Bogen

Bogen: 1. Bautechnik: gekrümmtes Tragwerk mit 2 Auflagern, sogenannt Widerlagern, zur Überdeckung von Maueröffnungen beziehungsweise zweier Säulen oder Pfeiler. Die seitliche Fläche des Bogen heißt Stirn, die obere Rücken und die untere Leibung; der Scheitel ist der höchste und der Kämpfer der tiefste Punkt der Bogenleibungsfläche; der Stich ist der senkrechte Abstand zwischen Kämpferlinie und Scheitel. Ein scheitrechter Bogen ist ein fast waagerechter Bogen (Sturz) mit 20 mm Stich. Die am häufigsten in der Baukunst vorkommenden Bogenarten sind

1) Rund- oder Halbkreis Bogen (römisch, romanische, Renaissance- und Barockarchitektur), ein gedrückter Rundbogen heißt Korbbogen) Flach- oder Segmentbogen (besonders seit der Renaissance);

2) Kleeblattbogen (Spätromanik);

3) Spitzbogen (Gotik), in überhöhter Form heißt er Lanzettbogen (häufig in der englischen Gotik);

4) Eselsrücken oder Kielbogen (Spätgotik);

5) Vorhangbogen (Spätgotik);

6) Tudorbogen (englisch Spätgotik);

7) Hufeisenbogen (islamische Kunst).

2. Mathematik: Kurvenstück; siehe auch Kreis.

3. Musik: a) bei Streichinstrumenten eine mit Pferde- oder Kunsthaar bespannte elastische Stange aus hartem Pernambukholz;

b) bei Metallblasinstrumenten einsetzbarer Röhrenteil zum Verändern der Stimmung.

4. Polygraphie: Begriff unterschiedlicher Bedeutung;

a) Papierbogen, Rohbogen: von der Papierfabrik geliefertes, rechtwinklig geschnittenes Formatpapier,

b) Druckbogen: im Auflagendruck mit 4, 8,16, 32 oder 64 Seiten beiderseitig bedruckter Bogen;

c) Verlags-B Maßeinheit für Planung unter anderem (40000 Schriftzeichen oder 3000 cm2 Bilder);

d) Buchbinderbogen: gefalzter Papier- oder Druckbogen ohne Berücksichtigung von Format und Seitenanzahl;

e) Satzbogen: für Umfangsberechnung und Druckformherstellung angewendete Maßeinheit mit je nach Seitenformat 32, 16, 8 oder 4 Seiten.

5. Sport: Bogenschießen.

6. Waffentechnik: älteste mechanische Schusswaffe für Pfeile (seit der Altsteinzeit bekannt); besteht aus Bogenstab (Holz) und gespannter Sehne; in europäischen Heeren bis ins 17. Jahrhundert.

Bogenentladung: stromstarke Gasentladung (etwa 1A bis mehrere 10 kA) mit relativ niedrigem Kathodenfall (etwa 5 bis 50 V), hohen Stromdichten, besonders an den Elektroden, sowie hohen Elektroden- und Plasmatemperaturen (bis zu einigen 103 beziehungsweise 104 K). Bogenentladung sind intensive Lichtquellen (siehe auch Lichtbogen), sie werden außerdem zur Materialbearbeitung (Schmelzen, Schneiden, Schweißen), Stromgleichrichtung und in Plasmatrons verwendet. Bogenentladung treten auch in elektrischen Schaltern auf.

Bogenlampe: Lampe hoher Leuchtdichte durch Ausnutzung der elektrischen Bogenentladung und der Temperaturstrahlung zwischen 2 Elektroden (Kohle, Wolfram); früher zum Beispiel in Scheinwerfern und Filmprojektoren verwendet, heute durch Höchstdruckentladungslampen abgelöst.

Bogenlänge: Länge einer mathematischen Kurve. Wird zum Beispiel eine ebene Kurve durch die Gleichung y = f(x) mit asxsb und einer stetigen Ableitung f (x) beschrieben, so berechnet sich ihre Bogenlänge

Bogenlilie, Cyrtanthus: Gattung der Amaryllisgewächse; Zwiebelpflanze aus Südafrika; Blüten trichterförmig, in Dolden, meist rot oder weiß; Zierpflanze in Gewächshäusern.

Bogenmaß, Arkus, Zeichen arc: in der Mathematik verwendetes Winkelmaß; Verhältnis der Länge b eines zum Mittelpunktswinkel der Größe a gehörenden Bogens eines Kreises zum Radius r dieses Kreises. Zum Bogenmaß 1 gehört ein Winkel der Größe 1 rad.

Bogenschießen: Sportart, bei der mit einem etwa 1,70 m langen Bogen ein 65 bis 72 cm langer, 20 bis 28 g schwerer Pfeil auf eine (Ring-) Scheibe aus festem Papier (Durchmesser 1,22 m für lange Distanzen, sonst 80 cm) mit 10 aufgedruckten Ringen möglichst genau ins Zentrum geschossen wird. Die Schießentfernungen betragen 90, 70 und 60 m (lange Distanzen) sowie 50, 40 und 30 m (kurze Distanzen). Geschossen werden Vierkämpfe (FITA-Runde beziehungsweise Doppelte FITA-Runde; Männer 90, 70, 50 und 30 m, Frauen 70, 60, 50 und 30 m) mit je 36 beziehungsweise 72 Pfeilen. Die Platzierung ergibt sich aus der Zahl der geschossenen Ringe. Olympische Sportart 1900 bis 1908, 1920 und seit 1972, Weltmeisterschaften seit 1931, Europameisterschaften seit 1968.

Bogensignatur, Bogennorm: in Büchern, zum Teil auch in Zeitschriften, auf der 1. und 3. Seite des Druckbogens unter dem Text stehende Kennzeichnung (1. Seite Bogennummer und Titelstichwort oder Verlagsnummer, 3. Seite Bogennummer mit Stern). Die Bogensignatur dient der Kontrolle nach dem Zusammentragen.