Soziologie

Soziologie: 1. Auffassungen von der Gesellschaft, sozialtheoretisches Denken, Gesellschaftslehre.

2. Wissenschaft, die gesetzmäßige Zusammenhänge, Ursachen und Triebkräfte gesellschaftlicher Prozesse und Verhaltensweisen untersucht. Als Begründer der bürgerlichen Soziologie gilt A. Comte. Soziologische Überlegungen gab es bereits in der Antike. Mit der Ausarbeitung des historischen Materialismus (dialektischer und historischer Materialismus) durch K Marx und F. Engels wurde die Soziologie «zum ersten Mal in den Rang einer Wissenschaft erhoben» (W. I. Lenin). Der historische Materialismus ist als Sozialphilosophie zugleich allgemeine soziologische Theorie und Fundament der marxistisch-leninist. Soziologie. Die Soziologie umfasst allgemeine (sozialphilosophische) Theorien und spezielle (zum Beispiel Theorie der Sozialstruktur, der Lebensweise, der sozialen Gruppen, der Persönlichkeit); daneben entwickelten sich zahlreiche Zweig-Soziologie (Arbeitssoziologie, Industriesoziologie, Betriebssoziologie, Familiensoziologie, Jugendsoziologie, Alterssoziologie, Stadtsoziologie, Territorialsoziologie, Agrarsoziologie, Wissenschaftssoziologie, Religionssoziologie, Rechtssoziologie, Sprach-Soziologie unter anderem). Sie stehen untereinander in engem Zusammenhang (zum Beispiel Stadt- und Familiensoziologie, Arbeits- und Industriesoziologie) und schließen Erkenntnisse und Methoden anderer Disziplinen ein. Wesentlich für die marxistisch-leninistischen Soziologie ist die Erforschung der sozialen Erscheinungen und Prozesse in ihrer Komplexität und Verflechtung sowie die Verbindung von empirischer Forschung in konkreten gesellschaftlichen Bereichen mit theoretischer Verallgemeinerung. Erhebungsmethoden der Soziologie sind Beobachtung, Befragung, Dokumentenanalyse, Inhaltsanalyse, gruppenanalytische Methoden (Soziometrie) unter anderem statistische Verfahren, die bei Stichproben und der Datenaufbereitung angewandt werden, haben mit der Entwicklung der Computertechnik an Bedeutung gewonnen. Die marxistisch-leninistische Soziologie leistet durch ihre analytischen Tätigkeit, ihr empirisches Tatsachenmaterial und ihre theoretischen Aussagen einen wichtigen Beitrag zur Planung und Leitung sozialer Prozesse in der sozialistischen Gesellschaft. Die bürgerliche Soziologie verbreitete sich besonders mit dem Entstehen des Imperialismus. Sie versuchte, dem historischen Materialismus Gesellschaftstheorien entgegenzustellen, die durch formale, enthistorisierende und subjektivistische Darstellung revolutionäre Konsequenzen umgehen. Heute nimmt sie ihre Funktion in vielerlei Strömungen wahr; es erscheinen aber auch sozialkritische Arbeiten, in denen das Unbehagen über imperialistische Politik und unheilbare Gebrechen des Kapitalismus Ausdruck findet. Siehe auch International Sociological Association.

Soziologismus: bürgerliche ideologische Konzeption der Vergesellschaftung; geht auf E. Dürkheim zurück. Die ideellen Komponenten des gesellschaftlichen Lebens werden in den Rang eines Subjekts der sozialen Wirklichkeit gehoben und dienen als Bestimmungsgrund in den Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft. Das Individuum erhält seine soziale Formung und Bestimmung durch die Verinnerlichung sozialer Normen.