Astronomie

Astronomie, Sternkunde, Himmelskunde: Wissenschaft von den kosmischen Erscheinungsformen der Materie. Die Astronomie untersucht die räumliche Verteilung, die Bewegungsverhältnisse, den physikalischen Zustand, die chemische Zusammensetzung und die Entwicklung der Himmelskörper und der diffusen Materie im Weltraum. Die Astronomie erforscht die Sonne und die Körper des Sonnensystems sowie die interplanetare Materie, die Sterne, Sternhaufen und die interstellare Materie, das Milchstraßensystem und. die anderen, extragalaktische Sternsysteme sowie die intergalaktische Materie und schließlich die Struktur und Entwicklung des überschaubaren Universums als Gesamtheit. Wichtigste Beobachtungsgrundlage der Astronomie ist die von den Himmelskörpern und der diffusen Materie im Weltraum emittierte elektromagnetischer Strahlung: Gamma-, Röntgen- und Ultraviolettstrahlung, sichtbares Licht, Infrarotstrahlung, Submillimeter-, Mikro- und Radiowellen. Die Astronomie gliedert sich in zahlreiche Arbeitsgebiete, die durch spezielle Forschungsmethoden, durch die Art der zu untersuchenden Himmelskörper oder den speziellen Wellenlängenbereich der untersuchten elektromagnetischen Strahlung definiert werden. Geschichtliches. Die Astronomie ist die älteste Naturwissenschaft. In enger Verknüpfung mit der Astrologie wurde sie in allen Hochkulturen, zum Beispiel bei den Babyloniern, Ägyptern, Indem, Chinesen und Mayas, intensiv betrieben. In besonderer Blüte stand die Astronomie im antiken Griechenland. Um 130 fasste C. Ptolemäus das astronomische Wissen der Antike zusammen; die nach ihm benannt geozentrische Planetentheorie diente bis ins 16. Jahrhundert zur Berechnung der Örter von Sonne, Mond und Planeten. Die heliozentrische Planetentheorie von N. Kopernikus, die Entdeckung der Gesetze der Planetenbewegung durch J. Kepler und die Einführung des Fernrohrs durch G. Galilei begründeten die Astronomie der Neuzeit. Mond- und Planetenbeobachtung, Himmelsmechanik und schließlich die Stellarastronomie entstanden im 17. und 18. Jahrhundert Durch die verstärkte Anwendung physikalischer Erkenntnisse und Methoden in der Astronomie entstand im 19. Jahrhundert die Astrophysik, die das Bild der heutigen Astronomie entscheidend prägte.

Astronomische Einheit, Zeichen AE: die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne; 1 AE = 149,6 Millionen km; Sl-fremde, in der Astronomie gültige Längeneinheit.

Astronomische Gesellschaften: Vereinigungen von Fach- oder Liebhaberastronomen. Die 1863 als Vereinigung deutschsprachiger Astronomen gegründet Astronom. Gesellschaft (Abkürzung AG) dient dem Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse auf Tagungen und der Förderung größerer Gemeinschaftsunternehmungen, die die Kräfte einer Sternwarte übersteigen. Sie umfasst heute vor allem die Astronomen der BRD und Österreichs. Ihre ursprünglichen Aufgaben sind weitgehend auf die 1919 gegründet Internationale Astronom.

Astronomische Instrumente: Geräte für Himmelsbeobachtungen und ihre Auswertung. Das Fernrohr als eines der wichtigsten astronomischen Instrumente ist als Linsenfernrohr (Refraktor), jetzt meist aber als Spiegelteleskop ausgebildet; es lässt sich durch geeignete Aufstellung (Montierung) auf jeden Punkt des Himmels richten und der scheinbaren Bewegung der Gestirne nachfuhren. Als Strahlungsempfänger dienen das menschliche Auge, die Fotoplatte, Fotozellen oder Bildwandler, zur genauen Helligkeitsmessung besondere Sternfotometer. Für Spektraluntersuchungen werden Spektrographen an das Fernrohr angesetzt. Besondere astronomische Instrumente sind für die Sonnenbeobachtung in Gebrauch. Die Radiostrahlung aus dem Weltall wird mit Radioteleskopen untersucht. Im ultravioletten, Röntgen- und Gammastrahlungsbereich ist die Erdatmosphäre undurchlässig; man bringt die entsprechenden astronomischen Instrumente mit Hilfe von Raketen, Erdsatelliten oder Raumsonden in die erforderliche Höhe. Genaue Sternörter werden mit speziellen astronomischen Instrumenten bestimmt. Das Passage- oder Durchgangsinstrument ist ein nur um eine waagerechte, in Ost-West-Richtung weisende Achse drehbares Fernrohr, mit dem der Zeitpunkt des Meridiandurchgangs eines Gestirns ermittelt wird. Der sonst gleichartige Meridiankreis gestattet zusätzlich, die Gestirnhöhe abzulesen. Der Vertikalkreis lässt sich auch um eine senkrechte Achse drehen. Ein vor allem für die Schifffahrt wichtiges Winkelmessinstrument ist der Sextant, bei dem die Bilder zweier Sterne (oder eines Sterns und des Horizonts) zur Deckung gebracht und der Winkel zwischen den beiden Objekten gemessen werden kann. Winkelmessinstrumente waren auch alle astronomischen Instrumente vor der Erfindung des Fernrohrs. Der Gnomon des Altertums war ein senkrechter Stab, an dessen Schatten die Sonnenbewegung verfolgt wurde. Die Armillarsphäre und das Astrolabium bestanden aus ineinander geschachtelten Kreisen, die den Hauptkreisen der Himmelskugel entsprachen. Beim Quadranten wurde das Gestirn über einen drehbaren Stab anvisiert, der den Höhenwinkel an einem festen Viertelkreis anzeigt. Sehr große Quadranten waren an Mauern, die genau in Nord-Süd-Richtung standen, befestigt (Mauerquadranten).

Astronomische Jahrbücher: jährlich erscheinende Tabellenwerke, in denen die vorausberechneten Örter, die Ephemeriden, von Sonne, Mond, Planeten unter anderem Objekten des Sonnensystems, Daten von Sternbedeckungen, Sonnen- und Mondfinsternissen unter anderem astronomischen Ereignissen, Angaben über Zeitrechnung und Kalenderwesen sowie Sternörter enthalten sind.

Astronomischer Ort, Sternort: die durch Koordinaten angegebene Lage eines Gestirns an der Himmelskugel, gemessen vom Beobachtungsort beziehungsweise vom Erd- oder Sonnenmittelpunkt aus; danach topozentrische beziehungsweise geo- oder heliozentrischer astronomischer Ort. Nach Berücksichtigung der Refraktion erhält man den scheinbaren Ort, der wahre Ort ist zusätzlich von der Aberration 2, der mittlere Ort von der Nutation befreit.

Astronomische Uhr: Präzisionsuhr, die als Normaluhr in Sternwarten, geodätische Instituten oder Observatorien der Zeithaltung dient. Sie überbrückt die Zeitdauer zwischen 2 astronomischen Zeitbestimmungen.

Astronomische Zeichen: Zeichen, die in der Astronomie und im Kalenderwesen vom Mittelalter her noch im Gebrauch sind.

Astrophysik, kosmische Physik: großes Teilgebiet der Astronomie, das die physikalische Beschaffenheit der Gestirne erforscht.