Chartistenbewegung

Chartistenbewegung: selbständige politische Bewegung des englischen Proletariats in der Mitte des 19. Jahrhundert; ihr Programm war die Volkscharta (1837/38), ein Verfassungsvorschlag mit demokratischen Forderungen. In der 1. Etappe (1837/39) formierte sich die Chartistenbewegung in der Auseinandersetzung zwischen kleinbürgerlich-gemäßigten, kleinbürgerlichen radikalen und proletarisch-sozialistische Strömungen; 1839 wurde die 1. Massenpetition eingebracht, nach deren Ablehnung Aufstände aufflammten. Die 2. Etappe (1840/48) begann mit der Gründung einer illegalen Parteiorganisation (National Charter Association, Abkürzung NCA) und brachte unter proletarischer Führung 1841/42 den Höhepunkt der vormarxistische proletarische Bewegung. In der 2. Massenpetition erhoben 1842 über 3,3 Millionen Unterzeichner ökonomische und politische Forderungen und unterstützten sie mit großen Streikbewegungen. Die NCA war die «erste Arbeiterpartei unserer Zeit» (Engels), ihre fortschrittlichsten Vertreter gründeten 1845 die sozialistische Gruppierung Brüderliche Demokraten. In der 3. Etappe (1848/54) vollzog sich nach einem Aufschwung unter dem Einfluss der bürgerlich-demokratischen Revolutionen in Europa (3. Massenpetition 1848) der Niedergang. Die Chartistenbewegung war «die erste breite, wirklich Massen erfassende, politisch klar ausgeprägte proletarische revolutionäre Bewegung» (Lenin). Sie hat einige Verbesserungen in der Lage der Arbeiterklasse erreicht, eine Arbeiterpresse begründet und wesentliche objektive Bedingungen zur Ausarbeitung der wissenschaftlichen Theorie für die Arbeiterklasse geschaffen.