Afrikanische Kunst

Afrikanische Kunst: Die Bevölkerung Afrikas hat im Laufe der geschichtlichen Entwicklung entsprechend den jeweiligen Sozialökonomischen Verhältnissen vielfältige Kunstäußerungen hervorgebracht. Frühe Zivilisationen bildeten sich in Nord- und Nordostafrika heraus und erreichten zunächst höhere Entwicklungsgrade als die Vielzahl der Stammeskulturen im übrigen Afrika. Die Entwicklung der Produktivkräfte in Gebieten des Sudans, West-, Zentral- und Teilen Ostafrikas erreichte im 1. Jahrtausend nach Christus einen sozialen Differenzierungsgrad, der zur Bildung früher Klassenstaaten führte. Die Wirtschaftsformen der afrikanischen Völker stehen in engem Zusammenhang mit ihrer Kunst. Jäger- und Sammlerkulturen sind vor allem durch Malereien (Felszeichnungen, -ritzungen) einer ehemals weite Gebiete besiedelnden Steppenjägerkultur charakterisiert. In der Felsbilderkunst Nordafrikas wurden von ihnen etwa ab 12./10. Jahrhundert vor Christus Wildtiere dargestellt Bevölkerungsgruppen, die als Vorfahren der rezenten Buschmänner die selbst bis in das 19. Jahrhundert Zeichnungen anbrachten angesehen werden können, waren Schöpfer von Felsbildern im Süden, Südosten und Osten Afrikas. Viehzüchtervölker, besonders im Nordosten und Osten Afrikas, schufen ab 4000 vor Christus Darstellungen aus ihrem Wirtschaftsleben. Daneben tritt die künstlerische Äußerung in Gestaltung und Verzierung des Gerätes auf, plastische Formen sind sehr selten. Bei Bodenbauervölkern hat sich die Plastik zur Hauptäußerung ihres vielgestaltigen Kunstsinnes hervorgebildet. Sie erreicht eine hohe Blüte und besitzt ihr Hauptverbreitungsgebiet von Westafrika bis Angola und Zentral afrika mit einem Ausläufer bis an die ostafrikanische Küste. Neben freier Plastik und Masken treten plastische Bildnerei in gebundener Form bei Architektur und am Gerät auf. Die Plastik ist meist aus einem Stück mit dem Dechsel (Querbeil) gearbeitet und in ihren Proportionen der Bestimmung untergeordnet beziehungsweise auf eine Betonung des Wesentlichen gerichtet. Dargestellt werden zumeist Ahnen- und Zauberfiguren. Götterdarstellungen und Darstellungen historische Persönlichkeiten sind auf einige altafrikanische Reiche beschränkt (Yoruba, Benin, Bakuba). Die Masken spielen vor allem im Totenkult und im Bundwesen eine große Rolle. Neben den vorherrschend für Schnitzerei und Bildnerei verwendeten Materialien Holz, Elfenbein, Ton und Stein gelangen Metalle (Zinn, Kupfer, Silber, Gold, Bronze beziehungsweise Gelbmetalllegierungen) zur Verarbeitung. Bekannte Metallverarbeitungstechniken waren das Schmieden des Eisens, der Guss von Zinn und Gelbmetallen, das Treiben sowie Punzen und Ziselieren. Der größte Teil der Bronzekunstwerke (Plastiken, Platten, Schmuck) ist im Wachsausschmelzverfahren gefertigt (Benin), wobei alle gestalterische Ausarbeitung am Modell für die Gussform erfolgt und das gewonnene Original nur gereinigt zu werden braucht.

Die afrikanische Architektur im subsaharischen Raum ist wegen der vorwiegenden Verwendung organischen Baumaterialien beziehungsweise Lehm nicht über sehr große Zeiträume erforscht. Steinbauten sind bekannt aus dem Gebiet des Monomotapa-Reiches (Simbabwe) und dem alten Staat Ghana (Kumbi Saleh). In der Sudan. Lehmarchitektur zeigt sich seit dem Mittelalter islamischer Einfluss. Wenige Bauwerke (Moschee von Djenne) sind erhalten oder durch Ausgrabungen rekonstruiert (für Mali die ehemalige Residenz Niani). Hervorragende Holzarchitekturen unter Einbeziehung plastischer Bauteile sind aus Südnigeria und dem Kameruner Grasland bekannt. Nigeria, unter anderem mit der eisenzeitliche Nok-Kultur (500 vor Christus/200 nach Christus) mit den ältesten subsaharischen Plastiken (Terrakotten), der sehr gut erforschten Beninkunst (12. Jahrhundert nach Christus/1897) und dem noch älteren Zentrum der Yoruba-Kunst in Ife, kann auf eine 2000jährige Kunstgeschichte verweisen, ähnlich gut dokumentiert sind Gebiete Zentralafrikas. Während bei Bodenbauern ohne Klassenbildung der Künstler ((nebenberuflich», meist auf Bestellung, arbeitete, entstand in einigen Reichen mit ausgeprägter Klassenstruktur eine Gruppe von Berufskünstlern, die in der höflichen Kunst organisiert waren. Die Zuordnung anonymer Werke zu bestimmten Künstlern oder ihren Werkstätten wird heute für West- und Zentralafrika möglich. In der modernen afrikanische Kunst, die nach Erringung der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten wesentlichen Auftrieb erhielt, zeigen sich Tendenzen, die traditionellen Werte zu erhalten, weiterzuentwickeln und das Kunstgewerbe zu fördern. Einflüsse während der Kolonialzeit aus Mission und seitens europäischer Kunstrichtungen treten immer mehr zurück. Neue Techniken werden sehr experimentierfreudig und engagiert erprobt.

Afrikaner: Menschen verschiedener Rassen, Sprachen und Kulturen, die den afrikanischen Kontinent bewohnen oder diesen als ihr Ursprungsgebiet betrachten; siehe auch Afroamerikaner.