Algerien

Algerien, Demokratische Volksrepublik Algerien: Staat in Nordafrika; grenzt im Norden ans Mittelmeer, im Osten an Tunesien und Libyen, im Südosten an Niger, im Südwesten an Mali, Mauretanien und Westsahara und im Nordwesten an Marokko; verwaltungsmäßig in 48 Wilayate (Bezirke) gegliedert; Währung ist der Algerische Dinar.

Bevölkerung: Sie besteht zu über 90% aus Arabern und Berbern. Amtssprache ist Arabisch, daneben Französisch als Handelssprache. Die größte Bevölkerungsdichte hat das Küsten- (bis 500 Einwohner/km2), die geringste das Saharagebiet (2 Einwohner/km2). Nördlich des Saharaatlas leben 40 Einwohner/km2. Etwa 50% der Bewohner gehören zur Stadtbevölkerung.

Natur: Oberfläche - Algerien erstreckt sich von der Mittelmeerküste südwärts über die Ketten des 2308 m hohen Küsten- (Teil-) und Saharaatlas mit dem dazwischen gelagerten, durchschnittlich 1000 bis 1100m überm Meer gelegenen Hochland der Schotts bis in die zentrale Sahara mit den Dünengebieten des westlichen Großen und östlichen Großen Erg, dem steinigen Tademait-Plateau (835 m) und im äußersten Süden mit dem Gebirgsmassiv Ahaggar (2918 m). Klima. Nordalgerien gehört zum Mittelmeerklima mit Hauptregenfall im Winter und ausgesprochener Sommerdürre. Nach Süden nehmen die Niederschlagsmengen bis zur extremen Trockenheit in der Sahara ab; Frost und Schneefall treten in Nordalgerien regelmäßig, in den nördlichen Saharaoasen gelegentlich auf. Vegetation. Am verbreitetsten ist im Norden Buschland (Macchie), zwischen den Atlasketten im Hochland der Schotts Grasland (Haifagrassteppe), im Gebirge noch vereinzelt Wald (Kiefern, Zedern, Korkeichen), in der weithin vegetationslosen Sahara Oasen mit Dattelpalmen. Bodenschätze. Neben umfangreichen Erdöl- und Erdgaslagern kommen auch Eisen-, Buntmetallerze, Platin, Diamanten, Uran, Phosphate und Kohle vor. Wirtschaft Algerien ist ein Agrarland mit einer sich rasch entwickelnden verarbeitenden Industrie, das einen antiimperialistischen, progressiven Entwicklungsweg beschreitet. 50% der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft, 32% im Handel, Transport- und Dienstleistungsbereich und 18% in Industrie und Bauwesen beschäftigt. In Algerien wurden die Bodenschätze, große Teile des Bergbaus, die Grundstoffindustrie und der Außenhandel sowie das Finanz- und Teile des Transportwesens verstaatlicht. Industrie. Ihr Anteil an der Bruttoproduktion stieg von (1967) 26% auf gegenwärtig etwa 45 % an. Im staatlichen Sektor, der 70% aller Produktionskapazitäten umfasst, werden 90% der Industrieproduktion erzeugt.

Geschichte: Im Altertum von numidischen Stämmen bewohnt; vom 12. Jahrhundert vor Christus an gründeten die Phöniker an der Küste Handelsniederlassungen. 46 vor Christus beziehungsweise 42 nach Christus wurde Algerien römische Provinz; 430 errichteten die Wandalen, 534 die Byzantiner über Algerien ihre Herrschaft. Ende des 7./Anfang des 8. Jahrhundert von den Arabern erobert und danach islamisiert; 8./15. Jahrhundert von berberischer und arabischer Dynastien beherrscht; seit 1519 unter türkischer Oberhoheit. 1830 begann Frankreich mit der kolonialen Eroberung Algeriens, dessen Bevölkerung unter Emir Abd al-Kadir 1832/47 hartnäckigen bewaffneten Widerstand leistete und sich auch später wiederholt gegen den ungeheuren Landraub, gegen Unterdrückung und Ausplünderung erhob (Aufstand der Kabylen Stämme 1871 unter al-Moqrani). Unter dem Einfluss der Großen sozialistischen Oktoberrevolution entstanden in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhundert Organisationen des antikolonialen Kampfes und der Arbeiterbewegung (1920 Bildung der algerische Sektion der KP Frankreichs, 1936 Gründung der Algerischen KP). Im November 1942 besetzten angloamerikanischen Truppen Algerien. Im Mai 1945 kam es zu einer spontanen Volkserhebung, die von der Kolonialmacht brutal niedergeschlagen wurde. Die nationale Befreiungsbewegung formierte sich 1946 von neuem und gewann in den 50er Jahren an Organisiertheit und Einfluss. Nationaldemokratische Kräfte vereinigten sich 1954 zur Nationalen Befreiungsfront (französisch Abkürzung FLN) und begannen am 1.11. 1954 den bewaffneten Aufstand. Unter Führung der FLN und der von ihr geschaffenen Nationalen Befreiungsarmee (französisch Abkürzung ALN) kämpfte das algerische Volk heroisch und unter großen Opfern gegen die von den NATO-Partnern unterstützte französische Kolonial Armee. Am 19. 9. 1958 konstituierte sich in Kairo die Provisorische Regierung der Algerischen Republik (französisch Abkürzung GPRA). Ultrakolonialist, französische Kräfte widersetzten sich den Bestrebungen zur politischen Lösung der Algerienfrage und unternahmen 1958, 1960 und 1961 in Algerien gegen die Regierung de Gaulle gerichtete Meutereien. Die beträchtliche militärische Schlagkraft der ALN und die großen politischen Massendemonstrationen der algerischen Werktätigen (1960/61) zwangen die französische Regierung, nachdem sie schon 1959 das Recht des algerischen Volkes auf Selbstbestimmung anerkennen musste, zu Verhandlungen mit der GPRA In den Abkommen von Evian les-Bains (18. 3. 1962) erkannte Frankreich die Unabhängigkeit Algeriens an. Am 19. 3. 1962 wurden die Kampfhandlungen eingestellt. Die faschistische OAS versuchte vergeblich, durch Terrorakte die Verwirklichung der Abkommen zu hintertreiben. Am 3. 7. 1962 erlangte Algerien die staatliche Selbständigkeit, am 25. 9. 1962 wurde die demokratische Volksrepublik Algerien proklamiert. Erster Ministerpräsident des unabhängigen Algerien war Ahmed Ben Bella. Am 19. 6. 1965 übernahm ein von Houari Boumedienne gefühlter Revolutionsrat die Macht. Er setzte den seit 1962/63 eingeleiteten nationaldemokratischen Entwicklungsprozess fort. Die Regierung As liquidierte die französischen Militärstützpunkte, nationalisierte allmählich die sich in ausländischem Besitz befindenden Betriebe (von entscheidender Bedeutung war die Nationalisierung der französischen Erdöl Monopole im Februar 1971), stellte den Außenhandel und die Banken unter Staatskontrolle, schuf dadurch einen starken staatlichen Wirtschaftssektor und entwickelte planmäßig die Industrialisierung des Landes. Aufbauend auf den in den 60er Jahren eingeleiteten Schritten zur Festigung der Souveränität und zur Erringung der ökonomischen Unabhängigkeit, nahm die Regierung in den 70er Jahren in verstärktem Maße tiefgreifende sozialökonomische, politische und kulturelle Umgestaltungen in Angriff (Verabschiedung weitreichender Volkswirtschaftspläne, Teilnahme der Arbeiter an der Leitung der Staatsbetriebe, Beginn der Verwirklichung des «Gesetzes über die Agrarrevolution» November 1971, das auf die Liquidierung der feudalen und großbourgeoisen Ausbeutungsverhältnisse auf dem Lande abzielt, Reform des Bildungs- und Ausbau des Gesundheitswesens). Der auf Fortsetzung und Vertiefung der sozialistisch orientierten Umgestaltungen gerichtete Kurs stieß auf den wachsenden Widerstand der inneren und äußeren Reaktion, wodurch es zu einer Verschärfung der Klassenauseinandersetzung und zunehmenden Polarisierung der Klassenkräfte kam. Die revolutionär-demokratischen Führungskräfte erteilten den Befürwortern eines Liberalisierungskurses eine entschiedene Abfuhr. Die algerische Nationalcharta, die am 27. 6. 1976 durch ein Referendum bestätigt wurde, erklärte die Errichtung einer Sozialist Ordnung zum Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung und legte programmatisch die Aufgaben fest, die zur Schaffung ihrer Voraussetzungen notwendig sind. Diese Orientierung wurde in der neuen Landesverfassung vom 19.11. 1976 verankert. Houari Boumedienne, der am 10.12. 1976 zum Staatspräsidenten gewählt worden war, verstarb am 27.12. 1978. Der IV. Kongress der FLN-Partei (27./31.1. 1979) bestätigte den Kurs der sozialistischen Orientierung. Bendjedid Chadli, vom Parteikongress zum Generalsekretär der Partei berufen, wurde am 7.2.1979 zum Staatspräsidenten gewählt. Der Außerordentliche Parteitag der FLN Partei (15./19.6. 1980) beschloss einen Plan zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Algeriens in den 80er Jahren sowie Maßnahmen zur weiteren Umgestaltung der FLN-Partei in eine Avantgardepartei. Algerien betreibt eine antiimperialistische Außenpolitik, nimmt eine führende Rolle in der Bewegung der Nichtpaktgebundenheit ein und unterstützt aktiv den Kampf gegen Kolonialismus, Neokolonialismus, Rassismus und Zionismus. Es unterhält enge Beziehungen zu den sozialistischen Staaten.

Algier, französisch Alger, arabisch AI-Djazair: Hauptstadt Algeriens, an einer steilen und weiten Bucht des Mittelmeeres: als Großalgier. 1,7 Millionen Einwohner; wichtigstes algerisches Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum; Maschinenbau, Nahrungsmittel-, chemische (unter anderem Phosphatwerk), Erdölverarbeitungs-, Zement-, vielseitige Konsumgüterindustrie; Wärmekraftwerk; Handels- (internationale Messe), Verkehrszentrum; wichtigster algerischer Hochseehafen, internationaler Flughafen südöstlich von Algier in Ad-Dar al-Beida; Universität, Hochschulen, Theater, Museen. Im Westen der Stadt Villenviertel und Badestrände, auf steilem Hang die Kasbah; Große Moschee (11. Jahrhundert).