Boden

Boden: 1. oberste, unterschiedlich mächtige Lage der festen Erdrinde, die unter dem Einfluss von Klima, Vegetation und Bodenlebewelt sowie unter Einwirkung des Menschen durch Umwandlungsprozesse aus dem jeweils anstehenden Gestein hervorgegangen ist und sich durch neue charakteristische Eigenschaften vom Untergrund abhebt. Räumlich ist der Boden als ein Ausschnitt aus der Bodendecke zu betrachten. Stofflich stellt er ein Dreikomponentengemisch aus festen (mineralische und organische), flüssigen (Bodenwasser) und gasförmigen (Bodenluft) Bestandteilen dar. Der Boden ist Lebensräum für die Bodenlebewesen und Standort für die Pflanzen. Seine wichtigste Eigenschaft ist die, Bodenfruchtbarkeit. Böden können klassifiziert werden nach der Korngrößenzusammensetzung (Körnungsarten), der Substrat-abfolge (Substrattyp), der Horizontabfolge (Bodentyp) und der räum! Vergesellschaftung (Bodengesellschaft). Nach der Bearbeitbarkeit unterscheidet man leichte Böden und schwere Böden. Rezente Böden entstanden vom Spätglazial bis Holozän, Reliktböden unter anderen Klimabedingungen als in der Nacheiszeit. Fossile Böden sind begrabene (von anderen Bodenschichten überdeckte) Böden.

1. Bauwesen: veraltete Bezeichnung für Lockergestein oder Erdstoff, im weiteren Sinne auch für Baugrund.

Bodenanzeiger, Leitpflanzen, bodenstete Pflanzen, die infolge ihres gehäuften Vorkommens auf bestimmten Standorten Rückschlüsse auf Bodeneigenschaften zulassen, zum Beispiel Kalk-, Sand-, Staunässepflanzen. Siehe auch Ackerunkräuter.

Bodenatmung: Gasaustausch zwischen Boden- und atmosphärische Luft, insbesondere Abgabe des von den Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen produzierten Kohlendioxids sowie Aufnahme von Sauerstoff.

Bodenazidität, Bodenversauerung: die Eigenschaft des Bodens, in verschiedenem Maße sauer zu sein. Bodenazidität entsteht durch Auswaschung des Kalziumkarbonats und Verringerung des Anteils an basisch wirkenden Kationen.

Bodenbauer: im traditionellen völkerkundlichen Sprachgebrauch Völker, die meist ohne Kenntnis des Pfluges den Boden zur Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmittel bearbeiten; vorwiegend in Form des Hackbaus.

Bodenbearbeitung: Summe aller Maßnahmen, die durch mechanische Einwirkung auf den Boden günstige Bedingungen für die physikalischen, chemischen und biologischen Vorgänge im Boden und damit für ein optimales Pflanzenwachstum schaffen. Sie umfasst wendend-mischend-lockernde (Pflügen, Schälen, Häufeln), lockernde (Striegeln, Eggen, Hacken, Grubbern, Fräsen, Untergrundlockern), wassersparende (Schleppen) und verfestigende (Walzen) Maßnahmen. Durch die Bodenbearbeitung werden Entstehung und Erhaltung der Krümelstruktur gefordert, bei deren Vorliegen feste Bodensubstanz und Porenvolumen in einem günstigen Verhältnis zueinander stehen. Eine solche Bodenstruktur gestattet infolge guter Durchlüftung und Wasserführung optimale Voraussetzungen für eine ungehemmte Produktion von Pflanzenmasse und bietet den Mikroorganismen gute Lebensbedingungen (wichtig für Entstehung der Bodengare). Hohe Qualität der Bodenbearbeitung ist die Voraussetzung für die Wirksamkeit der Intensivierungsfaktoren der Pflanzenproduktion (insbesondere Düngung, Melioration).

Bodenbearbeitungsgeräte, Bodenbearbeitungsmaschinen: Gruppe verschiedenartiger landtechnische Arbeitsmittel zur mechanischen Aufbereitung des Bodens mit dem Ziel, günstige physikalische Bedingungen für Wachstum und Entwicklung der Kulturpflanzen zu schaffen und zu erhalten. Bodenbearbeitungsgeräte sind mit Werkzeugen zum Lockern, Krümeln, Wenden, Mischen, Einebnen, Verfestigen, Glätten oder Aufrauen der Ackerkrume ausgerüstet. Zu den wichtigsten Bodenbearbeitungsgeräten gehören Pflug, Grubber, Egge, Walze, Packer sowie Kopplungen und Kombinationen derselben, wie auch die Bodenfräse.

Bodenbedeckung, Mulchen: Abdecken der Bodenoberfläche mit organischen (Laub, Stroh, Schilf) oder synthetischen Material, um Wasser- und Wärmehaushalt günstig zu beeinflussen, Verkrusten oder Verwehen der Bodenoberfläche zu vermeiden und Unkraut zu unterdrücken.

Bodenbildung, Pedogenese (griechisch Pedo..., «Boden...»): Vorgang der Ausbildung eines Bodens im obersten Bereich der festen Erdrinde. Die Bodenbildung wird von geologischen, klimatischen, geomorphologischen und biologischen Faktoren bestimmt, die in den letzten 2 Jahrtausenden zunehmend von gesellschaftlichen Faktoren überlagert werden.

Bodenbiologie: Teilgebiet der Bodenkunde; befasst sich mit den Bodenorganismen, ihrer Tätigkeit und den damit im Boden hervorgerufenen Veränderungen, ferner mit den biologischen Auswirkungen, die durch Maßnahmen des Menschen (Bodenbearbeitung, Düngung) bewirkt werden.

Bodenchemie: Teilgebiet der Bodenkunde; befasst sich mit den chemischen Vorgängen und chemisch wirksamen Stoffen im Boden. Diese werden unter anderem durch die stark quellfähigen Bodenkolloide (Teilchendurchmesser weniger als 0,001 mm) beeinflusst. Letztere haben in ihrer Gesamtheit eine sehr große Oberflächenenergie und binden dadurch andere Stoffe. Die im Boden in löslicher Form vorhandenen Nährelemente werden auf diese Weise absorbiert (Austauschkapazität). Die gleichen Eigenschaften der Bodenkolloide sind die Grundlage für die Ausbildung des Bodengefüges.

Bodendenkmal: gesetzlich geschütztes kulturgeschichtliches Zeugnis aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit.

Bodendesinfektion, Bodenentseuchung: Abtötung von im Boden vorkommenden Krankheitserregern, Schädlingen und Unkrautsamen durch Chemikalien oder Dampf.

Bodendruck: der durch häufiges Befahren mit Bearbeitungsgeräten und Maschinen ausgelöste Druck auf den Boden sowie durch die Eigenlast ausgeübte Druck im Boden.

Bodendurchlüftung: Schaffung eines ausreichenden Gasaustausches zwischen atmosphärische Luft und Bodenluft. Die Bodendurchlüftung ist in besonderem Maße vom Feuchtgehalt des Bodens abhängig, da die Bodenluft nur in die vom Wasser nicht gefüllten Hohlräume eindringen kann.

Bodeneis: das im gefrorenen Boden als kompakte Linsen, Schichten oder auch als dünne Bändchen, Lagen oder Schmitzen (kleinste Einlagerungen) vorhandene Eis. Als Sonderform treten in Oberflächennähe dicht gescharte Eisnadeln auf, sogenannt Kamm- oder Haareis (Frostboden).

Bodenentwässerung: Abführung überschüssiger Bodenfeuchte sowohl durch Absenkung des Grundwasserstandes als auch durch Beseitigung von Stau- und Haftnässe (Stau Vernässung) mittels Dränage. Verfahren der Bodenentwässerung gehören zur Hydromelioration.

Bodenentwicklung: allmählicher Ablauf der Bodenbildung im Ergebnis eines zeitlichen Prozesses. Die Bodenentwicklung führt zu unterschiedlicher Ausbildungsformen der Böden (Bodentypen) und damit zu unterschiedlichen Eigenschaften derselben.

Bodenerosion, Bodenabtrag, Bodenzerstörung: durch Bodennutzung über das natürliche Maß hinausgehende Abtragung des Bodens durch Wind sowie Regen- und Schmelzwasser, wenn die natürliche Pflanzendecke vorher zerstört wurde oder die Bodenoberfläche zeitweise unbedeckt ist. Der Wind weht von der austrocknenden Oberfläche die feinen Bodenpartikel aus, die vorrangig die Bodenfruchtbarkeit bedingen. Das abfließende Regen- und Schmelzwasser hingegen bewegt auch die größeren Bodenteilchen. Der humusreiche A-Horizont wird dadurch flächenhaft ausgedünnt, oder die Oberfläche wird von Rinnen und tiefen Gräben zerschnitten. Besonders Starkregen, Raubbau und unsachgemäße Bodenbearbeitung, zum Beispiel durch Hangabwärtspflügen, können in kurzer Zeit schwere Schäden hervorrufen. Extreme Formen der Bodenerosion mit ausgedehnten Schlucht- und Rillensystemen werden als Badlands bezeichnet. Die Bodenerosion ist eine Gefahr für die Bodenfruchtbarkeit und kann unter bestimmten Voraussetzungen Kulturland völlig unbrauchbar machen.

Bodenertragsgesetz: eine apologetische bürgerliche Theorie, wonach bei Mehraufwand von Kapital und Arbeit der Bodenertrag von einer bestimmten 3renze an relativ abnimmt, auch als Gesetz des abnehmenden Bodenertrages (-Zuwachses) formuliert. Das Bodenertragsgesetz fußt unwissenschaftlich auf der Annahme eines qualitativ gleichbleibenden Standes der Technik und der Bearbeitungsmethoden.

Bodenfarbe: die Färbung des Bodenmaterials, die n den einzelnen Bodenhorizonten unterschiedlich ist. Die Bodenfarbe ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Beschreibung des Bodenprofils und wird auch zur Bezeichnung von Bodentypen herangezogen (zum Beispiel Schwarzerde).

Bodenfließen: kriechende bis fließende Bewegung des Auftaubodens in Hanglage über Dauerrostboden (arktisches Bodenfließen, auch Solifluktion) und des wasserdurchtränkten Bodens unter der Wurzel eine im regenfeuchten Wald der Tropen.

Bodenfräse, Motorfräse: selbstfahrende und handgeführte oder am Traktor angebaute Bodenbearbeitungsmaschine mit rotierenden oder hakenförmigen Werkzeugen, die meist gleichläufig mit den Triebrädern umlaufen und den Boden in kleinen Bissen abtrennen.

Bodenfreiheit: kleinster Abstand des vollbelasteten Kraftfahrzeuges zur waagerechten Standebene. Mindestmaße sind vorgeschrieben.

Bodenfruchtbarkeit, Standortfruchtbarkeit: Eignung des Bodens für die Pflanzenproduktion. Sie basiert auf Naturfaktoren und wird maßgeblich durch den Entwicklungszustand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse bestimmt. Die Bodenfruchtbarkeit umfasst 3 grundlegende Funktionen des Bodens, die Versorgung der Kulturpflanzen mit lebensnotwendigen Stoffen, die pflanzenschutzliche Regulation und die technologische Eignung. Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit bedeutet systematische effektive Verbesserung dieser Funktionen entsprechend den Anforderungen der Bodennutzung. Sie umfasst sowohl die periodisch durchgeführten ackerbauliche Maßnahmen als auch die nachhaltige Steigerung durch Meliorationen.

Bodengare: Zustand des Bodens, bei dem die für das Wachstum der Pflanzen günstigsten physikalischen, chemischen und biologischen Bedingungen vorliegen. Bodengare kann durch Bearbeitung, Düngung und Witterung (Frostgare) gefordert werden.

Bodengefüge, Bodenstruktur, räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile. Die einzelnen Elemente des Bodengefüges nennt man Aggregate oder Gefügekörper. Es wird zwischen ungegliedertem (Einzelkorn- und Kohärent Gefüge) und gegliedertem Gefüge (Feinkoagulat-, Polyeder-, Platten-, Fragment- und Krümelgefüge) unterschieden. Man versteht die unter dem Mikroskop im Dünnschliff erkennbaren Feinstrukturen des natürlich gelagerten Bodens.

Bodengenetik: Teilgebiet der Bodenkunde; Lehre von der Bodenbildung und der Bodenentwicklung.

Bodengeographie: Teilgebiet der Bodenkunde; Lehre von der Verbreitung und Vergesellschaftung der Böden. Gegenstand der Bodengeographie sind insbesondere die regionale Gliederung der Böden und die Kennzeichnung der Struktur der Bodendecke.

Bodengesellschaft, Bodenmosaik: bestimmte Kombination gesetzmäßig einander benachbarter Böden (Bodenformen 1, Bodentypen), die durch eine oder mehrere Leit sowie mehrere Begleitbodenformen charakterisiert ist.

Bodenhorizont: weitgehend oberflächenparallele Lage innerhalb des Bodens, deren Entstehung durch Bodenentwicklung und Bodenkultur bewirkt wurde. Es lassen sich Horizonte im Oberboden und Unterboden sowie der Untergrund unterscheiden. Die Hauptbodenhorizonte werden durch Großbuchstaben (A, B, C, E, G und T) gekennzeichnet. Eine weitere Untergliederung in Subhorizonte ist allgemein üblich.

Bodenhydrologie: Lehre vom Wasserregime des Bodens, das heißt von den Vorgängen, die sich auf Menge, Zustand, Bindung, Verteilung und Bewegung des Bodenwassers beziehen.

Bodenhygiene: Schutz des Bodens vor Verunreinigung durch toxische, mikrobiell und parasitär belastete Substanzen mit dem Ziel, Schadstoff- und Infektionskettenschlüsse über den Boden im Interesse der menschlichen und tierischen Gesundheit zu verhindern.

Bodenimpfung: künstliche Zufuhr von frei im Boden lebenden Mikroorganismen, insbesondere von luftstickstoffbindenden Bakterien, durch Impfende oder Saatgutimpfung.

Bodenkartierung: Methode zur Ermittlung der Bodenqualitäten und der räumlichen Struktur der Bodendecke einschließlich deren Darstellung auf Karten. Durch die Bodenkartierung werden die Böden in ihrer Verbreitung erfasst und gekennzeichnet zum Zwecke einer besseren Nutzung der natürlichen Ressourcen.

Bodenkennziffern: bodenphysikalische Werte zur Einteilung und Bewertung des Baugrundes in geotechnischer Hinsicht.

Bodenklima: vornehmlich durch Wärmeumsatz (Temperatur), Wassergehalt und -bewegung bestimmtes Klima im Boden. Das Bodenklima ist von Bedeutung für Verwitterung, Bodenbildung und den Organ. Stoffumsatz sowie für Wachstum, Nährstoff- und Wasseraufnahme der Pflanzen.

Bodenkunde, Pedologie (griechisch): Lehre vom Aufbau, von den Eigenschaften und der Entwicklung der Böden, von ihrer Klassifikation und den in ihnen ablaufenden Prozessen. Teilgebiete der Bodenkunde sind unter anderem Bodenkennzeichnung, Bodengenetik, Bodenklassifikation, Bodenkartierung, Bodengeographie, Bodenhydrologie, Bodenbiologie, Bodenchemie und Bodenphysik. Als Begründer der Bodenkunde gelten Wassil Wassiljewitsch Dokutschajew (1846-1903) und Konstantin Dmitrijewitsch Glinka (1867-1927) sowie Emil Ramann (1851-1926).

Bodenluft: gasförmiger Bestandteil des Bodens; hat gegenüber der atmosphärischen Luft einen etwas geringeren Sauerstoff-, aber bedeutend höheren Kohlendioxidgehalt.

Bodenluftmessung: Entnahme der Luft oberster Bodenschichten mittels Gassonden in etwa 1 m Tiefe und geochemischer Untersuchung des Gehalts an Kohlenwasserstoffen oder Radon zum Nachweis von Erdöl und Erdgas oder tektonische Störungen im tieferen Untergrund.

Bodenmonopol, Grundeigentumsmonopol: Monopol der kapitalistischen Bodenbewirtschaftung und des Privateigentums an Grund und Boden. Das Bodenmonopol als Monopol der kapitalistischen Bodenbewirtschaftung erwächst aus der Unvermehrbarkeit und damit Begrenztheit des Bodens als Wirtschaftsobjekt. Dabei lässt sich die unterschiedliche Fruchtbarkeit eines Bodens oder seine Lage zum Markt ökonomisch verwerten (Erwirtschaftung von Differentialrente). Das Bodenmonopol als Monopol des Privateigentums an Grund und Boden setzt für jede Nutzung von Boden im kapitalistischen Gesellschaftssystem den Kauf des Bodens oder seine Pachtung voraus. Dem Grundeigentümer fällt beim Eigentumswechsel der Bodenpreis (die kapitalisierte Rente) und bei der Verpachtung alljährlich die Grundrente und Differentialrente zu.

Bodenmüdigkeit: Rückgang des Ertrages von Kulturpflanzen durch ackerbauliche Fehler bei der Nutzung der Kulturboden. Neben Nährstoffmangel, Versauerung und einseitiger Ionenanhäufung (zum Beispiel Natrium) sind insbesondere Fruchtfolgefehler (zum Beispiel Monokultur ohne Berücksichtigung pflanzenschutzliche Maßnahmen) Ursache der Bodenmüdigkeit.

Bodennutzung: Art und Weise des Einsatzes des Produktionsmittels Boden für die Erzeugung landwirtschaftliche Produkte. Sie wird bei einem landwirtschaftlichen Betrieb (einer Betriebseinheit) durch das Betriebsflächenverhältnis, Kulturflächenverhältnis und Nutzflächenverhältnis charakterisiert.

Bodennutzungssystem, Ackerbausystem, Feldbausystem, Bodennutzungstyp: Summe der jeweils typischen Maßnahmen beim Einsatz des landwirtschaftlichen Bodens zur Pflanzenproduktion. Bodennutzungssystem sind von natürlichen Standortfaktoren (geologischen, bodenkundlichen, klimatischen) und in wachsendem Maße von gesellschaftlichen Erfordernissen und Möglichkeiten (volkswirtschaftlicher Bedarf, Stand der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, Stand der Entwicklung von Wissenschaft und Technik) abhängig. Sie unterliegen inhaltlich und begrifflich einer ständigen Wandlung entsprechend dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung.

Bodennutzungsverordnung: rechtliche Regelung zum allseitigen Schutz des land- und forstwirtschaftlichen Bodens und zur Sicherung des Vorrangs dieser Formen der Bodennutzung.

Bodenorganismen, Bodenlebewesen, Edaphon (griechisch): pflanzlichen (Mikroflora) und tierischen (Bodenfauna) Organismen, die ganz oder vorwiegend im Boden leben (Einzeller, Algen, Pilze, Würmer, Milben, Insekten, Maulwürfe unter anderem), Pflanzen- und Tierreste zersetzen und an der Bildung bodeneigener Organ. Stoffe (Huminstoffe) beteiligt sind. Sie tragen zur Bildung von Kohlendioxid, Strukturstabilität, Stickstoffbindung und Nährstofftransformation bei.

Bodenpacht: eine vor allem im Kapitalismus verbreitete Form der Bodennutzung, bei der der Grundeigentümer dem Pächter gegen Zahlung des vereinbarten Pachtzinses (Grundrente) für eine bestimmte Zeit das Recht der Bodennutzung überlässt. Im Kapitalismus ist die Bodenpacht vielfach ein Mittel zur Ausplünderung der werktätigen Bauern; sie ermöglicht das Eindringen von Kapital in die Landwirtschaft und behindert die rationelle Bodennutzung. Siehe auch Naturalpacht.

Bodenphysik: Teilgebiet der Bodenkunde; befasst sich mit den mechanischen Eigenschaften und den physikalischen Vorgängen im Boden. Eigenschaften und Vorgänge sind an die Bodenbestandteile (feste Teilchen, Bodenwasser und Bodenluft) gebunden. Die durch Verwitterung entstehenden festen mineralische Bodenbestandteile werden entsprechend ihrer Korngrößenzusammensetzung nach Körnungsarten klassifiziert. Im Rahmen der Bodenphysik wird auch die Lagerung der Bodenteilchen untersucht, die man unter dem Begriff Bodengefüge zusammenfasst. Gegenstand der Bodenphysik ist weiterhin die Erforschung bestimmter Vorgänge wie Quellung, Schrumpfung, Konsistenz und Festigkeitseigenschaften, aber auch Wärmeleitung (Bodentemperatur) und Bodenwassertransport. Ein wichtiges Teilgebiet der Bodenphysik ist die Bodenhydrologie.

Bodenpreis: finanzielle Bewertung des Bodens, die durch den Charakter der Produktionsverhältnisse bestimmt ist.

Bodenprobe: Entnahme einer Teilmenge des Bodens zur chemischen, physikalischen und biologischen Untersuchung. Nach der Art der Entnahme unterscheidet man gestörte Bodenprobe (Erfassung in Beuteln) und ungestörte Bodenprobe (Erfassung in Stechzylindern).

Bodenprofil: senkrechter Schnitt durch den Boden, der in der Seitenansicht den makromorphologischen Aufbau in Substratschichten (Bodensubstrat) und Bodenhorizonte erkennen lässt.

Bodenreaktion: Wirkung der im Bodenwasser vorhandenen freien Wasserstoffionen auf Boden und Pflanzen, ausgedrückt durch den pH-Wert. Viele Pflanzen bevorzugen einen bestimmten pH-Wert, meist zwischen 5 und 7.

Bodenrecht: Zweig des sozialistischen Rechts, der die Rechtsvorschriften umfasst, die sich auf das Eigentum am Boden, seine Nutzung sowie auf die staatliche Leitung und Planung der Bodenverhältnisse im Interesse ihrer rationellen volkswirtschaftlichen Gestaltung beziehen. Zum Bodenrecht gehören unter anderem Rechtsvorschriften, die die staatliche Leitung sowie die Begründung und Beendigung der einzelnen Bodenrechtsverhältnisse, das Volkseigentum am Boden und seine Nutzung durch sozialistische Betriebe, Genossenschaften, gesellschaftliche Organisationen und Bürger, die land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung einschließlich ihres besonderen Schutzes, das persönliche und private Grundstückseigentum und die an ihm bestehenden Rechte betreffen.

Bodenschätze: natürliches Vorkommen fester, flüssiger und gasförmiger Rohstoffe, die gegenwärtig oder künftig gewinnbar und von volkswirtschaftlichem Interesse sind.

Bodenschätzung: in den Jahren 1934 bis 1953 durchgeführte großmaßstäbige Bodenkartierung und Bodenbonitierung (Bewertung) nach einheitlichen Gesichtspunkten. Es wurden Bodenart (Körnungsart), geologische Entstehung und Zustandsstufe berücksichtigt. Diese Parameter sind in einer Tabelle, dem Ackerschätzungsrahmen, zusammengestellt, aus dem die sogenannte Bodenzahl, eine Vergleichszahl zum fruchtbarsten Boden (Schwarzerde der Magdeburger Börde) ermittelt wurde. Örtlich bedingte Zu- beziehungsweise Abschläge zur Bodenzahl ergeben die Ackerzahl. Beim Grünland erfolgte unter Berücksichtigung entsprechend Faktoren die Grünlandschätzung, deren Ergebnisse in der Grünlandgrundzahl und Grünlandzahl ihren Niederschlag fanden.

Bodenschutz: pflanzenbauliche, meliorative oder forstliche Maßnahmen zum Schutze des Bodens gegen schädigende Wirkungen von Wasser oder Wind, insbesondere in erosionsgefährdeten Gebieten.

Bodenschutzholz: meist strauchartiges Unterholz in Baumbeständen (besonders wichtig an Wald-Feld-Grenzen) oder zur Bestockung von Erosionshänger und Wanderdünen, um Bodenverschlechterung (Aushagerung) durch Untersonnung und Windeinwirkung zu verhindern.

Bodenskelett: Grobfraktion des Bodenmaterials die im Unterschied zum Feinboden Teilchen mit einem Korndurchmesser von über 2 mm enthält.

Bodensonde: 1. Bautechnik: Stahlstange, geschlitzt oder ungeschützt, mit beziehungsweise ohne Spitze oder ml Spiralbohrer zum Einrammen oder Eindrehen in den Baugrund. Die Sondierungen ergeben Rechenwerte für die Tragfähigkeit des Baugrundes.

2. Landwirtschaft: Instrument zum Auffinden vor Bodenverdichtungen oder Bestimmen des Bearbeitungswiderstandes beziehungsweise -erfolges von Böden.

Bodenspekulation: Praxis des Kaufs von Boden in der Absicht, ihn zu einem geeigneten Termin mit großem Gewinn zu verkaufen (oder zu verpachten). Bodenspekulation erfolgt vor allem mit zukünftigem Bauland. Bodenspekulation wird systematisch vor Banken unter Ausnutzung ihrer Verbindung mit dem Staatsapparat betrieben; führt u. a. zu Wohnungsnot und hohen Mieten.

Bodenstabilisierung: veraltete Bezeichnung für Baugrundstabilisierung; siehe auch Baugrundverfestigung.

Bodensubstrat: nach Textur und bodenkundlich wichtigen lithologischen Merkmalen gekennzeichnete Material, in dem sich der Boden entwickelt bzw. entwickelt hat. Es kann ein- oder mehrschichtig sein. Bei der Klassifikation des Bodensubstrats werden Art des Substrats, Schichtmächtigkeit und -abfolge berücksichtigt. Substrattypen sind zum Zwecke der Kennzeichnung gebildete Haupteinheiten für die Gliederung der Bodensubstrate.

Bodensuche: wichtige Methode zur Überwachung der Schadinsekten in Kiefernwäldern. Da alle im Kiefernwäldern vorkommenden Schadinsekten einem ihrer Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Pupp oder Imago) in der Bodenstreu überwintern, können durch wiederholtes, systematisches Absuchen der obersten Bodenschichten (einschließlich Bodenstreu) auf einer bestimmten Fläche Schlüsse auf den vorhandenen Befall des ganzen Bestandes gezogen werden. Bei Überschreiten von «kritischen Zahlen» sind Bekämpfungsmaßnahmen vorzusehen.

Bodensystematik, Bodenklassifikation-. Ordnung der Böden zum Zweck der Vergleichbarkeit nach Hierarchisch angeordneten Einheiten (Kategorien). Damit werden Unterschiede im Horizontaufbau der Böden sowie ihre Verwandtschaftliche Beziehungen aufgezeigt. Die wichtigsten Kategorien sind Bodenmasse, Bodentyp und Bodenform.

Bodentyp: Haupteinheit der Bodensystematik, in der die gemeinsamen Züge verbreiteter Böden, die sie im Laufe der Bodenentwicklung erworben haben, zum Ausdruck kommen. Bodentyp sind Grundformen der Bodenbildung mit annähernd gleicher bodenkundlichen Merkmalskombination und weitgehend ähnliche Horizontkombination. Bekannte Bodentyp sind zum Beispiel Braunerde, Fahlerde, Gley.

Bodenuntersuchung, Bodenanalyse-, technisch-experimentelle Maßnahme zur Bodenbeurteilung durch Untersuchung einer Bodenprobe. Man unterscheidet physikalische, chemische und biologische Methoden.

Bodenverdichtung: für das Pflanzenwachstum negative Veränderung des Bodengefüges durch Veränderung des Porenvolumens, insbesondere der Gröberen des Bodens. Bodenverdichtungen können durch Sackungen und Porenverstopfungen entstehen.

Bodenvermörtelung: veraltete Bezeichnung für Baugrundstabilisierung; siehe auch Baugrundverfestigung.

Bodenwanzen, Lygaeidae: Familie der Landwanzen, meist bodenbewohnend, häufig an verschiedenen Pflanzen saugend.

Bodenwasser: in den Bodenhohlräumen und an die Festsubstanz des Bodens gebundenes Wasser, das durch Niederschläge und über das Grundwasser in den Boden gelangt. Man unterscheidet verschiedene Erscheinungsformen des Bodenwassers Haftwasser wird entgegen der Schwerkraft festgehalten; es kann in Kapillar- und Adsorptionswasser untergliedert werden. Demgegenüber ist das Gravitationswasser frei beweglich. Es dringt als Sickerwasser in die Tiefe, das es sich über undurchlässigen Schichten als Grundwasser ansammelt. Oberflächennahes zeitweiliges Grundwasser wird als Stauwasser bezeichnet. Das Bodenwasser lässt sich auch durch seine Bindungsintensität kennzeichnen. Messgröße ist der Tensiometerdruck oder sein dekadische Logarithmus. Bodenwasserstufen: graduelle Unterschiede in der Intensität und Wirksamkeit der Erscheinungsformen des Bodenwassers. Man unterscheidet insgesamt Grundwasser- und Staunässestufen. Bodenwelle: elektromagnetische Welle, die sich durch Beugung längs der Erdoberfläche ausbreitet und damit auch jenseits der optischen Sichtweite empfangen werden kann (insbesondere Lang- und Mittelwellen); siehe auch Raumwelle.

Bodenwind: Luftbewegung in den unteren Schichten der Atmosphäre, die der Bodenreibung unterliegt. Siehe auch Höhenwind.