Altvorderasiatische Kunst

Altvorderasiatische Kunst: Kunst des alten Vorderen Orients, die wie die altägyptische, altindische und altchinesische zur Kunst des Alten Orients gehört. Im vorderasiatischen Raum vollzog sich erstmalig der Übergang von der Urgesellschaft zur Klassengesellschaft. Die Kunst der frühesten Epochen dieses Raumes ist erst in den letzten Jahrzehnten, besonders in den 60er Jahren, durch Ausgrabungen bekannt geworden. Diese bewiesen auch, dass den orientalischen Stromtalkulturen des 4. Jahrtausend vor Christus bäuerlichen Berglandkulturen einer vor- und frühkeramische, neolithische beziehungsweise chalkolitische Epoche (9./4. Jahrtausend vor Christus) in Palästina, Kleinasien, Nordirak und Iran vorausgegangen sind (zum Teil größere und mitunter stark befestigte Siedlungen, zum Beispiel Jericho; Tempelbauten mit plastischen Kultbildern und Wandmalereien, zum Beispiel Catal Hüyük, die Vorstellungen einer Jäger- und frühbäuerlichen Kultur widerspiegeln). Seit dem 6. Jahrtausend bestanden die Kulturen der Buntkeramik. Im Laufe dieser Periode begann in Südmesopotamien die Formierung der Stromtalkultur von Sumer. Dort setzte gegen Ende der Uruk-Zeit (um 3000 vor Christus) unter Hervortreten neuer künstlerischen Erscheinungsformen ein Aufblühen der frühstädtlichen Kultur ein (Erfindung der Schrift, des Roll- beziehungsweise Zylindersiegels; Reliefs, Stelen, reliefierte Gefäße, Steinstatuetten, Großplastik; Monumental Architektur, Herausbildung der Zikkurat). Den Mittelpunkt des altsumerischen Stadtstaates bildete der Tempel unter Leitung eines Priesterfürsten. Die Kunst trat erstmals in den Dienst der herrschenden Klasse und spiegelt in naiver Frische deren ungestümen Aufstieg wider. Schöpferisch in der Prägung heraldische Motive (antithetisch gestaltete Gruppen mit Tieren, Tierbezwinger und -ernährer), stellte sie erstmals den Menschen in den Mittelpunkt der Darstellung. Die altsumerischen Stadtstaaten (1. Hälfte 3. Jahrtausend) brachten bedeutsame Bildhauerschulen hervor. Die akkadische Reichskunst (2. Hälfte 3. Jahrhundert) ist bisher nur unzureichend ausgegraben und hauptsächlich durch Funde in den eroberten Provinzen belegt (Stelen, Plastik, besonders Rollsiegel). Im 2. Jahrtausend folgte einer Periode der sumerischen Renaissance (Gudeazeit; Zikkurat von Ur) die altbabylonische Kunst (Hammurapi-Stele; Rollsiegel, Wandmalereien; volkstümliche Terrakottareliefs). In der Architektur setzte sich der sogenannte Hofhaustypus durch, ein nach außen abgeschlossenes, durch einen oder mehrere Innenhöfe gekennzeichnetes Haus, das auch auf die Palast Architektur übertragen wurde. Nach Südmesopotamien brachten die aus Iran einwandernden Kassiten dann zahlreich künstlerischer Motive iranisch-elamischer Herkunft (elamische Kunst) und gaben der dortigen Kultur ein neues Gepräge. Um die Mitte des 2. Jahrtausend entwickelten sich die hethitische Kunst und die mitannische Kunst (Churri). Als selbständiges Kunstgebiet trat in der 2. Hälfte des 2. Jahrtausend auch Assur auf, das schon im 3. Jahrtausend eine eigene Bildhauer Schule besessen hatte (reliefierte Altäre und Obelisken, Siegel, Wandmalerei; Lamassu). Die Kunstentwicklung an der Mittelmeerküste war bis zum Seevölkersturm stark durch ägyptische und hethitische, später mehr durch assyrische Einflüsse bestimmt. Im 1. Jahrtausend vor Christus entfaltete sich neben der nordsyrischen späthethitischen Kunst (monumentale Steinfiguren; reliefgeschmückte Paläste) und der phrygischen Kunst die phönikische Kunst, die eine Vermittlerrolle zwischen griechischen und orientalischen Kulturgut ausübte. Im Vorland des Kaukasus schuf die urartäische Kunst hervorragende Metallarbeiten (gelieferte Schilde, Helme unter anderem). Daneben steht die vorzügliche Metallkunst von Luristan. Die letzte eigentlich mesopotamische Kunstblüte erlebte der Vordere Orient in neubabylonischer Zeit (babylonische Kunst). Mit der persischen Epoche traten neue Völker an die Spitze der vorderasiatischen politischen und kulturellen Entwicklung (persische Kunst).

Altvorderasiatische Musik: Musik der patriarchalischen Sklavenhalterstaaten der Antike in Vorderasien (Sumer, Babylon, Assyrien unter anderem). Sie war gleich der alten ägyptischen Musik, wie archäologische, ikonographische und literarische Quellen zu entnehmen ist, hochentwickelt. Auf Grund der Arbeitsteilung und Spaltung der Gesellschaft entstanden verschiedene Bereiche und Funktionen der Musik. Neben dem Musizieren des Volkes erklang Musik im Dienste der Herrscher und Tempel. Berufsmusikertum und Musik Organisation bildeten sich heraus, die Musik wurde kanonisiert, systematisierte und analytische Betrachtung unterworfen. Aufnahme und Austausch von Musiziergut und Instrumenten standen in engem Zusammenhang mit der bewegten Geschichte des Alten Orients. Siehe auch jüdische Musik.