Aristoteles

Aristoteles, 384-322 vor Christus, griechischer Philosoph; einer der bedeutendsten Denker der Antike; stammte aus einer Arztfamilie; lernte, lehrte und forschte 20 Jahre in der Platon. Akademie; gründete 335 vor Christus eine Studienanstalt (Peripatetiker). Aristoteles hat fast alle Gebiete der Natur und Gesellschaft behandelt und die erste, zum Teil noch heute aktuelle Wissenschaftsterminologie geschaffen. Die Vielfalt der Wissenschaften begründete er mit der Vielfalt der «Gattungen des Seins», die hierarchisch geordnet die organische-funktionelle Einheit der Welt bilden. Das «Sein als solches» ist nach Aristoteles («Metaphysik») von 4 Prinzipien bestimmt: durch den passiven Stoff, die aktive, den Stoff strukturierende und dem allgemeinen Wesen einer Dingklasse entsprechend Form und die dieser meist inhärenten Prinzipien von Zweck und Ursache. Damit erklärte Aristoteles das Werden des Seins als Verwirklichung (Aktualisierung) der im Stoff potentiell existierenden Form. Die perfekte Aktualisierung der Form nannte er Enlelechie. Diese entwickelt zum Beispiel bei den biologischen Organismen in der Ontogenese das der Art gemäße Wesen, in der Arbeit des Künstlers die der Möglichkeit nach im Erz vorhandener Statue. Die Form ist die in die Dinge selbst verlegte Idee Platons, dessen Idealismus er ebenso überwinden will wie den mechanischen Materialismus Demokrits. Mit der Integration der Formen in die Gegenstände galt die Wahrnehmung wieder als Grundlage einer zum Teil materialistische Erkenntnistheorie, die in der Abbildung der allgemeinen Formen und Zusammenhänge das Ziel begrifflich-wissenschaftlichen Denkens sah und Wahrheit als Übereinstimmung der Aussage mit ihrem objektiven Sachverhalt verstand. Aristoteles versuchte eine auf Axiom-Beweis-Struktur gegründete Theorie und Klassifikation der Wissenschaft und schuf im Rahmen der Logik als Erkenntnisinstrument eine Theorie des Syllogismus sowie der Induktion und Deduktion («Organon»). In seinem Werk «Politik» fasst Aristoteles den Menschen als gesellschaftliches Wesen (zoon politikon); die Sklaverei rechtfertigt er jedoch als naturgegeben. In seiner realistisch orientierten «Poetik» gab Aristoteles auch eine kunsttheoretische Analyse des Dramas. Seine Lehre vom göttlichen Weltbeweger und der unsterblichen Seele bedingt Widersprüche in seiner Philosophie. Aristoteles hat im Mittelalter eine außerordentlich große Rolle gespielt; seine Wirkung dauert bis heute an.

Aristotelisches Theater: Theater- und Dramenschaffen, das entsprechend den Lehren des Aristoteles («Poetik») von determinierenden Schicksalsvorstellungen ausgeht und durch Einfühlung und emotionale Erschütterung läuternde Wirkungen (Katharsis) beim Publikum auslösen will. Der Begriff aristotelisches Theater wurde von B. Brecht in Abgrenzung zum epischen Theater geprägt. Aristotelisches Theater in diesem Sinne sind wesentliche Bereiche der europäischen Theater- und Dramengeschichte von der Antike bis zur Gegenwart; ihm ordnen sich bestimmte dramaturgische Konzeptionen (die «geschlossene» Form) und Schauspielmethoden zu.

Aristotelismus: die Philosophie des Aristoteles, ihre Weiterentwicklungen und ihr Fortwirken bis ins 19. Jahrhundert (Peripatetiker, Alexander von Aphrodisias, Averroismus, Scholastik, Albertus Magnus, Thomas von Aquino, Neuthomismus).

Aristoxenos, um 354-300 vor Christus, griechischer Philosoph und Musiktheoretiker; Schüler des Aristoteles; entwickelte ein auf Empirie beruhendes System der Akustik und Rhythmik; seine Philosophie lehnt sich an pythagoreische Lehren an.