Bevölkerung

Bevölkerung: die Gesamtheit oder Summe der Einwohner eines festumgrenzten Gebietes (Staat, Bezirk, Ort) oder einer physisch-geographischen Einheit (Erde, Erdteil, Insel) zu einer bestimmten Zeit. Jede Bevölkerung ist vielfältig gegliedert (zum Beispiel nach Klassenzugehörigkeit, Altersstruktur) und verändert sich fortlaufend. Für die meisten staatlichen Einheiten wird sie durch Volkszählungen, in der Zwischenzeit durch Fortschreibungen (Erfassung der laufenden Veränderungen) bestimmt. Als potentielles Gewicht einer Bevölkerungszahl ist die ihr innewohnende Struktur mit ihren derzeitigen demographischen Daten und deren Veränderungstendenzen zu definieren. Die Bevölkerung der Erde betrug um 1800 etwa 900 Millionen, 1900 etwa 1,< Md. und 1984 (Jahresende) etwa 4,8 Md. Menschen; für das Jahr 2000 wird die Erdbevölkerung auf 6 Md. geschätzt. Siehe auch Bevölkerungsstatistik.

Bevölkerungsbiologie: Wissenschaftszweig, der die Bevölkerung eines Dorfes, einer Stadt, eines Bezirkes, Staates beziehungsweise Volkes oder eines Wirtschaftsraumes als biologische Einheit betrachtet und deren Altersaufbau, Geburten- und Sterbehäufigkeit, Geschlechterverhältnis, Zu- und Abwanderung und andere Faktoren untersucht, die die Zusammensetzung und Entwicklung einer Bevölkerung beeinflussen.

Bevölkerungsdichte: 1. Biologie: Abundanz.

2. Geographie: die auf eine Flächeneinheit (im Allgemeinen km2) berechnete Anzahl der in einem bestimmten Gebiet lebenden Menschen. Man unterscheidet allgemeine Bevölkerungsdichte (Quotient aus Einwohnerzahl und Katasterfläche administrativer Einheiten, Einwohner/km2) und spezifische Bevölkerungsdichten (Quotient aus Einwohnerzahl und bewohnter, genutzter oder bewirtschafteter Fläche, Einwohner/km2; die Einwohnerdichte von Siedlungsflächen wird auch in Einwohnerzahl je ha angegeben, Einwohner/ha).

Bevölkerungsdynamik: die vor allem durch Geburten und Sterbefälle und die Tendenzen der ermittelten Werte sowie Wanderungen bewirkte Veränderung von Bevölkerungszählen. Dabei sind die Zahlen zu Geburt und Tod weitgehend bestimmt von den sozialökonomischen Faktoren der gesellschaftlichen Umwelt, in der sie auftreten.

Bevölkerungsgeographie: Teildisziplin der ökonomischen Geographie; untersucht die Gesetzmäßigkeiten der Verteilung, Entwicklung, Struktur und territorialen Organisation der Bevölkerung, um Voraussetzungen für die Optimierung von Wirtschaftsgebieten zwecks besserer Gestaltung der menschlichen Grundbedürfnisse (Arbeiten, Wohnen, Erholen unter anderem) zu schaffen. Die allgemeine Bevölkerungsgeographie beschäftigt sich mit der Bevölkerung der ganzen Erde oder großer Räume sowie mit grundsätzlichen und methodischen Fragen, die regionale Bevölkerungsgeographie mit kleineren räumlichen Einheiten.

Bevölkerungskonzentration: Sammlungsräume der Bevölkerung, in denen die Bevölkerungsdichte wesentlich höher als im Umland liegt. Bevölkerungskonzentration sind mit städtlichen Siedlungsformen verbunden. In den ökonomisch hochentwickelten Ländern wohnt der größte Teil der Bevölkerung in Konzentrationsgebieten, die unterschiedlich bezeichnet werden (zum Beispiel Dichtegebiete, Ballungsgebiete).

Bevölkerungsmittelpunkte: Punkte innerhalb eines Territoriums, die im Mittelpunkt der räumlichen Verteilung der Bevölkerung liegen. Bevölkerungsmittelpunkte werden mathematisch bestimmt.

Bevölkerungsreproduktion: durch Geburten und Sterbefälle bestimmte langfristige Erhaltung (einfache Bevölkerungsreproduktion), Vergrößerung (erweiterte Bevölkerungsreproduktion) oder Abnahme (regressive Bevölkerungsreproduktion) der Bevölkerungszahl eines bestimmten Gebietes oder Landes. Ausmaß, Form und Charakter der Bevölkerungsreproduktion werden durch gesellschaftliche Faktoren bestimmt. Durch umfassende soziale Maßnahmen schaffen die sozialistische Staaten Voraussetzungen für die Erhöhung der mittleren Lebensdauer, die Verringerung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, die Zunahme der Geburtenziffer und damit insgesamt für ein stetiges Bevölkerungswachstum. Versuche, exakte Maße für die Reproduktionskraft (Fruchtbarkeit) einer Bevölkerung zu gewinnen, sind in den Brutto- und Nettoreproduktionsziffern zu sehen. Die Bruttoreproduktionsziffer gibt an, wie viel Mädchen von einer Frau geboren werden; bei Verminderung um die Frauensterblichkeit der Frauen im gebärfähigen Alter erhält man daraus die Nettoreproduktionsziffer.

Bevölkerungsstatistik: die auf Volkszählungen, Bevölkerungsfortschreibung oder Schätzungen beruhende Erfassung, Analyse und Auswertung der Bestands- und Bewegungszahlen einer Bevölkerung, wie etwa Geburten, Sterbefälle, Zu- und Abwanderung, Sexualproportion, Altersstruktur, Fruchtbarkeit, Migration.

Bevölkerungstheorie, Populationstheorie: Lehre von den Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhängen zwischen dem Charakter der jeweiligen Gesellschaftsordnung, der Bevölkerungsentwicklung und dem Lebensstandard. Die bürgerliche Bevölkerungstheorie dient dazu, die relative Überbevölkerung im Kapitalismus und die damit verbundene Verschlechterung der Lebenslage der Werktätigen auf «natürliche» Gesetze zurückzuführen und die imperialistische Politik der Ausbeutung und Ausrottung der Menschen und ganzer Völker zu rechtfertigen (Malthusianismus). Marx entdeckte das ökonomische Bevölkerungsgesetz des Kapitalismus und enthüllte damit die wirklichen Ursachen der Überbevölkerung im Kapitalismus, der Freisetzung von Lohnarbeiten im Prozess der Akkumulation bei wachsender organischen Zusammensetzung des Kapitals, die aus der Sicht der Kapitalverwertung überflüssig sind (relative Überbevölkerung).