Dampf

Dampf: Gas nahe dem Übergang zum flüssigen (oder festen) Aggregatzustand, bei Wasser der gasförmige Zustand schlechthin. Als gesättigten oder Nassdampf bezeichnet man Dampf, der sich im thermischen Gleichgewicht mit seiner flüssigen Phase befindet. Der Druck in diesem Sättigungszustand ist von der Temperatur abhängig und heißt Dampfdruck. Ist die Flüssigkeit völlig verdampft, heißt der Dampf trockengesättigter oder Trockendampf. Durch weitere Temperaturerhöhung entsteht ungesättigter, überhitzter oder Heißdampf, der in der Technik (vorwiegend zur Erzeugung von Elektroenergie) bis zu Temperaturen von 650°C verwendet wird. Siehe auch Sieden.

Dämpfanlage: absätzig oder stetig arbeitende stationäre oder fahrbare Einrichtung zum Dämpfen von Futtermitteln (besonders Hackfrüchten), zuweilen auch von Erde (Gewächshauserde) zwecks Sterilisation.

Dampfbad, russisch-römisches Bad: Bad in einem feuchtigkeitsgesättigten warmen bis heißen Raum (40 bis 60 °C) für die Dauer von 5 bis 30 Minuten. Nebenerscheinung tritt dabei zum Teil erwünschte beziehungsweise unerwünschte Verfärbung auf.

2. Textiltechnik: Behandeln von bedruckten und beziehungsweise oder gefärbten Textilien mit gesättigtem Dampf in Dämpfeinrichtungen zum Fixieren des Farbstoffes, zur Verhinderung der Kringelbildung oder zur Formgebung.

Dampfer, früher Dampfschiff, Dampfboot: Bezeichnung der Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhundert aufkommenden Schiffe mit Dampfmaschinenantrieb. Zuerst nur auf Flüssen und Seen, ab etwa 1840 auch im Überseeverkehr eingesetzt, waren Dampfer noch bis 1890 zusätzlich mit Stützsegeln zur Schlingerdämpfung ausgerüstet. Der Vortrieb erfolgte anfangs durch Schaufelräder (Raddampfer), ab etwa 1875 bei Seeschiffen ausschließlich durch Schiffsschrauben, wobei man später Ein- und Mehrschraubendampfer unterschied. Heute bezeichnet man als Dampfer im engeren Sinne (Abkürzung D, englisch SS (Steamship)) nur noch die durch eine oder mehrere Kolbendampfmaschinen (Mehrfachexpansionsmaschinen) häufig zusätzlich mit Abdampfturbine angetriebenen Schiffe. Die zum Erzeugen des notwendigen Dampfes dienenden Wasserrohrkessel haben meist Ölheizung, kaum noch Kohlefeuerung. im weiteren Sinne sind auch die Seeschiffe mit Antrieb durch Dampfturbine zu den Dampfer zu zählen, die heute aber allgemein als Turbinenschiffe bezeichnet werden.

Dampferzeuger, Dampfkessel: Einrichtung zur Erzeugung von Dampf bestimmten Druckes und entsprechend Temperatur für Betriebs- und Heizzwecke durch Wärmezufuhr. Nach der Art der Wärmezufuhr unterscheidet man brennstoffgefeuerte, Elektro- und Kerndampferzeuger. Bei den brennstoffgefeuerten Dampferzeuger gliedert man nach Brennstoff- und Feuerungsart in kohlegefeuerte (Rost- und Kohlenstaubdampferzeuger) Öl- und Gaskessel. Die bei der Verbrennung freiwerdende Wärme wird durch Strahlung und Berührung der heißen Rauchgase mit den Heizflächen an Wasser beziehungsweise Dampf übertragen. Die Rauchgase strömen

Dampfdruck: 1. Meteorologie: Teildruck des Wasserdampfes in der Atmosphäre; in mittleren geographischen Breiten zwischen 0 hPa (trockene Luft) und 25 hPa.

2. Dampfdruck, Sättigungsdruck: Thermodynamik - der Druck von gesättigtem Dampf. Dampfdruckerniedrigung heißt das Absinken des Dampfdruck einer Flüssigkeit, wenn schwer- oder nichtflüchtige Stoffe in ihr gelöst werden, zum Beispiel Kochsalz in Wasser. Siehe auch Raoultsches Gesetz.

Dämpfen: 1. Holztechnik Behandeln von Holz mit Dampf zur Verbesserung der Bearbeitungseigenschaften (Senkung des Elastizitätsmoduls) zum Beispiel beim Biegen sowie bei der Furniererzeugung; als durch ein oder mehrere Rohre des Dämpfen (Flammenrohr-, Rauchrohr-Dämpfen) oder umströmen wassergefüllte Trommeln (Walzenkessel) beziehungsweise Rohre. Infolge der günstigen Wärmeübertragung dominiert heute für große Dämpfen Leistungen der Strahlungskessel, dessen Brennkammer allseitig mit Verdampfer Rohren (Kühlrohre) ausgekleidet ist. Zur besseren Ausnutzung der Rauchgaswärme besitzen die modernen Dämpfen Überhitzer und zum Teil Zwischenüberhitzer (von Rauchgasen umströmte Rohrschlangen zum Nachtrocknen und Überhitzen des Dampfes), ferner Speisewasservorwärmer und Luftvorwärmer. Elektro-Dämpfen sind Großwasserraumkessel mit Widerstands- oder Elektrodenheizung. Dämpfen für Kernkraftwerke (Kern-Dämpfen) werden entsprechend dem Reaktortyp (gasgekühlter, Druckwasser-, Siedewasser-, Brutreaktor) und Reaktorkühlmittel gestaltet. Bau, Betrieb und Überwachung von Dämpfen sind gesetzlich geregelt; sie unterliegen den Bestimmungen der Techn. Überwachung.

Dämpfigkeit, Hartschlägigkeit: vorwiegend bei Pferden auftretende chronischen, unheilbare Erkrankung der Lunge oder des Herzens.

Dampfkochtopf, Dampfdrucktopf, mit Schraubdeckel fest verschließbares Stahl- oder Leichtmetallgefäß, das durch Dampfüberdruck bei Temperaturen über 100 °C Speisen energiesparend in kürzerer Zeit als im offenen Topf gar macht (daher auch Schnellkochtopf genannt) und die Vitamine weitgehend erhält.

Dampfkraftwerk: Anlage (Wärmekraftwerk) zur Umwandlung von Wärmeenergie aus Kohle, Erdöl, -gas, Kernspaltstoffen oder aus einem natürlichem Wärmegefälle (Erd-, Wasserwärme) über Wasserdampf als Arbeitsmittel in elektrischer Energie (Kondensationskraftwerk), eventuell auch gekoppelt mit Abgabe von Prozesswärme (Heizkraftwerk).

Dampfkühlung: Nutzung der Verdampfungswärme von Flüssigkeiten, besonders Wasser, zur Kühlung von Verbrennungsmotoren.

Dampfleistung: die in einem Dampferzeuger je Zeiteinheit erzeugte Dampfmenge, angegeben in kg/s oder t/h.

Dampfmaschine: Wärmekraftmaschine zum Umsetzen der Energie gespannter Dämpfe (meist Wasserdampf) in Bewegungsenergie (mechanische Energie). Bei der Kolbendampfmaschine wirkt der Druck des aus dem Dampferzeuger in den Zylinder geleiteten Dampfes periodisch abwechselnd auf beide Seiten eines Kolbens, so dass dieser im Zylinder hin- und hergeschoben wird (Doppelwirkung); die Bewegung wird über ein Schubkurbelgetriebe (Kolbenstange, Kreuzkopf, Pleuelstange, Kurbelwelle) in eine drehende umgewandelt. Die erste brauchbare Niederdruckdampfmaschine wurde 1769 von J. Watt gebaut.

Dampfmotor: stehende, schnelllaufende gekapselte Dampfmaschine mit Ventilsteuerung in Mehrzylinderbauart.

Dampfpumpe: Kolbenpumpe mit Dampf- und Pumpenzylinder (hintereinanderliegend), die durch eine gemeinsame Kolbenstange verbunden sind. Die Dampfpumpe besitzt weder Kurbeltrieb noch Schwungmasse; dadurch einfache Bauart und wartungsarm. Eingesetzt wird die Dampfpumpe zum Beispiel in Kleinkraftwerken oder Heizungsanlagen als Kesselspeisepumpe. In Sonderfällen kann sie auch mit Druckluft betrieben werden.

Dampfreformierung: technisches Verfahren zur Herstellung von Synthesegas (für Ammoniak, Methanol unter anderem) aus Erdgas, Raffineriegas oder Leichtbenzin durch nickelkatalysierte Spaltung mit Wasserdampf bei 750 bis 950°C und 2 bis 3 MPa Druck. Es entsteht ein kohlenmonoxid- und wasserstoffhaltiges Gas, das gegebenenfalls noch konvertiert und mit Stickstoff angereichert wird.

Dampfstrahlgebläse: Strahlgebläse mit Dampf als Treibgas zur Förderung von Gasen nach dem Ejektorprinzip. Beim Fördervorgang findet eine Durchmischung von Treib- und Fördergas statt.

Dampfstrahlpumpe: Düsengerät zum Saugen und Pumpen, bei dem ein aus einer Treibdüse mit hoher Geschwindigkeit austretender Dampfstrahl die Förderflüssigkeit zwischen Treib- und Fangdüse ansaugt, sich mit ihr in der Fangdüse vermischt und im nachfolgenden Diffusor die notwendige Druckenergie erhält. Dampfstrahlpumpe werden als Injektoren bezeichnet, wenn ihr Förderdruck über dem Atmosphärendruck liegt, als Ejektoren, wenn sie Förderflüssigkeit ansaugen und nur gegen Atmosphärendruck fordern.

Dampfturbine: Wärmekraftmaschine als Strömungsmaschine hoher Drehzahl, bei der die Energie des strömenden Mediums (Wasserdampf) durch Umlenkung an gekrümmten Laufschaufeln in eine Drehbewegung des Laufrades umgewandelt wird. Bei Gleichdruckturbinen herrscht vor und hinter dem Laufrad gleicher Druck; bei Überdruckturbinen ist eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit im Schaufelgitter vorhanden, somit besteht ungleicher Druck vor und hinter dem Laufrad. Nach der Strömungsrichtung des Arbeitsmediums unterscheidet man Axial- und Radialturbine. Bei der Gegendruckturbine wird Dampf zur weiteren Verwendung (Heizung u. ä.) entnommen.