegenwart entwickelt sich der Dialektik weiter durch die philosophische Verallgemeinerung neuer Erkenntnisse der Natur- und Gesellschaftswissenschaften sowie der historischen Erfahrungen des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse. Den Einzelwissenschaften dient er als philosophisch-weltanschauliche Grundlage, als Erkenntnistheorie, Methodologie und Methode ihrer Weiterentwicklung. Die marxistisch-leninistischen Parteien nutzen den Dialektik als philosophische Theorie und Methode für die Ausarbeitung der Strategie und Taktik des Kampfes der Arbeiterklasse gegen den Imperialismus und für die weitere Gestaltung der sozialistischen und die Schaffung der Grundlagen der kommunistischen Gesellschaft.

Dialektische Theologie: eine nach dem 1. Weltkrieg von K. Barth unter anderem vertretene Richtung der evangelischen Theologie; benannt nach der Dialektik S. Kierkegaards, die den Gegensatz von Zeit und Ewigkeit, Vernunft und Offenbarung betonte; beeinflusste stark die Bekennende Kirche.

Dialektologie: Dialekt- und Mundartkunde; erforscht die territoriale Gliederung einer Sprache, das Wesen und die Verbreitung der Dialekte, erarbeitet unter anderem Mundartwörterbücher und Sprachatlanten.

Dialog: Zwiegespräch, Wechselrede. In der Literatur ist der Dialog

a) ein Gestaltungsmittel, besonders der Dramatik, aber auch der Epik, weniger der Lyrik;

b) eine Form, als philosophisches und gesellschaftskritisches Streitgespräch in der Antike (Sokratiker, Platon, Cicero), Renaissance (Erasmus, G. Galilei, U. von Hutten) und Aufklärung (D. Diderot, G. E. Lessing).