Blatt

Blatt: 1. Botanik: meist flächiges, grünes Organ der höheren Pflanzen, durchzogen von Blattadern oder -nerven (Leitbündeln), die der Stoffleitung und Versteifung dienen. Sitzt als Seitenorgan der Sprossachse an. Hauptfunktionen sind Assimilation und Transpiration. Die Form der Laubblätter variiert stark, auch ist der Blattrand verschieden ausgebildet; abweichend gestaltet ist das Nadelblatt. Der Fortpflanzung dienen die Frucht- und Staubblätter der Blüte; siehe auch Keimblätter.

2. Jagdwesen: Schultergegend beim Schalenwild.

3. Polygraphie: a) planliegendes Papier in kleinerem Format als A3 (297 mm x 420 mm);

b) kleinster Teil eines Buch- oder Broschuren Blocks beziehungsweise Buchbinderbogens;

c) Bezeichnung für Zeitung oder Zeitschrift.

4. Blatt, Webeblatt, Riet: Textiltechnik - an der Weblade befestigtes, je nach Feine auswechselbares Webmaschinenzubehör, das den eingetragenen Schussfaden an das fertige Gewebe anschlägt.

5. Spielkarte(n).

Blattadern, Blattnerven: der Wasserversorgung und dem Stofftransport dienende Gefäßbündel der Blätter, sind gleichzeitig Festigungselemente der Blattspreiten. Sie enthalten die Leitbündel der Blätter. Blattadern haben feine, als Blattskelett sichtbare Querverbindungen. Aderverlauf bei Einkeimblättrigen und Zweikeimblättrigen ist im Allgemeinen unterschiedlich.

Blattanalyse: Methode zur Bestimmung des Nährstoff-, insbesondere des Stickstoffbedarfs der Pflanzen während der Vegetation. Die Blattanalyse beruht auf der Ermittlung des Stickstoffgehaltes der wachstumsfähigen Blätter.

Blattdüngung: Düngungsverfahren, bei dem vornehmlich in Wasser gelöste Mineraldünger auf die wachsenden Pflanzen versprüht und durch die Blätter direkt aufgenommen werden.

Blätterpilze, Agaricales: Ordnung der Hutpilze; ihre Fruchtkörper tragen an der Hutunterseite strahlig angeordnete, senkrecht stehende «Blätter» (Lamellen), an denen sich die Sporen bilden; hierzu Champignon, Knollenblätterpilz, Träuschling.

Blätterteig: von Fettschichten durchzogener Teig, der dadurch beim Backen eine blättrige Struktur erhält.

Blattflöhe, Psyllina: Familiengruppe der Gleichflügler, Vollkerfe haben Sprungbeine und 2 Paar durchsichtige Flügel; die flachen, oft mit Wachsfäden bedeckten Larven und Weibchen leben gesellig an Blatt- und Blütenknospen sowie Blättern, sie werden durch Saugen an Kulturpflanzen mitunter schädlich, zum Beispiel Apfelblattfloh (Psylla mali).

Blattfolge: Aufeinanderfolge unterschiedlich gestalteter Blätter an der Sprossachse; zum Beispiel Keimblätter Laubblätter, Primärblätter Folgeblätter. Niederblätter an unterirdischen Sprossabschnitten sind farblos und stark vereinfacht. Hochblätter sind in der Blütenregion befindliche, oft auffällig gefärbte und abgewandelte Blätter.

Blattfrüchte: Sammelbegriff für alle landwirtschaftlich angebauten zweikeimblättrigen Kulturpflanzen (Dikotyledonen). Zu den Blattfrüchten zählen zum Beispiel Kartoffeln, Rüben, Leguminosen. Im Gegensatz zu den Blattfrüchten stehen die Halmfrüchte (Einkeimblättrige), wie Gräser (zum Beispiel Getreide).

Blatthornkäfer, Scarabaeidae: Familie der Käfer, deren Fühlerkeulen lamellenartige Glieder haben; leben von Blättern (Maikäfer, Junikäfer, Laubkäfer), Pflanzensäften (Nashornkäfer, Herkuleskäfer), Pollen (Rosenkäfer), Dung (Dungkäfer, Mistkäfer, Pillendreher). Die Larven nennt man Engerlinge.

Blattkäfer, Chrysomelidae: Käferfamilie mit meist ovalen, stark gewölbten, bunten und oft metallisch glänzenden Arten von 2 bis 12 mm Länge, die, wie meist ihre Larven, frei auf Blättern leben. An Bäumen der stahlblaue Erlenblattkäfer (Agelastica alni) und der rote Pappelblattkäfer (Melasoma populi), an landwirtschaftlichen Kulturen Erdflöhe, Schild- und Kartoffelkäfer, Getreidehähnchen.

Blattläuse, Aphidina: Unterordnung der Gleichflügler; leben meist gesellig in Kolonien und saugen mittels langer Stechborsten Pflanzensäfte, können Viruskrankheiten übertragen oder Gallenbildungen hervorrufen. Blattläuse haben oft einen komplizierten Generationswechsel von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung, zum Teil mit Wirtspflanzenwechsel gekoppelt. Die befruchteten Weibchen legen Eier, die überwintern; Sommergeneration mit ungeschlechtliche Vermehrung lebendgebärend (parthenogenetisch). Wichtigste Familien Baum-, Blasen-, Röhren-, Tannen-, Zwergläuse; siehe auch Blutlaus, Honigtau.

Blattrandkäfer, Sitona: Gattung der Rüsselkäfer; leben auf Schmetterlingsblütlern, Kerbefraß am Blattrand; Larven leben im Boden von Wurzeln, schädlich an Klee, Luzerne, Lupine, Erbse, Bohne.

Blattrosette: Blattanordnung, gekennzeichnet durch dicht aufeinanderfolgende Blätter an gestauchter Sprossachse; befindet sich oft direkt über dem Erdboden.

Blattschelde: aus dem Blattgrund gebildetes Organ, dicht der Sprossachse anliegend und die jungen Blätter anfangs umhüllend; vor allem bei Einkeimblättrigen ausgebildet.

Blattschneiderameisen: Ameisen des tropischen Amerikas der Gattung Atta und Acromyrmex, die zu ihrer Ernährung Pilzkulturen anlegen, die sie systematisch pflegen und ernten; als Nährböden dienen ausgeschnittene und zerkaute Blattstückchen.

Blatt-Tütenmotten, Gracillariidae: Familie 7 bis 18 mm spannender, mottenartiger Schmetterlinge mit schmalen Flügeln, Hinterflügel lang befranst; Raupen anfangs minierend, später in Blattrollen («Tüten») lebend. An Flieder sehr häufig die Fliedermotte (Gracilaria syringella); die Azaleenmotte (G. azaleella), aus Japan stammend, ist zuweilen an Zierpflanzen in Gewächshäusern schädlich. Siehe auch Schmetterlinge.

Blattvögel, Chloropsidae: mittelgroße, in Bäumen lebende Singvögel des indomalayischen Gebietes. Sie bauen aus Würzelchen, Moos und Spinnweben kunstvolle Nester; hierzu der 20 cm lange, grüne, blaukehlige und gold-gelbstimmige Goldstirnblattvogel (Chloropsis aurifrons), der auch in Käfigen gehalten wird.

Blattwespen, Tenthredinidae: Familie der Pflanzenwespen. Die oft gesellig lebenden Larven (Afterraupen), die im Unterschied zu den echten Raupen der Schmetterlinge Bauchfüße ohne Hakenkränze an allen Hinterleibssegmenten außer dem ersten besitzen, werden zum Teil an Kulturpflanzen schädlich, zum Beispiel die rötlichgelbe Stachelbeer-Blattwespen (Pteronidea ribesii) oder an Kohlgewächsen die orangeschwarz gezeichnete Räben-Blattwespen (Athalia rosae), an Obstbäumen die Sägewespen (Hoplocampa).