Beweglichkeit

Beweglichkeit: Quotient aus mittlerer Geschwindigkeit und äußerer Kraft für ein Teilchen, das unter dem Einfluss von äußerem Kraftfeld und innerer Reibung in einem Stoff eine Bewegung mit konstanter mittlerer Geschwindigkeit (Driftgeschwindigkeit) ausführt, die der thermischen Bewegung überlagert ist. Die Beweglichkeit von Ladungsträgern (Ionen, Elektronen, Löcher) in einem Stoff (Gas, Flüssigkeit, Festkörper) ist definiert als Quotient aus mittlerer Geschwindigkeit der Ladungsträger und elektrischer Feldstärke.

Bewegung: 1. Biologie: a) Verlagerung von Teilchen oder Flüssigkeiten in Zellen und Organen. So ist der Kreislauf an die Bewegung aller Bestandteile des Blutes innerhalb der Blutgefäße geknüpft;

b) Ortsveränderungen von Abschnitten eines Organs, zum Beispiel Peristaltik des Darmes;

c) Ortsveränderung wie Gehen, Laufen unter anderem Bewegung beruht auf dem Einsatz von Energie aus dem Stoffwechsel von Muskelzellen.

2. Geometrie: eine starre Abbildung von Figuren; Figuren, die sich durch Bewegung ineinander überführen lassen, sind deckungsgleich (kongruent). Bei der Bewegung in einer Ebene unterscheidet man Translationen, Drehungen und Gleitspiegelungen; sie können durch 2 beziehungsweise 3 aufeinanderfolgende Spiegelungen an Geraden dargestellt werden. Arten der Bewegung im Raum sind außerdem Drehspiegelungen und Schraubungen.

3. Kybernetik: jegliche Änderung des Zustandes beziehungsweise der Ausgangssignale eines Systems. Die erzwungene Bewegung wird durch von außen auf das System wirkenden Größen (Eingangssignale) verursacht. Die freie Bewegung tritt als Übergang von einem Anfangszustand in einen Gleichgewichtszustand auf. Beispiele sind die räumlichen Bewegung eines Pendels infolge eines Stoßes oder einer Anfangsauslenkung sowie die Temperaturänderung in einem elektrischen Speicherofen infolge des eingeschalteten Stroms oder der zu Beginn der Beobachtung gespeicherten Wärmeenergie.

4. Philosophie: Daseinsweise, inhärentes Attribut der Materie. Es gibt keine Bewegung ohne Materie und keine Materie ohne Bewegung. Im philosophischen Sinne ist Bewegung Veränderung überhaupt; sie umfasst alle Bewegungsformen von der bloßen Ortsveränderung bis zum Denken als einer Funktion des Gehirns. Eine besondere Form der Bewegung ist die Entwicklung. Bewegung existiert nur in Gestalt der Bewegung konkreter materieller Objekte. Quelle der Bewegung ist der dialektische Widerspruch in den objektiv-realen Dingen und Erscheinungen. Die Ruhe als dialektischer Gegensatz der Bewegung ist relativ; sie existiert nur in Bezug auf eine bestimmte Bewegung, ist ein Moment der Bewegung; die Bewegung dagegen ist absolut, unerschaffbar und unzerstörbar wie die Materie selbst. Zu unterscheiden sind die (vielfältigen) Bewegungsformen der anorganischen und organischen Materie sowie der Gesellschaft. Jede spezifische Bewegungsform ist an ein bestimmtes Organisationsniveau der Materie gebunden und durch spezifische Gesetzmäßigkeiten charakterisiert. Die von der Dialektik formulierten universellen Grundgesetze gelten für alle Formen der Bewegung. Höhere Bewegungsformen unterscheiden sich qualitativ von vorangegangenen niederen; sie sind durch qualitativ neue Gesetzmäßigkeiten gekennzeichnet. Die verschiedenen Formen der Bewegung sind wesentliche Grundlage für die Klassifizierung der Wissenschaften.

5. Physik: zeitliche Veränderung eines physikalischen Systems unter dem Einfluss innerer oder äußerer Kräfte; in der Mechanik die Ortsveränderung eines Körpers in der Zeit, bezogen auf ein als ruhend angenommenes Bezugssystem. Bei der gleichförmig geradlinigen Bewegung eines Massenpunktes ändert sich die Geschwindigkeit v weder dem Betrag noch der Richtung nach; der in der Zeit t zurückgelegte Weg ist s = v. Bei ungleichförmig geradliniger Bewegung ändert sich der Betrag der Geschwindigkeit, nicht aber ihre Richtung. Bei gleichmäßig beschleunigter geradliniger Bewegung ist die Beschleunigung a konstant, der Betrag der Geschwindigkeit wächst gemäß v = at mit der Zeit, und der zurückgelegte Weg ist i = at1. Bei krummliniger Bewegung ändert sich die Richtung der Geschwindigkeit; ein wichtiger Spezialfall ist die Zentralbewegung, eine Bewegung unter dem Einfluss einer Zentralkraft, bei der die Beschleunigung stets auf ein festes Zentrum hin oder von diesem weg gerichtet ist, zum Beispiel die Bewegung der Planeten um die Sonne. Jede Bewegung eines starren Körpers lässt sich zerlegen in eine Translation oder fortschreitende Bewegung (der Körper bewegt sich ohne Drehung auf einer Raumkurve) und in eine Rotation oder Drehbewegung (der Körper dreht sich dabei um eine Achse).

6. Psychologie: in der Handlungspsychologie die kleinste Einheit, die bei der Beobachtung einer Tätigkeit, zum Beispiel der Arbeit, unterschieden wird.

Bewegungseigenschaften: Sport die motorischen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Gewandtheit und Geschicklichkeit sowie spezifische Kombinationsqualitäten wie Schnellkraft, Kraftausdauer Sprintschnelligkeit unter anderem.

Bewegungsfertigkeiten: weitgehend automatisierte Bewegungshandlungen (Tätigkeitskomponenten), die im motorischen Lernprozess erworben und durch Üben stabilisiert werden. Aus grundlegenden Bewegungsfertigkeiten (Gehen, Laufen, Hüpfen, Springen unter anderem) entstehen im Training spezielle sportliche Bewegungsfertigkeiten (Techniken).

Bewegungskombination: Sport Verbindung von 2 oder mehr gleichzeitig oder aufeinanderfolgend ablaufenden einzelnen Bewegungsfertigkeiten (zum Beispiel Fangen-Werfen) zu einer Handlung.

Bewegungskoordination: Gesamtheit und funktionelle Abgestimmtheit aller an der Bewegungssteuerung und -regelung beteiligten nervalen und muskulären Prozesse in Ausrichtung auf ein bestimmtes Ziel. Bewegungskoordination äußert sich in der Ausprägung von Bewegungsmerkmalen durch Ausgewogenheit der Bewegungsparameter beeinflusst die Leistung.

Bewegungslehre: Sport überwiegend beschreibende Lehre von den Bewegungsakten und -formen; dient der sportlicher Unterrichts- und Trainingsmethodik.

Bewegungsmangel: unzureichende körperliche Bewegung mit daraus resultierender mangelhafter Anpassung zahlreicher Organe und Funktionssysteme an normale Leistungen. Der Bewegungsmangel ist ein Risikofaktor für Erkrankungen im Herz-Kreislauf sowie Stoffwechselsystem.

Bewegungsstudie: Bestandteil und spezielle Verfahrensweise des Arbeitsstudiums zur Untersuchung von Arbeitsmethoden; erstreckt sich auf Art und Folge von Greifoperationen und Körperbewegungen sowie Anordnung von Arbeitsgegenständen und -mitteln. Dazu werden verschiedene Techniken benutzt, zum Beispiel Foto- und Filmtechnik, Chrono-Zyklo-Fotografie. Ziel ist die Verbesserung und Rationalisierung der Arbeitsbedingungen. Bewegungsstudien werden vorwiegend in der Massenfertigung durchgeführt.

Bewegungssystem: Gesamtheit der für die Bewegungen des Körpers oder seiner Teile notwendigen Gebilde; umfasst das passive Bewegungssystem (Knochen, Bänder, Gelenke) und das aktive Bewegungssystem (Muskeln).