Private Hochschulen - nur was für Kinder reicher Eltern?

Hochschule

Im Gegensatz zu einer staatlichen Universität fallen an einer privaten Hochschule beträchtliche Kosten für das Studium an. Hier müssen sich Studenten auf Gebühren von mehreren tausend Euro pro Semester einstellen.

Es ist eine ordentliche Summe, die sich im Laufe des Studiums ansammelt. Daher stellt sich die Frage, ob dieser finanzielle Mehraufwand tatsächlich gerechtfertigt ist. Wo liegen also die Vorteile einer privaten Hochschule gegenüber einer staatlichen Universität?

Private Hochschulen unterliegen einem strikten Leistungsprinzip. Das bedeutet, dass Professoren und Dozenten nicht nur aufgrund ihres Fachwissens eingestellt werden, sie müssen auch an der Hochschule selbst kontinuierlich ein hohes Engagement in der Lehre unter Beweis stellen. Qualitativ hochwertige Veranstaltungen, die dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechen, sind somit garantiert.

Darüber hinaus verstehen sich private Hochschulen als Dienstleister. Dies gilt auch für die Infrastruktur und Verwaltung. Die Mitarbeiter der Hochschule sind stark serviceorientiert und stehen den Studenten bei der Organisation ihres Studiums zur Seite. Der Bibliotheksbestand ist umfangreich und auf aktuellem Stand und die Computerräume erfüllen moderne Standards.

Private Hochschulen sind außerdem kleiner als staatliche Universitäten. Die häufig abschreckende Anonymität des Universitätslebens hat hier keinen Platz. Die Vorlesungen und Seminare sind nicht überfüllt und ein überschaubarer Studentenkreis ermöglicht schnelle und intensive Kontakte zu Kommilitonen. Gleichzeitig ist auch der Kontakt zwischen Lehrenden und Studenten besser als an staatlichen Universitäten. Dies ermöglicht eine bessere Betreuung der Studierenden, was wiederum zu besseren Leistungen im Studium führt.

Neben den regulären Vorlesungen und Seminaren werden zahlreiche Zusatzveranstaltungen angeboten, die Einblicke in mögliche zukünftige Betätigungsfelder ermöglichen. Führungskräfte und Praktiker berichten von ihrer Arbeit und den Studenten werden hier erste wichtige Kontakte zur Industrie, Kultur oder Politik ermöglicht.

Ein Studium an einer privaten Hochschule ist keineswegs nur etwas für Kinder reicher Eltern, denn die Hochschulen bieten verschiedene Finanzierungsmodelle an. Studenten können sich direkt an der Hochschule oder bei dem Verband der Privaten Hochschulen (http://www.private-hochschulen.net) über Finanzierungsmöglichkeiten informieren.

Studium an einer privaten oder staatlichen Hochschule

Bei der Entscheidung für oder gegen eine staatliche oder eine private Hochschule kommt es in erster Linie auf das gewünschte Studienfach und den angestrebten Abschluss an. Auch die Studienbedingungen sind bei der Entscheidungsfindung maßgeblich. In zweiter Linie gilt ein sorgfältiger Blick den anfallenden Kosten, die bei privaten Hochschulen durchaus anders gelagert sein können als bei den staatlichen Hochschulen.

Private Hochschulen können kostspielig sein, Studiengebühren zwischen 6.000 Euro und 12.000 Euro pro Jahr oder auch deutlich darüber sind möglich. Zwar werden Stipendien dafür vergeben, doch diese kommen meist nur für entsprechend qualifizierte Studenten in Frage. Mit diesen Studiengebühren decken die privaten Hochschulen etwa 20 bis 25 Prozent ihrer Kosten, der Rest wird aus Spenden, staatlichen Zuschüssen und Stiftungsprofessuren aus der Wirtschaft gezahlt. Der größte Vorteil privater Hochschulen ist ihre überschaubare Größe. Das macht die Studienatmosphäre deutlich persönlicher und angenehmer. Ihrer geringeren Größe ist allerdings auch die überschaubare Auswahl an Professoren und Dozenten geschuldet. Die Studienbedingungen sind dagegen weitaus angenehmer als an staatlichen Hochschulen, denn die Arbeit in Kleingruppen, eine intensive Betreuung durch die Dozenten, der vereinfachte Wechsel zwischen Theorie und Praxis, regelmäßige Auslandsaufenthalte und kürzere Studienzeiten mit guten beruflichen Einstiegschancen nach dem Abschluss des Studiums sind an der Tagesordnung.

Staatliche Hochschulen sehen sich dagegen mit geringeren Studiengebühren konfrontiert, das Spektrum der Studiengänge und der Professuren ist naturgemäß deutlich breiter. Doch auch die Studienbedingungen können weniger vorteilhaft sein als an einer kleinen Privathochschule, denn in staatlichen Betrieben gilt immer noch das Prinzip der Masse, müssen sie doch die große Bandbreite der Studierenden aufnehmen und für eine angemessene akademische Ausbildung sorgen.

Vor der Entscheidung für oder gegen eine private Hochschule steht deshalb die sorgfältige Recherche der geltenden Studienbedingungen. Hier sind nicht allein die Kosten ausschlaggebend, denn auch das Studienangebot, der angestrebte Abschluss und die späteren beruflichen Chancen sollten bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Die Wahl der Hochschule und des Hochschulortes

Sobald sich angehende Studierende für ein Studienfach entschieden hat, ist die nächste wichtige Frage: An welcher Hochschule und an welchem Ort soll man studieren? Hierbei gilt es einige wichtige Faktoren zu berücksichtigen, die einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg des eigenen Studiums haben können.

Größe und Lage der Stadt

Bei der Wahl des Hochschulortes sollten in jedem Fall persönliche Präferenzen berücksichtigt werden: Will man lieber den Kontakt zur eigenen Region wahren oder den Schritt in das Unbekannte wagen und sich möglichst weit vom Elternhaus entfernen? Ebenso spielt die Größe der Stadt eine wichtige Rolle. Eine Kleinstadt bietet die angemessene Ruhe, um sich auf sein Studium zu konzentrieren, während es in einer Großstadt einfacher ist, vielfältige Kontakte zu knüpfen.

Höhe der Miete am Hochschulort

Ferner sollte man sich fragen, ob das eigene Budget für einen bestimmten Hochschulort ausreicht, denn die Mietunterschiede in deutschen Städten sind sehr groß. So zählen beispielsweise München, Stuttgart und Frankfurt zu den teuren Städten, während die Mieten in Berlin oder Dresden vergleichsweise günstig sind.

Zahl der studentischen Wohnheimplätze

Eine günstige Alternative zu einem Privatzimmer ist ein studentischer Wohnheimplatz. Hier sollte man sich vorab nicht nur über die Preise informieren, sondern auch über das bestehende Angebot. Je mehr Studierende einen Wohnheimplatz suchen, desto länger sind die Wartezeiten.

Lebenshaltungskosten in der Region

Neben den Mietkosten sollte man auch die Lebenshaltungskosten nicht außer Acht lassen, da diese einen Großteil des monatlichen Budgets verschlingen. Hier gilt die Faustregel: Je größer eine Stadt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, Geschäfte mit günstigen Angeboten zu finden.

Möglichkeiten zum Jobben

Studierende, die ihr Studium teilweise oder vollständig selbst finanzieren, sollten die Arbeitsmarktlage am zukünftigen Hochschulort unter die Lupe nehmen. Gibt es in der Stadt und der umliegenden Region eine gute Wirtschaftsstruktur? Mittels der vorhandenen Stellenangebote im Internet lässt sich ein schneller Überblick gewinnen, wie gut die Aussichten für einen Job in einer bestimmten Stadt sind.

Mentalität der Menschen am Hochschulort

Wie wohl man sich an seinem Studienort fühlt, hängt auch von der Mentalität der Einwohner ab. In Großstädten gelingt die Eingewöhnung in der Regel schneller als in kleineren Orten mit provinziellem Charakter, wo man als Zugezogener zunächst einen Außenseiterstatus hat.

Freizeitmöglichkeiten und Kulturangebote

Die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und das Kulturangebot sind in einer Großstadt vielfältiger als in einem kleinen Ort. Das studentische Leben spielt sich hier in der Regel nicht nur an der Universität, sondern auch in der Stadt ab. Wer hingegen die Beschaulichkeit liebt, wird sich vermutlich in einer Kleinstadt wohler fühlen.

Verkehrsverbindungen und Nahverkehrspreise

Wer kein eigenes Auto besitzt, sollte sich über die Verkehrsverbindungen und -preise am Hochschulort informieren. Außerdem lässt sich an zahlreichen Hochschulen das komplette Streckennetz der Region mit dem Studierendenausweis kostenlos nutzen.

Größe und Beliebtheit der Hochschule

An den großen Universitäten Deutschlands, wie in Köln oder München, studieren über 40.000 Studenten. Das Fächerangebot ist hier umfangreicher als an kleinen Hochschulen. Bei der Wahl der Hochschule sollte man nicht nur auf ihren Ruf achten, sondern ob sie die ideale Wahl für das eigene Studienfach ist.

Fachstudiendauer

Die Studiendauer eines Faches kann von Studienort zu Studienort variieren, daher sollte die Wahl der Hochschule auch von der voraussichtlichen Studienzeit abhängig gemacht werden.

Umfang der wissenschaftlichen Einrichtungen

Umfangreiche wissenschaftliche Einrichtungen, wie Bibliotheken oder Labore, sprechen für die Qualität einer Universität. Inwiefern man selbst in den Genuss dieser Einrichtungen kommt, hängt aber auch von der Zahl der Studierenden an der Universität sowie der Studentenzahl im eigenen Fachbereich ab.

Anzahl der Studierenden im jeweiligen Fach

Je niedriger die Studierendenzahl eines bestimmten Faches ist, desto persönlicher ist das Studium. Der Austausch unter Kommilitonen ist direkter und die Betreuung durch Professoren in der Regel besser.

Zahl der Lehrenden im jeweiligen Fach

Die Zahl der Lehrenden in einem bestimmten Studienfach lässt Rückschlüsse auf die Qualität der Betreuung zu. Gleichzeitig ist sie auch ein wichtiger Hinweis darauf, wie viele Spezialisierungsmöglichkeiten innerhalb eines Faches vorhanden sind.

Schwerpunkte und Ausrichtung des Faches

Die Schwerpunkte und die Ausrichtung eines Studienfaches unterscheiden sich an den einzelnen Hochschulen. Daher sollte das gesamte Angebot eines Fachbereichs, wie etwa zusätzliche Veranstaltungen, Austauschprogramme und Kooperationen mit Unternehmen oder ausländischen Universitäten, geprüft werden.

Anforderungen in Bezug auf Einzel- und Abschlussprüfungen

Um negative Überraschungen zu vermeiden, sollte man im Vorfeld die Studien- und Prüfungsordnungen der einzelnen Hochschulen vergleichen, um die speziellen Prüfungsanforderungen zu kennen.

Universität oder Fachhochschule?

Entwicklungen der letzten Jahre, insbesondere der Bologna-Prozess haben zu einer Veränderung der Studienlandschaft in Richtung auf eine stärkere Verschulung geführt. Kein Wunder, dass im Zuge dieser Entwicklung auch die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen an Bedeutung verlieren.
Es gibt zwei Messpunkte, an denen der angehende Student ablesen kann, ob für ihn eher die Universität oder die Fachhochschule als Studienstätte in Frage kommt. Diese Messpunkte lassen sich mit den Stichpunkten wissenschaftliche Karriere und internationale Karriere beschreiben. Wer sicher ist, dass er nach dem Studium promovieren will und wer darüber hinaus eine wissenschaftliche Arbeit als sein Berufsziel ansieht, der ist an einer Universität am passenderen Ort. Wer sich in seinen Berufsträumen als Mitarbeiter eines ausländischen Unternehmens sieht, könnte ebenfalls mit einem Studium an einer Universität bessere Chancen haben. Der Grund liegt darin, dass Personalentscheider aus dem Ausland oft keinen Überblick über das deutsche Bildungssystem haben. Sie wissen zwar, was sie von Universitätsabsolventen zu halten haben. Aber Fachhochschulen? Da besteht die Gefahr, dass die ausgezeichneten FHs hierzulande mit anderen, weniger guten Bildungsstätten anderer Länder verwechselt werden.
Für wen die beiden genannten Kriterien nicht zutreffen, der kann sich, ohne Nachteile zu befürchten, an einer Fachhochschule einschreiben. Der Weg in die Praxis des Berufslebens ist über die FH weit offen, das gilt auch für eine Laufbahn im öffentlichen Dienst. Mit einem Master-Diplom einer Fachhochschule ist auch der Zugang zu einer Promotion offen, ebenso auch der Master-Studiengang einer Universität, wenn man den Bachelor einer FH oder einer Berufsakademie hat. Allerdings können die Universitäten zusätzliche Leistungen verlangen und überhaupt ist es schwieriger, mit einem FH-Bachelor einen Platz an einer Universität zu bekommen. Es mag sein, dass hier die alten Gräben zwischen Universitäten und Fachhochschulen noch nicht zugeschüttet sind.
Allgemein wichtig ist, den Master-Studiengang zu finden, der die eigenen Vorstellungen erfüllt. Uni oder FH ist dann meist eine zweitrangige Frage.