Altern

Altern: 1. Metallurgie: allmählich, bei Raumtemperatur vor sich gehende Eigenschaftsänderung eines Werkstoffes. Bei hoher Temperatur (Schmelzen) aufgenommene Stoffe scheiden langsam als chemische Verbindung aus. Die Ausscheidungen sind meist hart und spröde und beeinflussen die mechanischen Eigenschaften, zum Beispiel Sprödbruch bei Stahl durch Eisennitride, aber auch erwünschte Verfestigung von Duralumin (Kaltaushärtung).

2. Physiologie: Vorgang des Altwerdens bis zum Eintritt des physiologischen (natürlichen) Todes. Der Alternsprozess beginnt schon mit der Entstehung des Lebewesens; er wird jedoch von den Entwicklungsprozessen zunächst weit überflügelt, so dass im jüngeren Erwachsenenalter ein Leistungsgipfel, trotz zunehmender Alternsvorgänge in verschiedenen Geweben und Organen, resultiert. In den höheren Lebensjahren nehmen die «Fehler» bei der Synthese von Eiweißen, die Verarmung der Zellen an Wasser stärker zu, wodurch ein Leistungsabfall auftritt.

thermisches Altern: Verfahren der Wärmebehandlung (Auslagern bei 20 bis 250°C) zur Vorwegnahme von Eigenschaftsänderungen, die sich bei Raum- oder Gebrauchstemperatur nach längerer Zeit einstellen würden; bei unlegierten, niedrig gekohlten und nichtgehärteten (Bau-) Stählen wird durch Kohlenstoff- und Stickstoffausscheidungen Herbeiführung zeitliche Eigenschaftskonstanz erzielt, bei gehärteten (Werkzeug-) Stählen durch Martensitanlassen (Anlassen) zeitliche Maß- und Form Stabilität.

Alter Mann: Bergbau a) versetzte (wieder aufgefüllte), verbrochene (zusammengestürzte) oder offenstehende alte Grubenbaue beziehungsweise die Versatzberge darin;

b) ehemaliger Bergbau.

Altersbestimmung, 1. Anthropologie: beim lebenden Menschen, aber auch bei Leichen und Skelett Resten der Feststellung des erreichten biologischen Alters, das heißt des Entwicklungsstadiums, das für eine bestimmte chronologische Altersgruppe charakteristisch ist, dienende Methode. Hierfür werden die Anlage von Knochenkernen, die Verknöcherung von Knorpel Fugen und Schädelnähten (Skelettalter), der Durchbruch und die Abkauung der Zähne (Zahnalter), die Proportionsveränderungen der Körper Abschnitte (morphologische Alter), funktionelle Veränderungen (physiolog, Alter), die stoffliche Zusammensetzung des Körpers (biochemisches Alter) sowie Verhaltens- und Intelligenzmerkmale (psychischen Alter) herangezogen. In der Tierzucht erfolgt die Altersbestimmung bei Pferd, Rind, Schwein und Hund im Allgemeinen an den Zähnen. Durchbruch der Milchschneidezähne, Zahnwechsel und Zahnabnutzung können als zuverlässige Merkmale der Altersschätzung betrachtet werden. Beim Geflügel erfolgt die Altersbestimmung nach der Ausbildung des Sporns, der Biegsamkeit von Schnabel und Brustbein Spitze, bei Fischen nach Zuwachsringen der Schuppen oder den Gehörsteinen. Die Altersbestimmung ist unter anderem von Bedeutung in der tierärztlichen Fleischhygiene.

2. Astronomie: Abschätzung des Alters von Himmelskörpern oder Teilen des Weltalls. Untersuchungen des radioaktiven Zerfalls in Gesteinen der Erde, des Mondes und von Meteoriten ergaben Alter seit ihrem Erkalten zwischen 1 und 4,6 Md. Jahren für die Mitglieder des Planetensystems. Aus der Theorie der Sternentwicklung weiß man, dass die ältesten Sterne mehr als doppelt so alt wie die Erde sind, während viele heiße Sterne erst vor wenigen Millionen Jahren entstanden. Die Expansion des Weltalls (Hubble-Effekt) hat vor etwa 15 Md. Jahren begonnen.

3. Geologie: Feststellung oder Abschätzung des Alters. Die geologische Altersbestimmung erlaubt die Bestimmung eines relativen Alters entsprechend den Lagerungsverhältnissen, dem Gesteins- und Fossilinhalt sowie eines absoluten Alters. Das absolute Alter von Gesteinen kann zum Beispiel mit geochronologische Methoden, wie Bänderton-, Dendrochronologie, Fluortest unter anderem sowie physikalisch mittels der Magnetostratigraphie und nach den Gesetzen des Zerfalls im Gestein enthaltener radioaktiver Substanzen bestimmt werden. Siehe auch Geochronologie, Radioaktivität.

Altershaut: Atrophie der Haut mit Verlust der Elastizität, außerdem Pigmentierungen, Depigmentierungen, Hyperkeratosen und Blutgefäß Erweiterungen.

Altersklasse: 1. Forstwirtschaft: 20 Jahre umfassender Abschnitt der Altersübersicht über ein bestimmtes Waldgebiet. Dabei werden der Altersklasse I alle ein- bis 19jährigen, der Altersklasse II alle 20- bis 39jährigen und so weiter einzelnen Baumbestände zugeordnet.

2. Sport: in den verschiedenen Sportarten unterschiedlicher Einteilungsstufe der Sportler nach dem Alter; keine Leistungsklasse.

3. Völkerkunde: Gruppierung der Menschen (besonders der Männer) nach Altersstufen innerhalb eines Stammes, eines Dorfes oder anderer Gemeinschaften.

Altersnorm: Gesamtheit der Forderungen und Erwartungen, die die Gesellschaft an die Menschen verschiedener Altersgruppen (zum Beispiel Vorschulkind, Schulkind, Jugendlicher, Erwachsener, Greis) stellt.

Altersschwachsinn, senile Demenz (lateinisch), Dementia senilis (lateinisch): fortschreitender Intelligenz- und Persönlichkeitsabbau infolge krankhaften Schwunds der Gehirnnervenzellen.

Altersschwerhörigkeit, Presbyakusis (griechisch): zunehmende altersbedingte Schwerhörigkeit infolge physiologischen Alterns des peripheren und zentralen Hörorgans. Die Altersschwerhörigkeit wird im Allgemeinen erst nach dem 60. Lebensjahr auffällig, da sie sich im Hochtonbereich entwickelt.

Alterssichtigkeit, Presbyopie (griechisch): altersbedingte Erschwerung des Nahsehens durch Nachlassen der Akkommodationsfähigkeit des Auges.

Alterung: Veränderung von physikalischen Eigenschaften, zum Beispiel des Gefüges von Legierungen oder des magnetischen Zustandes von ferromagnetischen Werkstoffen, unter inneren Umwandlungen in Richtung auf einen stabilen Endzustand. Die Alterung beruht auf Änderungen des Ordnungszustands im Kristallgitter. Da sich die natürliche Alterung vieler Stoffe bei ihrer technischen Verwendung äußerst störend bemerkbar macht, unterwirft man sie vorher einer künstlichen Alterung.