Deutsche Literatur

Deutsche Literatur: 500 bis 1050 älteste poetische Zeugnisse aus vorfeudaler Zeit sind kultischen Ursprungs (Totenlieder, Zaubersprüche, Kampfgesänge). In frühfeudaler Zeit entstanden Helden- und Preislieder. Erhalten ist das «Hildebrandslied». Die Christianisierung führte zur Verdrängung germanischer heidnische Dichtung («Merseburger Zaubersprüche») durch christliche («Wessobrunner Gebet», «Muspilli», «Heliand»), Übersetzungen und Glossare dienten der Missionsarbeit («Abrogans»), Erstmals im «Evangelienbuch» Otfrieds von Weißenburg wurde der Stabreim durch den Endreim ersetzt. Am Ende der Periode steht Notker der Deutsche. Mit der Festigung der feudalen weltlichen und kirchlichen Macht verdrängte im 10. Jahrhundert die lateinische Dichtung die deutsch-sprachige fast völlig («Waltharilied», «Ruodlieb»; Hrotsvitha von Gandersheim). Tierdichtung diente der Zeitkritik («Ecbasis captivi»).

1050 bis 1230: Unter dem Einfluss der Kluniazenser Reform (Cluny) entstand eine religiös-asketische Literatur («Memento mori», Wiener Genesis, «Ezzolied», «Annolied», Legendendichtung, Marienlieder). Heinrich von Melk bekämpfte die Verkommenheit des Klerus wie die Ideale des Rittertums («Priesterleben», «Erinnerung an den Tod»), mit der wachsenden Rolle des Ritterstandes, besonders nach den ersten Kreuzzügen, traten Verweltlichungstendenzen hervor. Geistliche verfassten Epen in deutscher Sprache («Alexanderlied» des Pfaffen Lamprecht, «Rolandslied» des Pfaffen Konrad, «Kaiserchronik»), Spielleute trugen an den Höfen unterhaltsame Dichtungen vor («Herzog Ernst»). Daneben blühte eine sinnenfrohe, oft oppositionelle Vagantendichtung. Im voll entfalteten Feudalismus erreichte die meist von Ministerialen geschriebene mittelhochdeutsche Literatur ihren Höhepunkt; sie erhob Ideale des christlichen Rittertums zu ethischen Leitbegriffen. Der Minnesang, dessen volkstümliche Anfänge (Kürenberger, Dietmar von Aist) sich von den Formstrengen, dem Vorbild der französischen Troubadours verpflichteten höfliche Minneliedern unterscheiden (Reimar von Hagenau, Heinrich von Morungen), besingt die hohe Minne, die fiktive Liebe zur unerreichbaren adligen Herrin. Der bedeutendste Dichter, Walther von der Vogelweide, durchbrach den höflichen Minnekult und nahm Stoffe aus der Wirklichkeit auf; seine Spruchdichtung spiegelt die Kämpfe zwischen den deutschen Herrschern, kaiserliche Macht und Papsttum, das er leidenschaftlich attackierte. Am Anfang des höflichen Epos, dessen Stoffe (Sagenkreis um König Artus unter anderem) über Flandern aus Frankreich (Chrétien de Troyes) kamen, steht Heinrich von Veldeke («Eneide»). Ihre Vollendung erreichte die Epik mit Hartmann von Aue («Erek» und «Iwein») und Wolfram von Eschenbach («Parzival»); Gottfried von Straßburg, bürgerlicher Herkunft, lässt die Liebenden über den ritterlichen Tugendkodex triumphieren («Tristan und Isolde»). «Nibelungenlied» und «Kudrunlied», Heldenepen unbekannter Verfasser, greifen auf jahrhundertealte Stoffe zurück; vorfeudale ethische Auffassungen vermischen sich mit christlich-höfliche

1230 bis 1480: Die höflich-ritterliche Literatur verfiel mit dem Niedergang des Rittertums. Das Werk Konrads von Würzburg veranschaulicht die beginnende bürgerliche Umformung höflichen-ritterlichen Denkens. In die Lyrik dringen bäuerliche Stoffe (Neidhart von Reuenthal) und derbe Sinnlichkeit (Tannhäuser). Dichter meist bürgerlicher Herkunft kritisieren (oft in Spruchdichtungen) gesellschaftliche Missstände, geistlicher und weltlicher Würdenträger: Freidank («Bescheidenheit»), Spervogel, der Stricker («Der Pfaffe Amis»), Wernher der Gartenaere («Meier Helmbrecht») verurteilt Bauern, die ihre Klasse verraten, und übt scharfe Kritik am Raubrittertum. In didaktischen Werken («Der Renner» des Hugo von Trimberg) und Satiren («Der Pfaffe vom Kalenberg» von P. Frankfurter) artikuliert sich gewachsenes bürgerliches Standesbewusstsein. Die Mystiker (Meister Eckhart, H. Seuse, J. Tauler) bereicherten mit Predigten und Traktaten die deutsche Sprache. Frühes Zeugnis humanistischen Denkens ist der «Ackermann aus Böhmen» des Johannes von Saaz. Zur Ablösung der lateinischen durch die deutsche Sprache in der Literatur trug die Erfindung des Buchdrucks (um 1440) erheblich bei; dennoch überwog noch lange die lateinsprachige Literatur. Geistl. Spiele und Fastnachtspiele stehen am Anfang des deutschen Dramas. Das Volkslied erlebte seine Blüte. Es entstanden, oft als Prosaauflösungen feudaler Ritterepen, erste Volksbücher mit bürgerlicher Tendenz («Hug Schapler», «Fortunatus»).

1480 bis 1525: Humanismus, Reformation und Bauernkrieg schufen eine in die Kämpfe der Zeit eingreifende Literatur (Flugschriften). Gesellschaftskritik findet sich insbesondere bei S. Brant («Narrenschiff») und T. Murner. Von ausgesprochen anti-feudaler Tendenz ist das Tierepos «Reynke de Vos» (Reineke Fuchs). «Till Eulenspiegel» vertritt die Interessen Besitzloser. Zunfthandwerker (H. Folz, H. Rosenplüt, besonders H. Sachs) pflegten Meistergesang und Fastnachtspiel; H. Sachs bewahrte in seinem umfangreichen Werk volkstümlicher Erzählgut. Von epochaler Bedeutung für die Ausbildung einer einheitlichen neuhochdeutschen Schriftsprache war die Bibelübersetzung M. Luthers. Erasmus von Rotterdam, J. Reuchlin, P. Melanchthon und U. von Hutten sind die führenden Vertreter des Humanismus, dessen herausragende satirische Kampfschrift gegen feudalklerikales Denken die «Dunkelmännerbriefe» sind. Hutten vor allem stritt an Luthers Seite gegen die Papstkirche. T. Müntzers Schriften inspirierten den Freiheitskampf der Bauern.

1525 bis 1600: Nach der Niederlage der Bauern festigten die absolutistischen Territorialgewalten ihre Herrschaft. Entschiedene Opposition lebte fast nur in den Liedern der grausam verfolgten Täufer weiter. Im protestantischen Schuldrama, in Fabel (E. Alberus) und Tierdichtung (G. Rollenhagen) demonstrierte das Stadtbürgertum seine Moral- und Lebensvorstellungen. Gesellschaftskritische Züge finden sich insbesondere in Stücken von B. Waldis, J. Stricker und N. Frischlin sowie in volkstümlichen Sprichwortsammlungen (J. Agricola, S. Franck). Schwanksammlungen und romanhafte Bücher (J. Wickram: «Rollwagenbüchlein», «Der Jungen Knabenspiegel», «Von guten und bösen Nachbarn») dienten der Belehrung und Unterhaltung des Bürgertums. Die grobianische Literatur (F. Dedekind, A Musculus) bekämpfte die Verwahrlosung der Sitten. Als aggressiver Satiriker trat der sprachmächtige J. Fischart hervor («Geschichtklitterung»). Ende des 16. Jahrhundert erschienen zwei der wirksamsten Volksbücher (Lalebuch, Dr. Faust).

1600 bis 1685: Trotz der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und der weiteren Festigung der absolutistischen Partikulargewalten leisteten die bürgerliche Intelligenz und fortschrittliche Adlige Wesentliches für die Ausbildung einer dem Ausland ebenbürtigen deutschen Dichtung. Sprachgesellschaften festigten das Nationalbewusstsein; Poetiken sollten eine bedeutende Dichtung in deutscher Sprache fördern; M. Opitz («Deutsche Poeterey») war der Lehrmeister. P. Fleming, G. R. Weckherlin, F. von Logau, S. Dach, vor allem der als Lyriker und Dramatiker herausragende A. Gryphius schufen eine humanistische Dichtung zeitkritischen Gehalts. Die satirische Dichtung fand ihre Fortsetzung im Werk von J. M. Moscherosch, B. Schupp unter anderem Lyrik und Kirchenlied bereicherten E. von Spee, P. Gerhardt und A. Silesius. Die religiös-oppositionelle Bewegung fand ihre Vertreter unter anderem in J. Böhme, D. Czepko, Qu. Kuhlmann und J. Arndt. Die bürgerlich-patrizische Ideologie artikulierte sich im Manierismus G. P. Harsdörffers («Nürnberger Trichter»), Daniel Casper von Lohenstein und C. Hofmanns von Hofmannswaldau. Sprecher der Gegenreformation waren neben dem Jesuitentheater unter anderem Abraham a Santa Clara und der lateinsprachige Dichter J. Balde. Neben dem «heroisch-galanten», von absolutistischen Denken geprägten Roman (H. Buchholtz, Anton Ulrich von Braunschweig, H. A. von Ziegler und Kliphausen) entwickelte sich der realistische Roman (J. C. Grimmelshausen, «Simplicissimus»; J. Beer; C. Reuter, «Schelmuffsky»), C. Weises Werke leiten über zur Aufklärung.

1685 bis 1789: Vorbereitet durch S. Pufendorf, E. Thomasius unter anderem, steht die Literatur dieser Periode in engem Zusammenhang mit der gesamteuropäische Aufklärung. C. Wolff, der Leibniz popularisierte, und J. C. Gottsched lieferten der Frühaufklärung die philosophischen und literaturtheoretischen Grundlagen. Gottsched betonte die lehrhafterzieherische Rolle der Literatur. Die Vernunft galt zunehmend als Richter aller Dinge; allen Menschen wurde ein natürliches Recht auf ihre Entwicklung zugesprochen. Dieser Anspruch kündigt sich sowohl in der Erlebnislyrik J. C. Günthers als auch in den Dichtungen B. H. Brockes und F. von Hagedorns an. Moralisch-didaktische Tendenzen bestimmen die Lustspiele und Fabeln C. F. Gellerts. Demgegenüber stärkte F. G. Klopstock mit seiner Dichtung das bürgerliche Nationalbewusstsein. J. J. Winckelmann entwarf ein von der Antike abgeleitetes harmonisches Menschenbild und Demokratie ideal. Hauptgestalt der deutschen Aufklärung ist G. E. Lessing («Laokoon», Literaturbriefe, «Minna von Barnhelm», «Nathan der Weise»); in Abgrenzung von feudal-absolutistischen und höflich-frühaufklärerischen Auffassungen entwarf er das Bild eines freien, humanistischen Menschen. Der Sturm und Drang, vorgeprägt durch J. J. Rousseau, J. G. Hamann und J. G. Herder, verstärkte die antifeudalen Tendenzen der Aufklärung durch Wahrnehmung der Interessen des Volkes; politisch-gesellschaftliche Themen trugen zur Entwicklung eines demokratischen Patriotismus bei. Herder lenkte den Blick auf die Volksdichtung und Shakespeare. Führende Repräsentanten waren der junge Goethe (Straßburger Lyrik, «Prometheus», «Götz», «Werther») und Schiller («Die Räuber», «Kabale und Liebe»), Sozialkritische Stücke schrieben J. M. R. Lenz, F. M. Klinger, H. L. Wagner, volksverbundene Lieder, Balladen und Idyllen C. F. D. Schubart, G. A. Bürger und J. H. Voß. Der Hainbund (H. Hölty unter anderem), auch M. Claudius standen dem Sturm und Drang nahe. 1789 bis 1830. Goethe und Schiller (seit 1794 in enger Zusammenarbeit) sind die Repräsentanten der deutschen Klassik. Vom Geschichtsdenken des aufsteigenden Bürgertums (Vervollkommnung des Menschengeschlechts) und einem humanistischen Erziehungs- und Bildungsprogramm der allseitigen und harmonischen Entwicklung aller schöpferische Kräfte des Menschen ausgehend, schufen sie Dichtungen von weltliterarischen Rang (Goethe: «Egmont», «Tasso», «Wilhelm Meister», «Die Wahlverwandtschaften», Lyrik; Schiller: «Fiesco», «Don Carlos», «Wallenstein», «Die Jungfrau von Orleans», «Wilhelm Teil», Lyrik). Goethes «Faust» I und n weisen in ihrem Zukunftsentwurf über die Schranken der bürgerlichen Gesellschaft hinaus. Unmittelbar auf die Kritik der zeitgenössischen Gesellschaft orientieren die Dichtungen C. M. Wielands, Jean Pauls, F. Hölderlins. G. Förster, unbeirrter Anhänger der Franzos. Revolution, erwies sich als entschiedenster Vertreter einer revolutionären Literatur; J. G. Seume näherte sich einer revolutionär-demokratischen Haltung. Die Romantiker, enttäuscht von den Ergebnissen der Französischen Revolution, artikulierten ihren Protest gegen die Kulturfeindlichkeit des sich entwickelnden Kapitalismus durch Betonung ihrer Subjektivität und den Rückzug in eine mittelalterliche Phantasiewelt. Die Jenaer Romantik (Novalis, L. Tieck, H. Wackenroder, A. W. und F. Schlegel) entwickelte, ausgehend von Fichte und Schelling, vor allem ihre Theorie und Kunstprogrammatik; große Verdienste erwarb sie sich durch die Übersetzung von Werken Shakespeares, Calderons, Cervantes unter anderem. Die Heidelberger Romantik (A. von Arnim, C. Brentano, J. Görres) knüpfte an die deutsche Volksdichtung an («Des Knaben Wunderhorn»). Die napoleonische Fremdherrschaft und die Restauration nach 1815 riefen die Dichter zur Teilnahme am politischen Kampf und zur Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse auf. Das dramatische und novellistische Werk H. von Kleists, in dem sich romantische Züge mit realistischen mischen, spiegelt die Widersprüche seiner Zeit. Die bekanntesten Sänger der Befreiungskriege sind T. Körner und E. M. Arndt. E. T. A. Hoffmann, von weltliterarischer Wirkung, setzte sich in phantastische Überhöhung mit deformierenden Wirkungen des Kapitalismus und des kleinstaatliche Absolutismus auf den Menschen auseinander. Die volkstümlichen Tendenzen der Romantik waren von Einfluss auf Märchendichtung (W. Hauff, J. und W. Grimm) und Lyrik (A. von Chamisso, J. von Eichendorff, L. Uhland, W. Müller). A. von Platen, K. Immermann, D. Grabbe und L. Börne kritisierten Erscheinungen der feudalabsolutistischen Restauration. Vor allem H. Heine löste sich von der Romantik («Buch der Lieder»); in den «Reisebildern» ging er zur konkreten Gesellschaftskritik über.

1830 bis 1848/49: Während des Vormärz erfolgte eine allgemeine Politisierung der Literatur: Publizistik (Heine, Börne), Dramen, Novellen und Romane (G. Büchner, K. Gutzkow, H. Laube), vor allem das Gedicht wurden als Kampfmittel eingesetzt. Büchner («Dantons Tod», «Woyzeck», «Der Hessische Landbote») und Heine («Deutschland. Ein Wintermärchen», «Zeitgedichte») gelangten mit ihrem Aufruf zur Revolution zur fortgeschrittensten Position der revolutionären Demokratie vor Marx und Engels. Demgegenüber verharrte das sogenannt Junge Deutschland (Gutzkow, Laube unter anderem) auf liberalen Positionen Abseits vom politischen Geschehen nahmen A. von Droste-Hülshoff, E. Mörike, die Österreicher F. Grillparzer und A. Stifter eine konservativ-humanistische antikapitalistische Haltung ein. Bedeutende lyrische Dichtungen schuf der Österreicher N. Lenau. Der Schweizer J. Gotthelf trat als volksverbundener Erzähler hervor. C. Sealsfield und W. Alexis gaben Beispiele realistischen Erzählens. In den 40er Jahren erlangte die politische Lyrik breite Resonanz (G. Herwegh, F. Freiligrath unter anderem Achtundvierziger). Herausragende Werke entstanden im Kampfbündnis der revolutionären Demokratie (Heine, Freiligrath) mit den Begründern des wissenschaftlichen Kommunismus. In G. Weerth besitzt das deutsche Proletariat seinen ersten großen Dichter.

1849 bis 1871: Das Scheitern der 48er Revolution führte zu Resignation und Kompromissbereitschaft (O. Ludwig, G. Freytag). Provinzielle Enge und Ausweichen in oft regressiv interpretierte historische Stoffe herrschten vor. F. Hebbel schuf als einziger bedeutende Dramen. Eine epigonale, an Klassik oder Romantik anknüpfende Literatur (P. Heyse, E. Geibel; V. Scheffel) erlangte breite Wirkung. Die Repräsentanten des Realismus (W. Raabe, F. Reuter, T. Storm, H. Kurz, F. Spielhagen, der Schweizer G. Keller) hielten an den Idealen der bürgerlichen Aufstiegszeit fest. Zugleich entstand eine eng mit der Arbeiterbewegung verbundene Literatur.

Deutsche Mundarten: älteste Erscheinungsform der deutschen Sprache, erst auf ihrer Grundlage entwickelte sich die Schriftsprache. Sie gliedern. sich nach der 2. Lautverschiebung, die das Oberdeutsche völlig, das Mitteldeutsche zum Teil, das Niederdeutsche (Plattdeutsche) nicht erfasste. Die oberdeutschen und mitteldeutschen Mundarten werden als hochdeutsche zusammengefasst. Oberdeutsche Mundarten sind Süd- und Ostfränkisch, Schwäbisch, Nieder- und Hochalemannisch, Nord-, Mittel- und Südbairisch (-Österreichisch), mitteldeutsche Mundarten sind Ripuarisch (Köln), Moselfränkisch (Trier), Rheinfränkisch (Pfälzisch, Hessisch), Ostmitteldeutsch (Thüringisch, Obersächsisch). Niederdeutsche Mundarten sind Niederfränkisch, West- und Ostfälisch, Nordniedersächsisch, Mecklenburgisch, Märkisch (Brandenburgisch).

Deutsche Sprache: neben Englisch Hauptsprache der westlichen Gruppe der germanischen Sprachen; entwickelte sich in den 4 Perioden Althochdeutsch und Altsächsisch beziehungsweise Altniederdeutsch (750/1100), Mittelhochdeutsch und Mittelniederdeutsch (1100/1350), Frühneuhochdeutsch (1350/1650), Neuhochdeutsch (seit 1650). Relativ einheitliche Sprachtypen bestanden um 1200 in der mittelhochdeutschen (oberdeutschen) Dichtersprache, im 14. Jahrhundert in der Mittelniederdeutschen Geschäftssprache der Hanse, um 1500 in den Kanzleisprachen Kaiser Maximilians I. und der Wettiner. Die heutige Schriftsprache entwickelte sich als konsolidierender Faktor des kapitalistischen inneren Marktes mit der Herausbildung der bürgerlichen deutschen Nation aus mehreren regionalen Schreibsprachvarianten vor allem unter ostmitteldeutschem und oberdeutschem Einfluss. Sie ist Ende des 18. Jahrhundert ausgeprägt. Die Erfindung des Buchdrucks und die Verbreitung von Luthers Bibelübersetzung förderten die Vereinheitlichung; dichterische (Klopstock, Lessing, Wieland, Goethe, Schiller n. a.) und wissenschaftliche (Sprachwissenschaft und klassische deutsche Philosophie) Leistungen trugen zu ihrer Festigung bei.