Carbon

Carbon: (lateinisch carbo, «Kohle»)

1. Carbon, Geologie: System des Paläozoikums, früher auch Steinkohlenformation genannt; mit Hilfe von Pflanzen oder Ammoniten in die Abteilungen Dinant (Unteres Carbon) und Siles (Oberes Carbon) gegliedert; Dinant erscheint entweder in kalkiger Fazies (Kohlenkalk) oder in schiefrig-sandiger Fazies (Kulm); reiche Entfaltung der Pflanzenwelt (Bärlappe, Schachtelhalme, Farne, erste Nadelhölzer), besonders im Siles ausgedehnte Moorvegetation (Steinkohlenwälder; Kohle); Weiterentwicklung der Wirbeltiere von Lurchen zu Kriechtieren; Höhepunkt der variszischen Gebirgsbildung. Das Kohleflöz führende Obere Carbon wird produktives Carbon genannt; siehe auch geologische Systeme.

2. Mineralogie: Carbonado.

Carbonate, Carbonats: Salze und Ester der Kohlensäure. Die salzartigen Carbonate spalten beim Erhitzen oder bei Einwirkung von Säuren Kohlendioxid ab. Wichtige Carbonate sind zum Beispiel Kalkstein (CaC03), Soda (Na2C03), Pottasche (K2C03) und Hirschhornsalz (NH4HC03).

Carbondruck: Flächendruck mit einer Spezialdruckfarbe auf die Rückseite von Formularen u. ä., um unter Druckeinwirkung eine Durchschrift ohne Kohlepapier zu ermöglichen.

Carbonisieren: 1. Lebensmitteltechnik: Zusetzen von Kohlendioxid zu Getränken; bei Sättigung unter Überdruck (zum Beispiel bei Schaumwein, Limonade) spricht man auch von Imprägnieren.

2. Textiltechnik: Behandeln von Wolle oder Wollgewebe mit Schwefel-, Salzsäure oder Aluminiumchlorid und anschließendem Erhitzen zum Zerstören pflanzlicher Anteile (Entkletten).

Carbonsäuren, Karbonsäuren: chemische Verbindungen mit 1 (Monocarbonsäuren), 2 (Dicarbonsäuren), 3 (Tricarbonsäuren) oder mehr Karboxylgruppen -COOH im Molekül, zum Beispiel Essigsäure, CH3-COOH, oder Phthalsäure, C6H4(C00H)2. Die Carbonsäuren sind meist schwache Säuren; sie bilden mit Basen und Metallen Salze (Carboxylate), mit Alkoholen Ester. Ist die OH-Gruppe der Karboxylgruppe durch andere Atome oder Gruppen ersetzt, so liegen zum Beispiel Carbonsäureester, R-CO-OR1, Carbonsäureamide, R-CO-NH2, Carbonsäurechloride, R-CO-Cl, oder Carbonsäureanhydride, R-CO-O-CO-R, vor, letztere entstehen formal durch Wasserabspaltung aus 2 Molekülen Carbonsäure. Derivate der Carbonsäuren sind auch die Nitrile, R-C=N. In anderen Abkömmlingen der Carbonsäuren ist der Kohlenwasserstoffrest substituiert. Halogencarbonsäuren vom Typ der Chloressigsäure, enthalten Halogen; Aminocarbonsäuren (Aminosäuren), zum Beispiel Aminoessigsäure, CH2(NH2)-COOH, die Aminogruppe; Hydroxycarbonsäuren, zum Beispiel Milchsäure, die Hydroxylgruppe; Ketocarbonsäuren (Ketosäuren), zum Beispiel Brenztraubensäure, CH3-CO-COOH, die Ketogruppe.

Carbonyle: chemische Verbindungen zwischen Metallen und Kohlenmonoxid. Das farblose, flüssige, sehr giftige Nickeltetracarbonyl, Ni(CO)4, siedet bei 43 °C und wird zur Herstellung von reinem Nickel verwendet. Eisenpentacarbonyl, Fe(CO)s, ist eine gelbe, giftige, in organischen Lösungsmitteln löslicher Flüssigkeit; Kp 102 °C.

Carbonylgruppe, Carbonylgruppe: die Atomgruppierung Z=C=0 in Aldehyden und Ketonen (Carbonylverbindungen). Die in Ketonen enthaltene Carbonylgruppe wird auch als Ketogruppe bezeichnet, während für die in Carbonsäuren enthaltene gleiche Gruppierung gebräuchlicher ist.

Carbonylverfahren: Verfahren zur Gewinnung von Eisen und Nickel hoher Reinheit durch Zerlegung entsprechender Carbonyle.

Karbothermie: metallurgische Verfahrenstechnik, bei der Kohlenstoff als Reduktionsmittel bei hohen Temperaturen benutzt wird (zum Beispiel bei der Roheisengewinnung im Hochofen).

Karboxylgruppe, Carboxylgruppe: die in allen Carbonsäuren enthaltene Atomgruppe meist -COOH geschrieben.

Carboxymethylcellulose, Carboxymethylcellulose: Zellulosederivat, in dem ein Teil der OH-Gruppen durch -0-CH2-C00HGruppen ersetzt sind. Carboxymethylcellulose ist eine weiße, faserige, wasserlösliche Masse; die ebenso aussehende Natriumverbindung wird aus Alkalizellulose und Natriumchlorazetat hergestellt und als Tapetenkleister (Zellkleister, fälschlich «Zell-Leim»), als emulgierender und schmutztragender Waschmittelzusatz sowie als Appreturmittel verwendet.