Christentum

Christentum: monotheistische Weltreligion, die sich auf das im Neuen Testament überlieferte Leben und die Lehren des Jesus (Beiname Christus) von Nazareth beruft. Das Christentum fand seine geschichtlich wirksam gewordene Ausformung, als es in die hellenistische Welt eindrang und von rechtlos gewordenen und verarmten Schichten aufgenommen wurde. Hier verband sich die Christuslehre jüdisch-eschatologische Herkunft mit (meist orientalischen) Mysterien- und Erlösungskulten und mit Elementen der spätgriechischen Philosophie zur christlichen Heilslehre. Die ersten Gemeinden überlokaler Bedeutung entstanden auf hellenistischen Boden; rasch wachsenden führenden Einfluss gewann die Gemeinde zu Rom. Da sich die Anhänger des Christentums der ersten Jahrhunderte mit manchen Lehren und durch ihr praktisches Verhalten in Gegensatz zur Staatsgewalt des römischen Weltreiches setzten, wurden sie zeitweilig verfolgt. Das hörte erst im 4. Jahrhundert auf, als Konstantin I. (306/37) das Christentum staatlich anerkannte (311 und 313 Toleranzedikte) und es 391 durch Theodosius zur Staatsreligion erhoben wurde. Im Kampf um organisatorisch-administrative und dogmatische Streitfragen trennten sich 1054 die östlich-orthodoxen Kirchen und die römisch-katholische Kirche. Im 16. Jahrhundert lösten sich durch die Reformation die evangelisch-lutherische und die reformierten Kirchen von der römisch-katholischen Kirche. Die Wandlungsfähigkeit des Christentums ließ die christlichen Kirchen meist zu geeigneten Werkzeugen für die Ausbeuterordnungen werden. Jedoch gab und gibt es auch religiöse Gruppen, die in ihrem ehrlichen Streben, die sozialen Forderungen des ursprünglichen Christentums zu verwirklichen, in Gegensatz zu den Interessen der Ausbeuterklassen beziehungsweise des Klerus traten beziehungsweise treten (Ketzer; Häresie; in der Gegenwart Theologie der Befreiung). Heute arbeiten viele Christen und Nichtchristen im Kampf um die Sicherung des Friedens und um soziale Gerechtigkeit zusammen.

Christenverfolgungen: zeitweilige Maßnahmen gegen die Anhänger des Christentums der ersten Jahrhunderte, durch die Toleranzedikte Konstantins I. und die Erhebung zur Staatsreligion (391) durch Theodosius beendet.

Christliche Friedenskonferenz, Abkürzung CFK, Prager Christliche Friedenskonferenz: ökumenische Bewegung christlicher Kirchen und Einzelpersönlichkeiten verschiedener nichtkatholische Konfessionen aus allen Erdteilen; Beitrag der Christenheit zur Erhaltung des Weltfriedens; 1957 von evangelischen Kirchen in der CSSR ausgelöst, gewann sie in den 70er Jahren wachsende Wirksamkeit bei der Mobilisierung von Gläubigen und ihrer Kirchen für den Frieden. Von der Christlichen Friedenskonferenz inspiriert finden Allchristliche Friedensversammlungen statt.

Christliche Vereinigung: im deutschen Bauernkrieg 1524/26 verbreitetste Form des Zusammenschlusses aller revolutionären Kräfte zur Durchsetzung des Göttlichen Rechtes; zugleich auch Form einer erstrebten Ordnung freier und gleicher Gemeinden gemäß der Bibel; spiegelte den Einfluss der Reformation auf den Bauernkrieg wider.

Christengemeinschaft: an der Anthroposophie orientierte, 1922 in der Schweiz gegründete Glaubensgemeinschaft, wollte ursprünglich die evangelische Kirche erneuern.